Alpha an der Börse: Kannst du so den Markt dauerhaft schlagen?
Darf es bei deiner Aktienanlage mehr als nur Durchschnitt sein? Wir zeigen dir Alpha-Möglichkeiten auf und klären, ob langfristige Überrenditen drin sind.
Wenn du dich mit Geldanlage beschäftigst, stolperst du schnell über den Begriff „Alpha“. Das steht in diesem Fall über eine Überrendite im Vergleich zum Markt. Dazu aber gleich mehr. Wenn du es Englisch magst, kannst du auch von Outperformance sprechen. Doch ist das überhaupt verlässlich und damit planbar möglich?
Was bedeutet Alpha?
Alpha beschreibt die Mehrrendite, die du im Vergleich zu einer Benchmark (z. B. dem MSCI World oder dem Dax) erzielst. Wenn dein Portfolio in einem Jahr zehn Prozent zulegt, der Markt aber nur sieben Prozent, dann hast du ein Alpha von drei Prozentpunkten erwirtschaftet. Klingt einfach – ist es aber in der Praxis nicht.
Die Theorie der effizienten Märkte
Laut der Markteffizienzhypothese (EMH) sind alle öffentlich verfügbaren Informationen bereits im Kurs eingepreist. Das würde also heißen: Niemand kann dauerhaft den Markt schlagen, außer durch Glück oder durch das Eingehen höherer Risiken. Für dich bedeutet das: Alpha wäre reiner Zufall. Das klingt nun etwas frustrierend, kennt man es doch sonst aus dem Leben so, dass man eher belohnt wird, wenn man Fleiß und Mühe zeigt. Andersrum kannst du es auch positiv sehen: Lege nach Lehrbuch mit einem globalen ETF-Portfolio an und genieße deine Freizeit. ABER: Manchen gelingt es eben doch mit dem Alpha. Übrigens: Es ist sogar mit ETFs möglich. Derzeit sehen wir eine Entwicklung hin zu aktiven ETFs, die sehr häufig genau das versuchen: Möglichst eine Überrendite zu erwirtschaften.
Wie kann Alpha doch entstehen?
Die Realität zeigt, dass es mit den begrenzten Mitteln von Privatanleger kaum möglich ist, in Eigenregie eine Überrendite anzustreben. Doch dennoch gelingt es manchen Investoren, über längere Zeiträume besser abzuschneiden. Das kann mehrere Gründe haben.
Ein Punkt können Informationsvorteile sein. Gerade in Nischenmärkten könnte ein gutinformierter Investor mit tieferen Einblicken einen Vorsprung haben. Ein anderer Aspekt ist im Verhalten des Anlegers zu finden. Denn gerade unerfahrene Anleger lassen sich häufig von Gier und Angst treiben. Die Folge: Sie steigen bei Höchstkursen ein und verkaufen, wenn mitten in der Krise. Doch langfristig sind hohe Renditen nur mit Disziplin möglich. Auch antizyklisches Handeln, etwa bei Krisen nachkaufen und nicht mit Verlust verkaufen, kann einen Renditekick bedeuten. Sehe dir an dieser Stelle unseren Beitrag Zinseszinseffekt: Warum wir trotz „Weltwunder“ nicht alle reich sind an. Kernbotschaft: Geduld und Konsequenz können sich über Jahre und Jahrzehnte bezahlt machen. Man spricht dann von der Buy-and-Hold-Strategie.
Daneben kann strategisches Vorgehen, etwa das Ausbeuten von Faktor-Prämien Alpha erzeugen. Bekannt ist in diesem Zusammenhang Starinvestor Warren Buffett, der auf den Value-Ansatz baut. Vereinfacht gesagt geht es dabei darum, unterbewertete Unternehmen zu suchen und in diese zu investieren. „Wir sehen Chancen bei Value-Titeln“, sagt Thorsten Fischer, Managing Director und Head of Portfolio Management bei Moventum AM. Ein vielleicht etwas forscherer Ansatz ist Momentum. Hier setzen Anleger gezielt auf Aktien, die aktuell einen guten Lauf haben.
Tipp: Hier findest du eine Auflistung von Value-ETFs und hier gibt es eine Liste von Momentum-ETFs. |
Die Herausforderungen
Alpha ist schwer zu finden – und noch schwerer zu halten. Selbst die besten Fondsmanager haben schwache Jahre. Hinzu kommt noch, dass die meist deutlich höheren Kosten für das Fondsmanagement den möglichen Renditevorteil aufheben. Außer bei aktiven ETFs, diese sind meist deutlich günstiger als klassische Investmentfonds. Du solltest zudem auf dem Schirm haben: Je aktiver ein solcher ETF vorgeht, desto mehr kann er schließlich im negativen Fall von der Benchmark abweichen. Die Abweichung kann in beide Richtungen gehen. Besonders aktive ETFs bergen häufig ein höheres Risiko als ein passiver Welt-ETF.
Fazit: Großteil in passive ETFs, ein kleiner Teil für Alpha-Hoffnung
Ja, Alpha ist möglich, aber lass dich davon nicht verrückt machen, denn nicht einmal Finanzprofis können dir das zuverlässig liefern – geschweige denn nach Kosten und das zählt am Ende. Ein breit gestreutes, günstiges (passives) ETF-Welt-Portfolio ist die solide Grundlage. Mit einem kleineren Teil kannst du versuchen, Alpha zu erzielen – etwa durch aktive ETFs oder eben solche, die Strategien wie Value oder Momentum abbilden.
Neu für Privatanleger ist auch die Möglichkeit mit sogenannten Eltif-Fonds – also Private Equity – höhere Renditen einzufahren. So kannst du auf diese Weise etwa bei Trade Republic wie die Reichen investieren. In der Präsentation zum neuen Produkt spricht Trade Repulic Chef Christian Hecker von langfristigen Jahresrenditen in Höhe von zwölf Prozent. Die beiden Eltif-Fonds sind aber noch deutlich teurer und riskanter als aktive ETFs oder Faktor-ETFs.
Tipp: Erfahre jetzt alles, was du über Eltif wissen musst. |
Sei dir stets bewusst, dass dauerhaftes Alpha selten ist. Freu dich, wenn du es einmal geschafft hast, werde aber nicht übermütig und gehe nicht davon aus, dies jedes Jahr zu haben.