Was wir von Börsengurus und Star-Investoren lernen können
Buffett, Kostolany und Dalio – die Namen der Börsengurus sind bekannt. Was können wir von ihnen lernen – und lohnen sich ihre Strategien?
Dem Tod soeben von der Schippe gesprungen, unterhalten sich die beiden Männer mitten in der Wüste darüber, wohin sie reisen würden, wenn sie eine Zeitmaschine hätten. Der eine hat ein paar Dinge, die er bereut. Er möchte in die Vergangenheit reisen und sie bereinigen. Der andere hat sehr genaue Vorstellungen von seinem Trip und sogar das genaue Datum: 10. Mai 1965. Er würde in die Vergangenheit reisen und in eine Textilfirma investieren. Ihr Name: Berkshire Hathaway. Am 10. Mai 1965 übernahm Warren Buffett die volle Kontrolle über das Unternehmen. Aus einem Investment von 10.000 Euro wären bis heute mehr als 380 Millionen Euro geworden. Den Dialog können Interessierte in der Serie „Better call Saul“ nachverfolgen. Es zeigt sich: Finanzen sind nicht langweilig. Sie sind längst in der Popkultur angekommen und liefern spannende Geschichten und vor allem interessante Charaktere.
Denn was wäre die Menschheit insgesamt ohne schillernde Persönlichkeiten? Das Dasein wäre doch recht trist. Sportlerinnen, Schauspieler, Philosophinnen und Wissenschaftler sind Idole und geben Orientierung. Warum sollte das bei der Geldanlage anders sein? Investorinnen und Investoren wie Warren Buffett, Cathie Wood, Ray Dalio und Gottfried Heller scharen riesige Fangemeinden – böse Zungen behaupten Jünger – um sich. Ihre Auftritte sind Megaevents. Zur Hauptversammlung von Buffetts Beteiligungsgesellschaft Berkshire Hathaway kamen Anfang Mai mehr als 40.000 Aktionärinnen und Aktionäre. Über so viel Zuschauerzuspruch würde sich in Deutschland mancher Fußball Bundesligist freuen. Börsenguru Warren Buffett hat durch seine Verdienste eine schnöde Hauptversammlung zum „Woodstock für Kapitalisten“ – wie das Aktionärstreffen auch genannt wird – gemacht. Wir wollen einen Blick auf Starinvestoren werfen und ihre Strategie unter die Lupe nehmen. Es gibt viel zu lernen: Die Strategien der Star-Investoren kannst du mit den extraETF Musterportfolios sogar einfach nachbauen. In unserem Wissensbereich haben wir für dich zusätzlich spannende Informationen zu den einzelnen Börsengurus zusammengefasst. 20 der gößen Persönlichkeiten haben wir für dich portraitiert.
Tipp: Du fragst dich, wer die 20 größten Börsengurus sind? In unserem Wissensbereich findest du alle interessanten Kurzportraits. |
Warren Buffett – Das Orakel von Omaha
Der Investor: Der Spitzname leitet sich aus seinen weisen Prognosen sowie seinem Geburtsort Omaha, Nebraska ab. Warren Buffett ist in jeder Hinsicht ein Phänomen unter den Börsengurus. Wir haben ihn nicht umsonst als größten Investor aller Zeiten betitelt. Es ist vermutlich wie mit Michael Jordan. Man muss kein Basketballfan sein, um von dieser Jahrhundert-Persönlichkeit gehört zu haben. Er ist selbst Personen ein Begriff, die mit Börse und Geldanlage bisher nicht in Berührung gekommen sind. Woran das liegt? Warren Buffett ist mittlerweile bereits 93 Jahre alt und konnte demnach Dekaden mit seinen Investmententscheidungen prägen. Und die sind sehr interessant. Der Mann mit dem Charme des Werther´s Echte Opas kauft nämlich nur, was er vorgibt zu verstehen. Und hier sind wir mitten in Warren Buffetts Investmentstil.
