Kommentar: Liebe Bundesregierung, wir brauchen in Deutschland ein Anlagesparkonto
Die EU-Kommission empfiehlt das steuergeförderte Anlagesparkonto. Wir fordern von der Bundesregierung: Das brauchen wir unbedingt auch in Deutschland.
Die EU-Kommission hat jüngst mit einem aus unserer Sicht tollen Vorschlag aufgewartet: Sie empfiehlt steuergeförderte Anlagesparkonten in Europa einzuführen, um die Aktien- und Wertpapieranlage zu stärken. Gemeint sind konkret steuerlich geförderte Wertpapierdepots, in die Aktien, Aktienfonds, ETFs und andere Wertpapiere fließen. Das Angebot erfolgt privat durch lizenzierte Finanzdienstleister. Zusätzliche Anforderungen wie zum Beispiel Wertgarantien auf den Depotbestand, Haltefristen oder besondere Beratungspflichten gibt es nicht. Das macht die Anlagesparkonten flexibel in der Handhabung, einfach verständlich und erhöht den Spielraum für ertragreiche Aktienanlagen. Wenn du dein ETF-Weltportfolio über Jahre und noch besser Jahrzehnte kontinuierlich fütterst, sind bei überschaubarem Risiko auf lange Sicht sieben Prozent Jahresrendite drin.
Die Frühstart-Rente reicht nicht, wir brauchen das Anlagesparkonto
Das Anlagekonto wäre also in Deutschland bitter nötig, denn die bisher geplante Frühstart-Rente wird sicher nicht ausreichen, um die Altersvorsorge auf ein wirklich neues Niveau zu hieven. Wenn wir mündige und wohlhabende Bürger wollen, führt kein Weg am Kapitalmarkt vorbei. Die Zeiten, in denen die Geldanlage ausschließlich auf den Namen „Sparbuch“ hörte, sind längst vorbei – auch, wenn das Zinsniveau nicht mehr ganz an der Nulllinie kratzt, wie das noch vor wenigen Jahren der Fall war. Die Inflation schlagen Sparbuch und Festgeld jedenfalls nicht. Zuletzt lag die Teuerung immerhin bei 2,4 Prozent. Nichts geht über die breit gestreute Aktienanlage, am besten über viele Jahre hinweg und noch besser dazu staatlich gefördert.
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Bundesregierung, führen Sie das Anlagesparkonto ein
Wirft man einen Blick auf den aktuellen Global Wealth Report 2025 von Allianz stellt man fest: Deutschland lag Ende 2024 mit einem Netto-Geldvermögen pro Kopf von 86.800 Euro auf Platz 13 von den 57 Ländern dieser Auswertung. Doch interessant ist wer und vor allem warum dieser Staat auf Platz eins liegt. Es sind die USA mit 311.000 Euro.
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Dieser eklatante Unterschied erklärt sich nicht etwa aus den Gehaltsunterschieden zwischen Deutschland und den USA. Der Grund liegt in den Anlagemustern. Während bei den Amerikanern laut dem genannten Report 67 Prozent der neuen Ersparnisse in Wertpapiere flossen, sind es in Westeuropa lediglich 26 Prozent. Die Folge: In den vergangenen zehn Jahren wuchs das Geldvermögen der Nordamerikaner im Schnitt um 6,2 Prozent pro Jahr. In Westeuropa mussten sich dagegen die Haushalte mit 3,8 Prozent begnügen.
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Ein Anlagekonto würde die Teilhabe der Bevölkerung am Produktivkapital erhöhen und würde die Anlegerbasis für Unternehmen stärken. Im europäischen Ausland sehen wir bereits Vorbilder, man blicke nach Schweden, Frankreich oder Italien. Auch Polen wurde jüngst mit einer Sparerförderung aktiv. Wir würden uns also in Deutschland nicht auf unsicheres Terrain begeben, sondern müssten lediglich kopieren, was im Ausland bereits funktioniert. Liebe Bundesregierung, nutzen Sie die Steilvorlage aus Europa und geben Sie uns allen das Anlagesparkonto, die Zeit ist mehr als reif dafür.