Investify hat sein Geschäftsmodell angepasst – und ist abgestürtzt?
Laut den Recherchen des Online-Finanzmagazins Finance Forward ist die Unternehmensbewertung des Kölner Fintechs Investify merklich eingebrochen. Dabei hatte sich der digitale Finanzportfolioverwalter mit Niederlassungen in Luxemburg und Köln mit einem aussichtsreichen Robo-Advisor am deutschen Markt etabliert. Das mag auch mit der Firmenphilosophie von Investify zusammenhängen, denn das Fintech stellt die persönlichen Wünsche seiner Anleger in den Vordergrund, sodass Privatanleger oder Investoren in Themen wie Robotik, Nachhaltigkeit oder auch Wasser investieren können.
Müssen sich Anleger nun Sorgen machen?
Noch im September 2019 ließ Investify in einer Pressemitteilung verkünden, dass für die strategische Entwicklung in den kommenden Jahren „eine Finanzierungsrunde erfolgreich abgeschlossen werden” konnte. Neben einer Erweiterung des Angebotsspektrums – insbesondere im B2B-Bereich – konnte Investify auch das betreute Vermögen, auf über 175 Millionen Euro, deutlich erhöhen.
Harald Brock, der seit März als weiterer Geschäftsführer bei Investify an Bord ist, resümierte: „Die positive Entwicklung von Investify ist ein Ergebnis der konsequenten Ausrichtung des Unternehmens in Richtung B2B-Geschäft. Wir sind sicher, dass wir in naher Zukunft auch im SaaS-Bereich (Anm. d. Red.: Software-as-a-Service) neue Erfolge verkünden können.“
Finanzierungsrunde ohne Erfolg
Nur lief die Finanzierungsrunde nicht ganz so glücklich wie erwartet. Das Online-Magazin Finance Forward beruft sich dabei auf Dokumente aus dem luxemburgischen Handelsregister, die festhalten, dass die Unternehmensbewertung, die einmal bei etwa 23 Millionen Euro lag, „zusammengefallen” sei.
Geschäftsführer Harald Brock glaubt den Grund für die „Neubewertung” bereits zu kennen: „Die Geldgeber haben damals auch investiert, weil sie davon ausgegangen sind, dass der Haspa-Deal zustande kommt.“ Haspa steht für die Stadtsparkasse Hamburg. Die 2017 gestartete Kooperation zwischen der Haspa und Investify hielt nicht lange an: Die Zusammenarbeit wurde 2018 wieder eingestellt.
Mehr B2B – mehr Erfolg?
Außerdem äußerte Geschäftsführer Brock gegenüber Finance Forward die Vermutung, dass der Absturz vor allem der Schwerpunktverlagerung im Geschäftsmodell zu tun habe. Privatanleger kennen Investify in erster Linie dafür, dass sie dort ETFs (Aktien- und Anleihen) mit verschiedenen thematischen Schwerpunkten anlegen. Unlängst rückte jedoch das B2B-Geschäft in den Vordergrund, genauer: die Entwicklung technischer Plattformen für Unternehmen.
Geschäftsführer Brock bewertet die Chancen dieses Marktes so „Unsere Partner können unter ihrer Marke zum Beispiel eine digitale Vermögensverwaltung, innovative Sparverträge oder den digitalen Fondsvertrieb über die Investify-Plattform anbieten. (…) Die Verhandlungen mit weiteren Partnern sind auf der Zielgeraden.“ Es bleibt also (noch) abzuwarten, welche Erfolge das angepasste Geschäftsmodell zeigen wird.