24. März 2023
Rente: Reichen 500.000 Euro für den Ruhestand?

Rente: Reichen 500.000 Euro für den Ruhestand?

Wie viel Geld braucht ein Rentner zum Leben? Die große Frage dieses Artikels lautet: Reicht eine halbe Million Euro für den Ruhestand?

Diese Frage stellt sich jeder früher oder später einmal. Eine Faustregel der Stiftung Warentest beziffert das benötigte monatliche Einkommen im Ruhestand auf rund 80 Prozent des vorherigen Nettolohns. Die gesetzliche Rente ist dabei nur noch eine Grundsicherung. Denn das Rentenniveau in Deutschland sinkt.

Wie viel Geld ist ausreichend, um sorgenfrei in den Ruhestand zu gehen? Die häufig genannte Summe von 500.000 Euro ist ein realistischer Betrag, den viele Gutverdiener im Laufe ihres Arbeitslebens zur Seite legen können. Allerdings wachsen die Bäume damit nicht in den Himmel. Vielmehr ist es notwendig, dass man einen Plan für den Verzehr hat und man weiß, welche Rendite für den Kapitalerhalt notwendig ist.

Finanzplan als Grundlage für den Ruhestand

Am Beginn steht ein Kassensturz. Wie viel Geld benötige ich, um meine laufenden Kosten zu decken und wie hoch sind meine monatlichen Einnahmen durch die gesetzliche Rente und eventueller Zusatzrenten? Auch zukünftige einmalige Aufwendungen sollte man berücksichtigen. Idealerweise bietet sich dafür ein vollständiger Finanzplan an.

Im Alter sollte das Kapital dann für monatliche Entnahmen zur Verfügung stehen. Wie viel Geld entnommen wird, ist von weiteren Fragen abhängig:
• Soll das Kapital komplett verzehrt werden oder in der Substanz erhalten bleiben?
• Wie lange soll das Kapital reichen?
• Welche Rendite wollen Sie nach Steuern mit Ihrem Kapital erzielen und wie ist ihre Risikoeinstellung?

Zu alt für Aktien ist man nie

Die wohl populärste Entnahmestrategie ist die 4-Prozent-Regel. Sie besagt, dass man einem diversifizierten Aktien-Portfolio über einen Zeitraum von 30 Jahren in jedem Jahr vier Prozent des Anfangswertes entnehmen kann, ohne das Vermögen vorzeitig zu verbrauchen. Bei einem Startkapital von 500.000 Euro könnte man also mit einer Entnahme von 20.000 Euro pro Jahr rechnen. Wie alle Faustformeln bietet diese Regel nur einen ersten Anhaltspunkt.

Vor allem muss man bereit sein, das Kapital in ein diversifiziertes Aktien Portfolio zu investieren. Nach wie vor hält sich der Irrglaube, im Alter sollte man die Aktienquote senken, weil sich Verluste nicht mehr so einfach aussitzen lassen. Für die Festlegung der richtigen Aktienquote wird dann gerne auf die Regel „100 minus Lebensalter“ verwiesen. Diese erscheint logisch. Die Quote schwankungsintensiver Anlageformen wie Aktien am Gesamtvermögen sinkt demnach mit zunehmendem Alter. Für einen angehenden Rentner von 65 Jahren würde dies eine maximale Aktienquote von 35 Prozent; im hohen Alter von 85 Jahren von nur noch 15 Prozent bedeuten. Ob diese auf den ersten Blick eingängige Regel in der derzeitigen Marktphase gültig ist, sollte man kritisch hinterfragen. Die Vier-Prozent-Regel würde dann nicht mehr greifen. Entweder wird dann der Entnahmebetrag reduziert oder ein Kapitalverzehr akzeptiert.

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Auf jeden Fall sollte die Anlage zur individuellen Risikoeinstellung passen. Wer seine persönliche Risikotragfähigkeit falsch einschätzt, wird mit seiner Anlageentscheidung nicht glücklich werden. Das Risiko, falsche emotionsgetriebene Entscheidungen zu treffen, steigt. Ein vollständiger Finanzplan bietet dann das ideale Rüstzeug, um auf alle Eventualitäten vorbereitet zu sein. Aber Faustformeln ersetzen keine individuelle Beratung.

Über den Autor: Markus Richert

Markus Richert ist Finanzplaner bei der Portfolio Concept Vermögensmanagement GmbH in Köln