19. Februar 2022

ETF-Sparplan und fondsgebundene Rentenversicherung – was sind die Unterschiede?

Jeder, der sich mit privater Altersvorsorge beschäftigt, stößt früher oder später auf Angebote für eine fondsgebundene Rentenversicherung. Dies ist nichts anderes als ein Fondssparplan mit Versicherungsmantel. Das Produkt hat durchaus Vorteile – doch es gibt auch einige Tücken.

Der demografische Wandel und das damit einhergehende sinkende Rentenniveau sorgen dafür, dass unsere zu erwartenden gesetzlichen Rentenleistungen nicht mehr zur Deckung des notwendigen Finanzbedarfs im Alter ausreichen. Wer nicht privat vorsorgt, steht im Zweifel vor Finanzlöchern, die nur mit schmerzhaften Einschnitten im Lebensstandard kompensiert werden können. Aus dem Grund plädiere ich für eine frühzeitige Vorsorgeplanung. Doch nicht alle Finanzprodukte eignen sich dafür. Lass uns einmal einen genaueren Blick auf die fondsgebundene Rentenversicherung werfen.

Tipp: Die neue Ausgabe vom Extra-Magazin ist da: Die besten ETF-Sparpläne.

Was ist eine fondsgebundene Rentenversicherung?

Eine fondsgebundene Rentenversicherung ist ein Fondssparplan im Mantel einer Rentenversicherung. Mit dem Modell können Sparer privat für ihr Alter vorsorgen und setzen dabei auf die Stärke des Kapitalmarktes. Mit seinen Beiträgen kauft der Fondssparer Anteile an Aktien-, Renten- oder Immobilienfonds. Der Wert der Rentenversicherung bestimmt sich aus der Entwicklung dieser Anlagen. Steigen die Kurse, hat die Fondsrente eine gute Rendite. Bei schwachen Märkten kann es aber auch zu einem (Teil-)Verlust der eingezahlten Beiträge kommen. Als Versicherungsnehmer zahlst du entweder monatlich ein (z.B. 150 Euro monatlich) oder per Einmalbetrag (z.B. 50.000 Euro).

Im Vergleich zu zinsgebundenen Produkten – wie einer „klassischen“ Rentenversicherung – bietet eine fondsgebundene Rentenversicherung höhere Renditeaussichten. Das Risiko ist jedoch logischerweise ebenfalls höher. Wie hoch das Anlagerisiko ist, kannst du bis zu einem gewissen Grad selbst steuern – je nachdem, ob du in Aktienfonds investierst oder in Fonds mit weniger Risiko.

Tipp: ETF-Empfehlungslisten – hier findest du die besten ETFs zu allen wichtigen Anlageklassen.

Die Kosten sind hoch

Von den eingezahlten Beträgen werden zunächst die Verwaltungs- und Vertriebsgebühren direkt abgezogen. Dadurch wird nur ein reduzierter Betrag in den Investmentfonds angelegt. Der Versicherungsnehmer muss die Vermittler-Provision und die Verwaltungsgebühren, also die Abschlusskosten, in den ersten Jahren entrichten. Diese werden also in den ersten Jahren mit den Beiträgen abbezahlt.

Daher fließt anfangs nur ein Teil der Beiträge in die Fonds und wird tatsächlich angespart. Die Abschlusskosten von fondsgebundenen Rentenversicherungen können übrigens sehr schnell mehrere tausend Euro betragen. Nehmen wir an, du bist 30 Jahre jung und möchtest 300 Euro monatlich sparen bis zum 67. Lebensjahr. Das bedeutet, dass du insgesamt 133.200 Euro in den Vertrag einzahlen würdest über die Laufzeit. Die Versicherung darf dir 2,5 Prozent auf Basis der voraussichtlich einzuzahlenden Beiträge als Abschlusskosten berechnen. Dies wären mehr als 3.000 Euro.

Zusätzlich gibt es während der gesamten Vertragslaufzeit Managementkosten für die Fonds und die Verwaltungskosten der Versicherung. Je nach Anbieter können hier zusätzlich bis zu zwei Prozent jährliche Kosten entstehen, da sehr viele Versicherungen immer noch auf aktive Investmentfonds setzen. Aktienfonds berechnen hierbei noch oft 1,2 bis 1,8 Prozent Verwaltungsgebühren.

Zusätzliche Kosten kann ein Hinterbliebenenschutz verursachen. Hierbei wird Angehörigen ein Betrag garantiert, sofern der Versicherungsnehmer sterben sollte. Außerdem bieten viele Versicherungen zusätzliche Garantie-Bausteine an. Meist wird dann ein Teil der Beiträge in weniger riskante Anlagen investiert, um zumindest die eingezahlten Prämien zu garantieren. Diese Garantien kosten extra und senken die mögliche Rendite.

Rente oder Einmalzahlung

Die Fondsrente kannst du über verschiedene Versicherungen abschließen. Die Gesellschaften legen die eingezahlten Beträge dann für die Sparer an. Das Ziel: Auf lange Sicht soll von steigenden Kursen bei den Vermögenswerten profitiert werden. Für die Auszahlung kannst du zwischen zwei Methoden wählen: Einerseits kannst du dir den gesamten Betrag zu Rentenbeginn auszahlen lassen. Alternativ kannst du dich für eine lebenslange monatliche Rentenzahlung entscheiden. Eine Teilzahlung ist grundsätzlich nicht möglich.

Die Höhe der Rentenzahlung wird nicht garantiert. Bei Abschluss der Versicherung wird der sogenannte Rentenfaktor berechnet. Dieser gibt an, wie viel monatliche Rente du pro 10.000 Euro aufgebautem Kapital erhältst. Wichtiger Hinweis: Auch dieser Faktor kann nur prognostiziert werden. Erst zu Rentenbeginn weißt du, wie viel Rente du bekommst. Liegt der Rentenfaktor bei 10, erhältst du bei 100.000 Euro Kapital eine Rente von 100 Euro pro Monat.

Gibt es Steuervorteile?

Während der gesamten Ansparphase zahlst als Sparer keine Steuern. Ihr Freistellungsauftrag für Kapitalerträge sowie der Sparerpauschbetrag werden nicht belastet. Dies ist einer der größten Vorteile einer fondsgebundenen Rentenversicherung. Zinsen, Kursgewinne und Dividenden werden somit über die Laufzeit vollkommen steuerfrei vereinnahmt.

Sobald du Rentenzahlungen erhalten, wird lediglich ein geringer Anteil des Einkommens – der sogenannte Ertragsanteil – mit deinem persönlichen Steuersatz belastet. Das bedeutet: Nur die Gewinne, die während der Laufzeit erzielt wurden, werden für die Besteuerung deiner Rente herangezogen. Da du voraussichtlich im Alter einen niedrigeren Steuersatz haben wirst als heute, dürfte somit ebenfalls ein leichter Steuervorteil anfallen.

Entscheidest du dich hingegen für die Gesamtauszahlung der Rentenversicherung, so wird – bei einem Renteneintritt ab 62 Jahren und nach einer Vertragslaufzeit von mindestens zwölf Jahren – nur die Hälfte deiner Kapitalerträge besteuert. Bei Verträgen, die vor dem 1. Januar 2012 abgeschlossen wurden, greift diese Regelung bereits bei einem Rentenstart ab 60 Jahren. Das sind sogenannte Altverträge.

Die Beiträge zur fondsgebundenen Rentenversicherung sind im Vergleich zur Riester-Rente übrigens nicht steuerlich absetzbar. Wer die Rentenversicherung vor dem Ende der Laufzeit auflöst, muss 25 Prozent Abgeltungssteuer zahlen. Außerdem fallen in dem Fall weitere Kosten an, die nicht zu unterschätzen sind. Eine Anlage bis zum Laufzeitende ist in jedem Fall empfehlenswert.