Die Logik: Welche Unternehmen sind einfach zu verstehen? Nach Buffetts Meinung auf jeden Fall Coca Cola. Warum? Der Brausehersteller hat eine marktbeherrschende Stellung. Coca Cola ist bekannt, die Marke wird geliebt und konsumiert. Ein No-Brainer für Buffett, in dessen Depot das Unternehmen lange Zeit an Nummer Eins stand (mittlerweile ist das Apple). Ansonsten hat Buffett eine Schwäche für Finanzwerte – hier insbesondere die Kreditkartengesellschaften Visa und American Express – und Kraftstoffhersteller wie Chevron und Occidental Petroleum. Ergibt Sinn, denn bezahlen müssen wir alle auf die ein oder andere Weise. Warum da nicht die beiden größten Kreditkartenanbieter ins Depot legen. Getankt werden dürfte auch noch eine vergleichsweise lange Zeit. Auch hier griff Buffett ins obere Regal.
Die Strategie: Verknappt gesagt konzentriert sich Buffet auf zwei Dinge. Er ist Value-Investor. Also sucht er an der Börse nach Unternehmen, die besonders günstig bzw. mit einem Abschlag notieren. „Kaufe einen Dollar, aber bezahle nicht mehr als 50 Cent dafür“, entgegnete Buffett einst auf die Frage, wie man als Investor erfolgreich ist. Günstige Unternehmen an der Börse zu finden ist selbst für Profis nicht immer einfach. Einfacher ist dagegen sein strategischer Ansatz, Unternehmen mit Burggraben ins Depot zu nehmen. Das sind Konzerne wie sie oben beschrieben sind. Große marktbeherrschende Dickschiffe, die so gut durchfinanziert sind, dass ihnen das Marktgeschehen so schnell nichts Negatives anhaben kann. Sie verfügen über etablierte Geschäftsmodelle, bekannte Marken und sind in der Lage, Preise durchzusetzen. Buffett schaut auf die Rentabilität – also wie effizient und gewinnbringend das Unternehmen arbeitet. Als langfristiger Investor sind das entscheidende Parameter für den Erfolg. Das extraETF Burggraben-Musterportfolio brachte seit Auflage im Jahr 2016 eine durchschnittliche Jahresrendite von 9,8 Prozent.
Tipp: Warren Buffetts Burggraben-Strategie ist ein Ansatz für langfristige Investorinnen und Investoren. Das Musterportfolio haben wir zusammengestellt. |
Gottfried Heller – Der Aktienkultivator
Der Investor: Es gibt sehr viele US-amerikanische Börsengurus, doch deutsche Börsengurus wollen den meisten Anlegerinnen und Anlegern nicht einfallen. Klar, André Kostolany kennen viele Deutsche. Und der ist auch gleich das Stichwort für unseren nächsten Börsenguru: Gottfried Heller. Letzterer gründete 1971 in München gemeinsam mit Kostolany die Fiduka Depotverwaltung, kurz Fiduka. Es ist ungerecht, immer nur als „Partner von…“ betitelt zu werden. Daher hier ein Einblick in Gottfried Hellers Strategie.
Die Logik: Als deutscher Investor und Börsenguru hat man andere Herausforderungen als die US-amerikanischen Kolleginnen und Kollegen zu bestehen. Vielleicht ist Gottfried Heller deshalb ein so lautstarker Verfechter von Aktien. Er ist unermüdlich im Einsatz für eine breitere Akzeptanz von Aktien – genauer gesagt: Er fordert eine neue Aktienkultur in Deutschland. Treffend schreibt er in einer Zusammenfassung seiner Positionen: „Die ,Überrendite´ (von Aktien, d. Red.) ist die (sic.) ,Lohn der Angst´ für ein vermeintliches Risiko, das langfristig nicht besteht“.
Die Strategie: Genau wie Warren Buffett ist Gottfried Heller ein Vertreter der alten Schule. Und das im besten Sinne. Es geht bei ihm weder um kurzfristiges Rendite optimieren noch darum, den besten Einstiegszeitpunkt zu erwischen. Er verfolgt einen ausgewogenen, langfrsitigen Ansatz. An Aktien führt kein Weg vorbei. Das Portfolio sollte allerdings möglichst die komplette Weltwirtschaft abdecken und sowohl Bluechips (also große Unternehmen) als auch Small- und Midcaps (Nebenwerte) abdecken. Auch Value-Aktien dürfen im Portfolio nicht fehlen. So gesehen macht sich Heller das Wachstumspotenzial von Small Caps zunutze und kombiniert es mit werthaltigen, dividendenzahlenden Substanzwerten. Das klingt auf jeden Fall sehr robust und nachhaltig. Das entsprechende Depot in der Ausgestaltung „10.000“-Euro brachte seit Auflage im Jahr 2015 eine durchschnittliche Jahresrendite von 7,5 Prozent.
Tipp: Wer auf eine ausgewogene Strategie setzen möchte, ist bei Gottfried Hellers Ansatz an der richtigen Adresse – Musterportfolio inklusive. |
Ray Dalio – Der Brückenbauer
Der Investor: Ray Dalio ist Gründer eines der größten Hedgefonds der Welt: Bridgewater Associates. Sein Vermögen wird auf etwa 15 Milliarden US-Dollar geschätzt, was ihn zu einem der reichsten Menschen der Welt macht. Dalio ist aus dem aktiven Geschäfts ausgeschieden, agiert allerdings noch im Hintergrund als Berater und Mentor. Häufig tritt er noch als Speaker auf verschiedenen Kongressen zu wirtschaftlichen Fragen auf und gehört der von Bill Gates und Warren Buffett gegründeten Initiative The Giving Pledge an, die sich für ein höheres Maß an Umverteilung einsetzt.
Die Logik: Dalio war und ist ein Vordenker. Bereits in den 90er Jahren setzte er computergestützte Modelle für seinen Investmentansatz ein. Dieser nennt sich All Weather. Es geht also darum, dass das Portfolio auf verschiedene Marktsituationen bestmöglich reagieren kann. Und ja, Ray Dalio ist es gelungen, ein sehr resilientes Depot aufzubauen. Historisch betrachtet ergab sich in einem Zeitraum von 1928 bis 2013 ein jährlicher Gewinn von 7,2 Prozent. Das ist beachtlich, denn gleich zu Beginn dieser Periode stand der größte Börsencrash der Geschichte an.
Die Strategie: Dalio ist davon überzeugt, dass ein Depot breit diversifiziert über Anlageklassen und Regionen aufgestellt sein muss. Dabei nutzt er eine vergleichsweise geringe Aktienquote von lediglich 30 Prozent. An erster Stelle befinden sich Anleihen mit 55 Prozent Anteil am Vermögen. Rohstoffe und Gold machen jeweils 7,5 Prozent aus. Hinsichtlich des Anleihen-Anteils ist noch eine Differenzierung vorzunehmen. Denn 40 Prozent machen langlaufenden US-Staatsanleihen aus. 15 Prozent entfallen auf US-Staatspapiere mit eine Laufzeit von sieben bis zehn Jahren. Für europäische Anlegerinnen und Anleger kann es ratsam sein, die US-Papiere durch europäische zu ersetzen, da es ansonsten zu zusätzlichen Währungsrisiken kommt. Das Allwetter-Musterportfolio brachte es seit Auflage im Jahr 2013 eine durchschnittliche Jahresrendite von 4,8 Prozent. Alle Details zum Allwetter-Portfolio findest du in unserem Wissensbereich.
Tipp: Ein Portfolio, das auch verschiedensten Börsenstürmen trotzen kann? Dabei kann es sich nur um das Allwetter-Portfolio von Ray Dalio handeln. |
Fazit: Von den Börsengurus lernen
Wer es sich bei der Geldanlage einfach machen möchte, kann sich an den Strategien der Börsengurus orientieren. In unseren Musterportfolios haben wir diese mit möglichst passenden ETFs abgebildet. Dabei sollten Anlegerinnen und Anleger allerdings darauf achten, einen Börsenguru Strategie zu wählen, die auch zu den eigenen Finanzzielen und zur Risikotragfähigkeit passt. Nur weil ein Guru mit einer 100-prozentigen Aktienstrategie erfolgreich ist, heißt es nicht, dass sich diese für alle Anlegerinnen und Anleger eignet. Zudem: Nichts ist in Stein gemeißelt. Wer mag, kann die Strategien auch anpassen – und schneidet am Ende vielleicht sogar besser ab, als der Star-Investor.