22. April 2014
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Sollen Anleger in Gold investieren?

PRO: Sind die Krisen wirklich schon vorbei? Vor nicht mal einem Jahr sprach jeder über Finanzkrise, Eurokrise und auch weltweit über politische Unwägbarkeiten.

Sind diese teilweise epochalen Verwerfungen denn tatsächlich schon vorbei, oder stehen womöglich die eine oder andere Krise sogar noch an? Hinzu kommt, dass wir, ausgelöst durch die aktuelle Krimkrise wieder vor dem Ausbruch eines Kalten Krieges zwischen Ost und West stehen könnten.

Karl-Heinz Geiger  
Karl-Heinz Geiger  

Dieses Umfeld ist für Anlass genug, um an einem gewissen „Grundbestand“ am gelben Metall festzuhalten. Gold ist und bleibt seit jeher das Krisenmetall schlechthin und stellt damit eine gewisse „Versicherungsprämie“ gerade für mögliche außerplanmäßige Verwerfungen dar.

Aufgrund des aktuell niedrigen Zinsniveaus verzichtet der Anleger auf keine großartigen Erträge im Vergleich zu normalen Zinspapieren, hat somit keine zusätzlichen Opportunitätskosten. Im Verhältnis zu Aktienanlagen ergibt sich ein vergleichbares Kursrisiko.

Ganz wichtig: Gold kann als Schuldner nicht ausfallen!

Wer sagt denn, dass Anleihen in vollem Umfang bei Fälligkeit zurückgezahlt werden (können), wenn beispielsweise der Schuldner – und hier selbst Länderadressen – nicht mehr voll zahlungsfähig sein sollten. Auch bei Aktien kann eine Insolvenz zu einem Totalverlust der Anlage führen. Bei Gold eben nicht, solange das Metall in tatsächlich physischer Form vorgehalten wird.

Wir sehen deshalb Kursrückgänge eher gelassen, da dadurch quasi die Versicherungsprämie wirkt. Im Gegenzug entwickeln sich normalerweise die übrigen Anlageklassen entsprechend gegenläufig. Gleichwohl bleibt der liquide Sachwertcharakter der Goldanlage erhalten. Betrachtet man einmal die tatsächlich getätigten Goldkäufe der vergangenen Jahre, so bleibt festzuhalten, dass als Käufer überwiegend staatliche Institutionen aufgetreten sind. Private Investitionen in das Metall haben sich weitgehend in Grenzen gehalten.

Durch die Kursrückgänge des vergangenen Jahres bietet sich deshalb gerade für diese Anlegergruppe eine gute Chance, die Goldversicherung zu erneuern oder zu erhöhen, denn eines ist sicher: Die nächste Krise kommt gewiss!

CONTRA: Wo sind sie, die Angsthasen?

Wer Gold kauft, hat Angst. Und Grund zur Angst gibt es derzeit wahrlich genug, egal ob wegen der Ukraine, Syriens, drohender Inflation oder des klimatischen Weltuntergangs. Trotzdem sinkt der Preis des Metalls nach einem kurzen Anstieg wieder. Und das kann auch so weitergehen.

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Uwe Zimmer  

Zum Jahreswechsel schien es so, als bekämen alle Recht, die Gold tatsächlich als Geld- Anlage sehen. Das ist es nicht, denn es verdient kein Geld. Aber es wird gehandelt. Zum Jahresbeginn stieg der Goldpreis steil an, weil viele Händler auf die technische Gegenbewegung setzten. Was tief fällt muss, auch wieder steigen. Das ist bei fast allen an der Börse gehandelten Werten so – auch beim Gold.

Anders als bei Anleihen, Aktien oder auch Industriemetallen aber wird Gold sehr heftig mit Hoffnungen und Erwartungen aufgeladen. Das hat in den vergangenen Jahren für heftige Ausbrüche gesorgt. Vor allem Angst wird immer wieder als Grund für die Flucht ins Gold genannt. Dann ist doch die Frage: Wo sind sie denn, die ganzen Angsthasen? Nach dem kurzen technischen Ausbruch ist der Goldpreis wieder im Sinkflug. Fürchtet sich niemand mehr vor aufgeblähten Notenbankbilanzen? Ist der Konflikt um die Ukraine bereits abgehakt? Im Nahen Osten alles gut? Droht keine Inflation, wird es den Euro in zehn Jahren wirklich noch geben?

Der Goldpreis rutscht derzeit jedenfalls wieder ab und ein Boden ist noch nicht wirklich in Sicht. Bis an die 1.000er-Marke kann es noch nach unten gehen, dann wird wieder das Spiel mit der Gegenbewegung beginnen. Außer natürlich es gelingt den Gold-Bullen vorher schon, die schlechten Nachrichten wieder in Gold zu lenken.

Denn alle die Gründe, die von Goldbefürwortern für den starken Anstieg in den vergangenen Jahren genannt wurden, sind ja noch aktiv. Dass dies jetzt alles nicht mehr gelten soll, zeigt doch nur, dass Gold ein gutes Instrument für die Händler ist: Sie treiben den Kurs nach oben, verkaufen auf dem Weg dahin ihre Bestände. Dann fällt die Blase wieder in sich zusammen, sie kaufen wieder und das Spiel beginnt von Neuem. Warum sonst sollten immer ausgerechnet diejenigen zu den größten Gold-Bullen zählen, die am meisten davon verkaufen?