Mit 40 in Rente gehen – wie ist das möglich?
Das Studium mit 23 Jahren abschließen, 17 Jahre arbeiten und mit 40 in den Ruhestand gehen. Ist der frühe Start in die Rente mit ETFs möglich?
Was für die meisten nach reiner Utopie klingt, ist für andere ein festgesetztes Ziel. Bei den neuen Generationen X und Y liegt der Lebensfokus nämlich auf dem Genuss der begrenzten Lebenszeit.
Die FIRE-Bewegung („Financial Independece, Retire Early“), die in den USA den Grundstein für diese Philosophie gelegt hat, strebt nach frühzeitiger finanzieller Unabhängigkeit. Ein gutes Gehalt und hohe Sparquote sollen dies realisieren. Wie genau Ihnen das gelingen kann, zeigen wir Ihnen jetzt.
Berechnen Sie Ihren Finanzbedarf in der Rente
Am Anfang müssen Sie Ihren laufenden Finanzbedarf berechnen. Darunter fallen sämtliche Fixkosten (Miete, Versicherungen, Energieverträge, Abos) sowie auch eine Schätzung der variablen Kosten (Lebensmittel, Trinken, Hobbies, Luxus etc.). Planen Sie Kinder, dann sollten Sie diese zusätzlichen Kosten antizipieren und in die Finanzplanung mit aufnehmen. Im Durchschnitt erhöhen sich die monatlichen Ausgaben durch ein Kind im Haushalt um ca. 600 Euro.
Auch gesundheitliche Risiken sollten Sie in Ihrer Planung berücksichtigen. Im Alter steigt die Wahrscheinlichkeit für außerordentliche Gesundheitskosten (z.B. Therapien, Medikamente). Tragen Sie die gesamten Kosten in einer Übersicht ein, und berechnen Sie die Summe. Lassen Sie uns für das nachfolgende Beispiel mit einem monatlichen Finanzbedarf von 3.500 Euro rechnen (42.000 Euro p.a.).
So viel Vermögen müssen Sie aufbauen
Wie hoch müssen Ihre Ersparnisse sein, um für den Rest Ihres Lebens davon leben zu können. In einer umfangreichen Studie (Trinity Study/USA) hat sich die sogenannte Vier-Prozent-Regel zur Berechnung durchgesetzt. Ihr zufolge sind jährliche Vermögensentnahmen von bis zu vier Prozent erlaubt, da somit eine ausreichende Vermögenssubstanz erhalten bleibt.
Dieser Regel zufolge müssen Sie Ihre jährlichen Lebenshaltungskosten mit dem Faktor 25 multiplizieren, um die notwendige Sparsumme zu ermitteln. In unserem konkreten Fall würde dies bedeuten: 25 x 42.000 Euro = 1.050.000 Euro.
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Die zuständigen Forscher der Trinity-Universität aus Texas haben dazu in ihren Simulationen fiktives Vermögen über einen Zeitraum von 30 Jahren angelegt (Aktien, Anleihen). Mittlerweile wurde die Vier-Prozent-Regel über diesen Zeitraum hinweg sogar erweitert, sodass Experten davon ausgehen, dass das Vermögen bei Abbuchungen von vier Prozent pro Jahr noch viel länger ausreicht. Das Ganze basiert auf dem Prinzip der Zinsen und Zinseszinsen. Bei einer ausgewogenen Geldanlage, können Sie nach Inflation mit einer durchschnittlichen Rendite von rund 4,5 Prozent pro Jahr rechnen. Wer weniger Risiko eingehen möchte (d.h. weniger Rendite), benötigt logischerweise eine höhere Sparsumme.
[table “450” not found /]Die Zahlen zeigen, dass Sie sehr eine hohe Sparquoten benötigen würden, um bei der unterstellten Rendite das o.g. Sparziel zu erreichen. Es ist für die meisten Anleger unrealistisch! Bereits im Alter von 5 Jahren müssten Eltern beginne, mehr als 1000 Euro pro Monat für ihr Kind anzulegen. Hier kommt auch einer der großen Kritikpunkte am frugalistischen Lebensstil her. Die wenigsten Menschen können eine so hohe Sparquote aufrufen, ohne auf bestimmte (wichtige) Dinge im Leben zu verzichten.
Die einzigen Möglichkeiten: Die Laufzeit verlängern (also das Reneteneintrittsalter nach hinten verschieben), das Sparziel deutlich nach unten korrigieren (viele Frugalisten streben ca. 400.000 Euro an) oder aber die Renditen signifikant erhöhen, was jedoch möglicherweise mit sehr hohen Risiken verbunden wäre.
Fazit: Lohnt es sich?
Ob sich dieser Schritt lohnt, ist eine persönliche Frage, die jeder für sich selbst beantworten muss. Mir fehlt der Sinn hinter solch einem Lebensstil. Zwar bin ich davon überzeugt, dass ein minimalistischer Lebensstil dabei hilft, uns auf das zu fokussieren, was uns wirklich glücklich macht – jedoch sollte man nicht auf alles verzichten. Ebenso wie Aktienkurse, können wir niemals vorhersehen, wie es uns in 20 Jahren gehen wird.
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Die Rente ist für viele Menschen die Flucht aus dem Arbeitsleben. Das ist für mich hingegen ein starkes Signal dafür, dass Sie sich kritisch mit der Frage auseinandersetzen sollten, ob Sie mit Ihrem Job glücklich sind. Wer seine Arbeit nicht als Job/Pflicht betrachtet, der hat auch keine Eile in Rente zu gehen – ganz im Gegenteil. Wollen Sie beispielsweise die Welt bereisen? Dann suchen Sie sich einen Remote-Job anstatt 20 Jahre zu warten, bis Sie genug Geld auf dem Konto haben. Alternativ können Sie dafür sparen früher in Rente zu gehen, z.B. mit 55 oder mit 60 – damit nehmen Sie sich ebenfalls Druck.