Amerika nach der Wahl: Das könnte Präsident Trump für dein Depot bringen
Donald Trump wird erneut US-Präsident. Wir haben uns gefragt, was das für dein Depot bedeuten könnte. Wo bestehen Chancen und Risiken?
Der alte und künftige Präsident der USA heißt Donald Trump. Damit ist der Republikaner der zweite Präsident nach Grover Cleaveland, der nach einer Amtszeit Pause erneut ins Weiße Haus einzieht. Am Ende fiel die US-Wahl wohl wesentlich deutlicher aus als das viele deutsche Beobachter im Vorfeld vermutet haben – obwohl die Buchmacher Trump etwa mit 60 zu 40 Prozent vorne sahen, zwischenzeitlich sogar noch deutlicher. Wir haben bereits eine Woche vor der Wahl auf dieses Phänomen aufmerksam gemacht. Daraus haben wir abgeleitet, dass der Bitcoin deutlich Rückenwind bekommen könnte. Und genauso war es dann auch, nachdem sich sein Sieg abgezeichnet hat. Damit wären wir bereits bei der ersten Assetklasse, die jetzt im Mittelpunkt steht. Aber keine Angst: Das wird kein reiner Artikel für die Krypto-Gemeinde. Wir beleuchten im Anschluss auch den Aktien- und Anleihenmarkt. Denn mit Bitcoin und Co. solltest du ohnehin vorsichtig umgehen – es ist auch kein Muss.
Krypto-Präsident Trump
Die Krypto-Community reagiert auf jedes Signal relativ stark. Wir wissen heute nicht, ob Trump wirklich ernst macht, aber er hat sich im Vorfeld der Wahlen mehrfach für den Bitcoin ausgesprochen. Er will demnach die USA zur „Bitcoin-Supermacht“ machen. Dazu zählt auch der Aufbau einer nationalen Bitcoin-Reserve. Diese „strategische Bitcoin-Reserve“ soll langfristig dabei helfen, die US-Staatsverschuldung zu senken, indem die Federal Reserve über fünf Jahre hinweg schrittweise fünf Prozent der weltweiten Bitcoin-Vorräte ansammelt. „Darüber hinaus wolle er das Bitcoin-Mining im Inland fördern und in den ersten 100 Tagen seiner Amtszeit einen sogenannten Bitcoin Advisory Council installieren“, sagt André Dragosch, Leiter der Research-Abteilung bei Bitwise. Wir werden sehen, doch in einer ersten Reaktion schoss der Bitcoin nach oben.
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Märkte haben Trump kommen sehen
Nicht nur die Wettbüros hatten eine Tendenz. „Die Finanzmärkte hatten dieses Szenario über den letzten Monat bereits teilweise eingepreist. Viele Entwicklungen des letzten Monats setzten sich am Tag nach der Wahl fort: die Renditen auf amerikanische Staatsanleihen steigen auf über 4,4 Prozent, der US-Dollar steigt auf den höchsten Stand des letzten Jahres, Aktien, insbesondere US Mid Caps, reagieren positiv bei rückläufigem VIX-Index. US-Aktien entwickeln sich besser als europäische und chinesische und Bitcoin erreicht ein neues Allzeithoch. Diese Marktreaktionen sind wenig überraschend für das sich abzeichnende Szenario“, erklärt Bernd Meyer, Chefanlagestratege und Leiter Multi Asset bei Berenberg Wealth and Asset Management, in einer ersten Stellungnahme. Das Wahlergebnis ändere nichts an den bisherigen Einschätzung seines Hauses, dass Aktienmärkte nach den Wahlen bis zum Jahresende noch Aufwärtspotenzial haben könnten. Die Zuversicht teilen auch andere Experten. Denn mit dem Comeback Donald Trumps würden auch die Reaganomics zurück in die USA kehren. „Für US-Aktien ist das ein perfektes Szenario. Deregulierung und Steuersenkungen sollten die US-Wirtschaft antreiben“, sagt Benjamin Bente, Geschäftsführer der Vates Invest GmbH.
Weniger Zuversicht in Sachen Jahresendrallye strahlen die Analysten der DWS aus. „Auch wenn das grundlegende Sentiment ist, dass die Märkte Trumps Wirtschaftspolitik den Vorzug geben würden, gibt es eine Handvoll Gründe, diese Wahl nicht als Anlass einer vermeintlichen Jahresendrallye zu deuten“, merkt Björn Jesch, Global Chief Investment Officer bei DWS, an. Die drei Gründe: Trump geht aus Sicht der Marktteilnehmer, anders als 2016, nicht überraschend als Sieger hervor. Den zweiten Grund sieht der DWS-Experte in der bereits feststellbare Einpreisung eines Trump-Siegs, also den sogenannten Trump-Trade. Und den dritten Aspekt fast er so zusammen: „Halb Amerika ist unzufrieden.“
Die Trump-Faktoren
Bei Trump scheint man nicht immer genau zu wissen, wo er steht. So wirft seine Wiederwahl auch etliche Fragen auf. Was jedoch relativ sicher sein dürfte, sind die Aspekte der Unternehmenssteuersenkung und der Strafzölle. Der Umfang der Senkung der Unternehmenssteuer dürfte auch davon abhängen, wie umfangreich die Demokraten im Repräsentantenhaus vertreten sein werden.
