Deshalb haben Dividendentitel und Anleihen enormes Potenzial
Multi-Asset-Anlegerinnen und Anleger können aufatmen. Auch wer auf Dividendentitel und Anleihen setzt, kann optimistisch in die Zukunft blicken.
Nach einem schwierigen Jahr 2022, in dem es nur wenige sichere Häfen gab, kam es 2023 zu einer Trendwende an den Aktien- und einer Stabilisierung an den Anleihenmärkten. Allerdings verläuft die Erholung für ertragsorientierte Anlageklassen etwas langsamer als erhofft – so stellt sich die Frage, ob und wann das Erholungspotenzial endlich ausgeschöpft werden kann. Nach Ansicht von Michael Schoenhaut, Portfolio-Manager für Multi-Asset-Income-Strategien bei J.P. Morgan Asset Management, gibt es gute Gründe, sowohl bei Aktien als auch bei Anleihen optimistisch zu sein. Vor allem für Dividendentitel sieht Schoenhaut enormes Aufholpotenzial. Aber auch der Anleihenmarkt wird profitieren, wenn der Zinserhöhungszyklus endet. So ist er überzeugt, dass auch wenn aktuell Spareinlagen und Tagesgelder wieder attraktiv sind, „eine ertragsorientierte Multi-Asset-Strategie langfristig Kapitalzuwächse bietet, die deutlich über dem Geldmarkt liegen.“
Dividendentitel bieten Chancen
Der Blick auf die Aktienmärkte zeigt: die Aktienrally in diesem Jahr wurde nur von einigen wenigen Titeln getrieben. Während die Top-10-Aktien des MSCI World All Country Index – fast ausschließlich aus dem Technologiesektor – seit Jahresbeginn per Ende September durchschnittlich 66,1 Prozent zulegten, gewann der restliche Markt nur durchschnittlich 3,6 Prozent. „Diese Konzentration auf wenige Growth-Werte hat zu einem deutlichen Ertragsgefälle zu Dividendentiteln geführt. Während globale Aktien im Durchschnitt um mehr als elf Prozent gestiegen sind, hinken Dividendentitel in diesem Jahr bislang mit einem Zuwachs von zwei Prozent hinterher“, stellt Portfolio-Manager Schoenhaut fest.
Abgesehen von der Pandemie sei der Abstand zwischen den Bewertungen der Top-10-Aktien und dem restlichen Markt so groß wie seit dem Jahr 2000 nicht mehr. Sobald sich diese Bewertungsschere schließt, sollten die Dividendentitel wieder Auftrieb erhalten. Weiteres Dividendenwachstumspotenzial sieht Schoenhaut darin, dass die Ausschüttungsquoten noch nicht wieder das Niveau vor der Pandemie erreicht haben. „Sicherlich liegen Dividendentitel in diesem Jahr bisher hinter den Erwartungen zurück, aber die Erfahrung zeigt, dass das Aufholpotenzial groß ist und sich die Geduld auszahlen sollte“, sagt Schoenhaut.
Was kommt nach den Zinsanstiegen?
Für Anleiheninvestoren war das Jahr 2023 bisher von anhaltender Volatilität geprägt. Nach dem starken Renditeanstieg im Jahr 2022 bewegten sich die Renditen zehnjähriger US-Staatsanleihen dieses Jahr in einer Bandbreite von 3,3 bis 4,6 Prozent. „Der jüngste Spitzenwert von 4,8 Prozent ist der höchste Stand seit 2007 – und trotz des volatilen Renditeanstiegs verzeichneten die breiten Anleihenmärkte seit Jahresbeginn unveränderte bis leicht positive Erträge. Dies verdeutlicht die Ertragsasymmetrie, die mit höheren Anfangsrenditen bei Anleihen einhergeht, und zeigt, wie attraktiv es im aktuellen Umfeld ist, die laufende Verzinsung und Duration in den Portfolios zu erhöhen“, erklärt Schoenhaut.
Für ertragsorientierte Multi-Asset-Investoren bieten sich laut Schoenhaut nach den massiven Zinserhöhungen nun besonders attraktive Renditen, da die Fed in die letzte Phase ihres Zinserhöhungszyklus eintritt. „Nach einem Höchststand der US-Leitzinsen waren die Anleihenerträge bei Bonitätsstarken Papieren in den letzten 40 Jahren immer positiv. Dieses Muster gilt unabhängig von der konjunkturellen Entwicklung, also unabhängig davon, ob es letztlich zu einer weichen oder harten Landung kam“, betont Schoenhaut, wobei der Fed tatsächlich nur 1994 eine weiche Landung gelang. Und so sieht es der Income-Manager in der aktuellen Phase als sinnvoll an, die Duration im Portfolio zu erhöhen. „Das Ende eines Zinserhöhungszyklus brachte in der Vergangenheit kumulierte Anleihenerträge zwischen 11 und 59 Prozent bei Anleihelaufzeiten bis 5 Jahren“, ergänzt Schoenhaut. So hat er im Portfolio des Income-Klassikers JPMorgan Investment Funds – Global Income Fund die Duration auf aktuell 3,9 Jahre erhöht.
Vom Zinsersatz zur Zinsergänzung
Und so sieht Jakob Tanzmeister, Investment Spezialist in der Multi-Asset Solutions Gruppe von J.P. Morgan Asset Management, Spareinlagen oder Tagesgelder auch weiterhin nicht als eine Alternative zu einem ertragsorientierten Multi-Asset-Portfolio an. Wie eine Analyse von J.P. Morgan Asset Management zeigt, schnitt ein ertragsorientiertes Multi-Asset-Portfolio mit ähnlichem Ertragsmuster wie der von Michael Schoenhaut & Team gemanagte Global Income Fund, in einem Umfeld höherer Zinsen von 1991 bis 2007 in 77 Prozent der Fälle besser ab als Tagesgeld, und verzeichnete im Durchschnitt einen höheren rollierenden 1-Jahres-Ertrag.
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„Überträgt man diese historischen Muster auf die heutige Situation, dürften die Aussichten für eine ertragsorientierte Multi-Asset-Strategie weiterhin überzeugend sein und sich möglicherweise sogar verbessern. Die Hauptgründe dafür sind die höheren Anleihenrenditen und ein besseres Diversifikationspotenzial über die Duration“, erklärt Tanzmeister. Zudem gelte es, die zyklischen Schwankungen der Geldmarktsätze und das höhere Wiederanlagerisiko zu berücksichtigen. „Wichtig für Investoren ist es, ein Gleichgewicht zwischen den Erträgen, dem potenziellen Kapitalwachstum und den Risiken zu finden“, fasst Tanzmeister zusammen.
Autor Thomas Brummer
Thomas Brummer war bereits für das Anlegermagazin "Der Aktionär" und das Verbraucherportal biallo.de tätig. Zudem hospitierte er in der Wirtschaftsredaktion der Rheinischen Post in Düsseldorf. Seit 2018 ist er Mitglied der Redaktion und seit 2020 als stellvertretender Chefredakteur für das Anlegerportal extraETF.com und das Extra-Magazin verantwortlich.