Die größten Nachteile

Neben den hohen Abschlusskosten und den hohen Kosten für die jährliche Verwaltung fallen noch weitere Nachteile an. Man ist zum Beispiel mit einer fondsgebundenen Rentenversicherung relativ unflexibel. Eine frühzeitige Kündigung ist neben steuerlichen

Aspekten mit hohen Kosten zur Kompensation an die Versicherungsgesellschaft verbunden. Das bedeutet: Im Notfall kommt man nur mit deutlichen Abzügen an sein Geld, wenn man es denn muss. Im Fall von Arbeitslosigkeit oder weiteren Notlagen kann man die fondsgebundene Rentenversicherung lediglich beitragsfrei stellen. Zudem ist die Auswahl der Fonds beschränkt. Die Qualität der Fonds weicht von Anbieter zu Anbieter ab. Da es sich um aktiv gemanagte Fonds handelt, liegen die Verwaltungskosten weit über denen eines passiven ETF-Portfolios. Die Performance ist selten besser, so dass die Kostennachteile nicht kompensiert werden können. Auch Zusatzversicherungen, um Hinterbliebene abzusichern oder die bereits erwähnten Garantie-Bausteine lohnen sich finanziell nicht und erhöhen einfach nur die Komplexität der Versicherung.

Was macht ein ETF-Sparplan anders als eine Fondsrente?

Bevor man gar nichts tut für die private Alterssicherung, sollte man sich dann doch lieber für eine fondsgebundene Rentenversicherung entscheiden. Private Altersvorsorge ist etwas, worum wir uns alle kümmern sollten. Das sinkende Rentenniveau ist besorgniserregend. Wer seinen Lebensstandard zu Rentenbeginn halten möchte, fängt möglichst früh mit dem Vermögensaufbau an.

Ich persönlich setze jedoch lieber auf eine selbstbestimmte Geldanlage über ETFs. Dies birgt massive Vorteile. Die Verwaltungskosten liegen nur bei einem Bruchteil der Gebühren einer Versicherungslösung. Abschlusskosten fallen zudem gar nicht erst an. Das ist einer der größten Vorteile von ETF-Sparplänen. Das bedeutet: Am Ende der Laufzeit kommt bei einer reinen Buy-and-hold-Strategie in einem Sparplan auf einen Aktien-ETF definitiv ein höheres Endkapital heraus als bei einer fondsgebundenen Rentenversicherung.

Die viel günstigere Kostenstruktur von ETF-Sparplänen ermöglicht dir, dass mehr Sparkapital und logischerweise auch höhere Gewinne bei dir ankommen. Allerdings musst du dich bei einem ETF-Sparplan selbst um die Verwahrung in einem Depot kümmern und auch selbstständig Entscheidungen treffen. Dies betrifft die Höhe Ihrer Sparrate, die Auswahl der ETFs und natürlich auch, ob du zwischenzeitlich einmal einen ETF-Tausch vornehmen möchtest. All das muss man auf dem Schirm haben.

Ein ETF-Sparplan ermöglicht dir zudem eine höhere Flexibilität. Du kommst jederzeit an dein Geld. Dies kann man als Vorteil betrachten, aber auch als Nachteil. Denn so ist es definitiv möglich, dass du dein Kapital, das du für die Rente planen, zwischenzeitlich für den Konsum verwendest. Es ist bei einem ETF-Sparplan also ein gewisses Maß an Selbstdisziplin erforderlich. Du solltest zudem beachten, dass du während der Laufzeit der ETF-Sparpläne eventuelle Dividenden und Zinsausschüttungen potenziell versteuern müssten, wenn dein Freibetrag überschritten wird. Dies kannst du zum Teil jedoch über thesaurierende ETFs umschiffen, die ihre Erträge automatisiert wieder anlegen. Allerdings muss man fairerweise zugeben, dass die fondsgebundene Rentenversicherung während der Laufzeit einige Steuervorteile aufweist, die dir mit ETF-Sparplänen verwehrt bleiben.

Fazit

Eine fondsgebundene Rentenversicherung ist in der Regel viel teurer als ein ETF-Sparplan. Allerdings gibt es während der Laufzeit interessante Steuervorteile. Es ist jedoch nicht so einfach, vor der Rente sein Kapital zu entnehmen. Wer ein höheres Endvermögen anstrebt, ist mit ETF-Sparplänen besser beraten.