Mit einem BRIC-ETF auf die Entdollarisierung wetten?
Derzeit baut sich neben dem Westen ein weiterer Block auf. Die sogenannten BRIC-Staaten sehen jetzt ihre Chance. Welcher ETF profitiert?
Der Krieg Russlands gegen die Ukraine hat aufgrund der verhängten Sanktionen die Spannungen zwischen westlichen Industrienationen und autokratisch regierten Staaten wie China und Russland verstärkt. Dem Dollar hat dies bislang wenig geschadet.
BRIC-Verbund: Dollar verliert weltweit an Bedeutung
Trotz des Einfrierens russischer Vermögen und dem Ausschluss diverser russischer Banken vom internationalen Zahlungssystem Swift hat die US-Währung nach diesen Maßnahmen bislang nicht gelitten. Seit dem Einmarsch russischer Truppen in das Nachbarland verteuerte sich der Dollarindex, der sich aus einem Korb von sechs anderen wichtigen Währungen zusammensetzt, sogar um mehr als sechs Prozent. Vor allem die Handelssanktionen und das Blockieren von Vermögenswerten der russischen Zentralbank dürfte insbesondere die Regierungen zahlreicher Schwellenländer aufgeschreckt und sensibilisiert haben.
Die strategische Allianz zwischen China und Russland zielt darauf ab, die weltweite Dominanz der USA und damit auch des US-Dollars einzudämmen. Seit Jahren wird daher an den Finanzmärkten über die Entdollarisierung heiß diskutiert. Weil der Dollar als Weltleitwährung massiv an Bedeutung verloren hat, gehen viele Kapitalmarktexperten davon aus, dass die globalen Finanzsysteme sich von einer unipolaren (dollar-dominierten) zu einer multipolaren Weltordnung entwickeln werden. Als treibende Kraft gilt derzeit vor allem ein Land: China.
Aktuell versuchen die Chinesen mehr Mitstreiter für das Beenden der US-Dominanz zu finden. Eine geplante Erweiterung der Gruppe der BRICS-Staaten (Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika) könnte dabei helfen. Im August soll im Rahmen eines Gipfeltreffens im südafrikanischen Johannesburg über die Aufnahme neuer Mitglieder entschieden werden. Angeblich seien mehr als 20 Länder an einer Aufnahme interessiert. Unter anderem soll es sich dabei um Venezuela, Saudi-Arabien, Iran und die Vereinigten Arabischen Emirate handeln. Der Ausbau der Staatengruppe zielt darauf ab, Regierungen des globalen Südens mehr Mitspracherechte bei einem Wechsel zu einer multipolaren Weltordnung einzuräumen.
Probleme gibt es in beiden Lagern
Vor einigen Jahren galt China noch als konjunktureller Wachstumsmotor der restlichen Welt. Doch dieser Motor geriet mittlerweile ins Stottern und will nach den strengen Corona-Lockdowns einfach nicht ins Laufen kommen. Doch es gibt auch Probleme struktureller Art wie zum Beispiel die fortschreitende Überalterung der chinesischen Bevölkerung sowie die aktuelle Regulierungswut der chinesischen Regierung. Auch die Drohungen gegen das demokratische Taiwan tragen nicht gerade zu einer positiven Einstellung gegenüber den Aussichten der chinesischen Wirtschaft bei.
Dass China-Aktien vor diesem Hintergrund als relativ riskant anzusehen sind, liegt auf der Hand, schließlich hat das Beispiel russischer Aktien eindrucksvoll gezeigt, wie schnell in einem Aktienmarkt Illiquidität aufkommen und insbesondere Aktionären aus dem Ausland erhebliche Probleme bereiten kann.
Der BRIC-ETF
Trotz der weltweit zu beobachtenden Entdollarisierung sieht bei einem Investment in einen BRIC-ETF das Chance/Risiko-Verhältnis ungeachtet eines aktuellen Kurs/Gewinn-Verhältnisses in Höhe von 8,9 alles andere als attraktiv aus. Beim iShares BRIC 50 UCITS ETF (WKN: A0MR61) wird dies besonders offensichtlich, schließlich kommen chinesische Titel aktuell auf ein Gewicht von über 85 Prozent, während Aktien aus Brasilien bzw. Indien lediglich 12,7 bzw. 1,5 Prozent des Basisindex repräsentieren. Russische Aktien sind in dem ETF aus den wohlbekannten Gründen übrigens gar nicht mehr enthalten. Für einen baldigen „Abgesang des Dollars“ scheint die Zeit ohnehin noch nicht reif zu sein. Viel wahrscheinlicher dürfte die Noch-Weltleitwährung einem schleichenden Bedeutungsverlust ausgesetzt sein. Davon könnten möglicherweise zwei völlig anders „konstruierte“ Währungen profitieren: Gold und Silber.
Autor Jörg Bernhard
Jörg Bernhard ist freier Wirtschaftsjournalist und hat sich auf die Themenbereiche Rohstoffe, Edelmetalle, Börse, Hebelprodukte und Anlagezertifikate spezialisiert. Vor seiner Selbstständigkeit war er von 1994 bis 2002 bei einem Münchner Verlag aus dem Bereich Wirtschaftspresse als Redakteur, stellvertretender Redaktionsleiter und Redaktionsleiter angestellt.