Über eine mögliche Jahresendrallye hinaus, könnten mittel- bis langfristig die Dollar- und Euro-Zeichen in den Augen vieler Anleger erblassen. Denn Trump seht auch für eine expansiven Steuerpolitik und kostenaufwendige Infrastrukturprogramme. Das wiederum könnte das Defizit und die Staatsverschuldung weiter erhöhen. Dies könnte dann langfristig Inflationstendenzen verstärken und zu Zinserhöhungen der Notenbank (Fed) führen. Und wie du weißt: Höhere Zinsen sind in der Regel schlecht für die Aktienmärkte, da Kredite teurer werden und Unternehmensgewinne belasten. Gerade Nebenwerte reagieren meist besonders sensibel auf Zinsänderungen.
Unsicherheit ergibt sich aber bereits aktuell auch aus der möglicherweise schwierigen Übergangsphase bis zu Amtseinführung Ende Januar. Unsicherheit ist bekanntlich nicht gerade das, was sich Anleger wünschen. Als breitstreuender ETF-Anleger kannst du aber selbst dann ruhig bleiben und möglicherweise Rücksetzer für Zukäufe nutzen. Besonders günstig geht das über eine solide Direktbank oder einen innovativen Neo-Broker.
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Trump liebt das Wort „Zölle“
Trump strebt eine protektionistische Handelspolitik an, um nach seinem Motto „America First“ die heimische Produktion zu stärken. Dies kann jedoch zu Handelskonflikten führen und andere Länder dazu veranlassen, mit eigenen Zöllen zu reagieren. Ein Handelskrieg kann für Unsicherheit an den Märkten sorgen und möglicherweise zu einer Volatilität der Aktienkurse führen. Aus deutscher Sicht besteht die Gefahr, dass gerade Schlüsselindustrien, wie der Automobilsektor Standorte von Deutschland in die USA verlagert. Klappern wir nun die großen Anlageklassen ab:
Der Anleihen-Sektor
„Die von Donald Trump angekündigten Steuersenkungen dürften das Wachstum stärken, gleichzeitig aber die Inflationsgefahren erhöhen. Dementsprechend wird die Fed ihren Zinssenkungszyklus wohl verlangsamen müssen. An den Anleihemärkten wurde ein Trump-Sieg zwar teils schon vorweggenommen, aber wir gehen davon aus, dass die Treasury-Renditen zunächst weiter steigen werden“, sagt Jesch. Das könnte nach Ansicht vieler Experten den US-Dollar unterstützen.
Und der US-Aktienmarkt?
In einer ersten Reaktion zeigt der Daumen nach oben. „Wir erwarten weiter eine deutliche Nachfrage nach US-Aktien“, so Meyer. Unter der Oberfläche dürfe das Wahlergebnis aber zu einer stärkeren Differenzierung führen. Ähnlich sieht das auch DWS-Mann Jesch. „Denn sollten die 10-jährigen Treasury-Renditen sich nachhaltig Richtung fünf Prozent bewegen, wäre das ein deutlicher Gegenwind.“ Zu den sektoralen Gewinnern würden vor allem jene Sektoren zählen, die von potenziellen Steuerkürzungen und Deregulierung profitieren würden. Dabei könne man etwa an (regionale) Finanzwerte, Kommunikations- und Ölunternehmen denken.
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„Auch wenn wir nicht damit rechnen, dass er Bidens Inflation Reduction Act kippen wird, dürften Erneuerbare Energien weiter unter Druck bleiben. Vom Gesundheitssektor wiederum könnte etwas Druck genommen werden“, meint Jesch. Mit dem Inflation Reduction Act haben die USA ein 738 Milliarden Dollar schweres Investitionsprogramm aufgesetzt, welches neben Maßnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels und einer Neuausrichtung der US-amerikanischen Wirtschaft auf erneuerbare Energien auch umfassende steuerliche Neuregelungen vorsieht.
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Was ist mit dem europäischen Aktienmarkt?
Auch bei uns in Europa hinterlässt die US-Wahl Spuren. Hier lassen sich die bereits erwähnten Handelsrestriktionen nennen. Daneben sollten Anleger, die verstärkt auf europäische Aktien setzen, im Blick haben, inwiefern das die Investitionsfreude der Unternehmenslenker senken wird. „Wir werden unsere europäischen und insbesondere die deutschen Wachstumsraten für 2025 daher leicht reduzieren. Als positiv könnte man die Hoffnung äußern, dass eine weitere Trump-Präsidentschaft den Reformwillen in Brüssel und Berlin vorantreiben könnte“, so Jesch.
Ein Gewinner in Europa könnte die europäische Verteidigungsbranche sein. Denn die Europäer werden dafür künftig mehr ausgeben müssen. „Während die europäischen Länder ihre Verteidigungsausgaben bereits erhöht haben, um ihre Sicherheit ‚Trump-sicher‘ zu machen, könnte die Rückkehr von Donald Trump diese Entwicklung noch beschleunigen und den europäischen Rüstungsaktien erheblichen Rückenwind verleihen“, erklärt dazu Tom Bailey, Head of Research bei HANetf.
Was macht Asien?
Gerade in China sieht Trump einen mächtigen Gegenspieler, der um die Vormachtstellung buhlt. „Wir denken, dass der Trump-Trade auch auf chinesischen Aktienmärkten schon zu spüren war. Auch wenn das Land eines der größten Verlierer von Trumps Wahl sein dürfte, könnte die Hoffnung auf höhere Stimulipakete Pekings für etwas Beruhigung an den dortigen Aktienmärkten sorgen“, resümiert Jesch. Sollte dir China angesichts dessen derzeit zu heiß sind, gibt es einen Ausweg: Schwellenländer-ETFs, die das Reich der Mitte ausschließen. Hier ein Beispiel: