Frank Thelen und Co.: Die Entzauberung der Börsengurus
Sie gelten als Experten, die immer wissen, wie Privatanleger ihr Erspartes sinnvoll anlegen und mehren können. Mit markigen Sprüchen und Dauerpräsenz in den Medien, nie um eine Empfehlung verlegen und immer kritisch gegenüber Banken und professionellen Vermögensverwaltern. Max Otte, Dirk Müller und Frank Thelen sind bekannt als Finanzprofis und Börsengurus.
Jeder der drei hat seinen eigene Fonds aufgelegt, damit Anlegern von ihrer Expertise profitieren. Wir haben uns (vor dem Ausbruch des Krieges in der Ukraine) angeschaut, ob die Börsengurus gute Ergebnisse liefern. Das Ergebnis ist, um es vorwegzunehmen: schwach bis erschütternd.
Beginnen wir mit dem Crash-Propheten und Beinahe-Bundespräsidenten Max Otte. Sein Max Otte Multiple Opportunity Fonds (ISIN: LI0336886119 ) hat in drei Jahren eine Wertsteigerung von 26 Prozent erreicht. Das ist ordentlich. Die Ein-Jahresperformance liegt bei minus 1,45 Prozent und das Minus seit dem 1. Januar 2022 bei 4,20 Prozent. Das zeigt, auch er kann sich der allgemeinen Marktentwicklung nur schwer entziehen.
Der Fonds von Fernseh-Investor Frank Thelen
Der Frank Thelen Fonds (ISIN: DE000DNA10X3) startete erst am 1. September 2021. Seitdem weist er große Verluste auf: fast 15 Prozent minus seit Jahresbeginn; seit Start rund 25 Prozent minus. Auch wenn der Betrachtungszeitpunkt kurz ist, sind das niederschmetternde Ergebnisse. Die Einzelengagements sind für einen selbst ernannten Technologieexperten ernüchternd.
So ist Palantir (ISIN: US69608A1088), eine der größten Positionen, seit September um grauenhafte 61 Prozent gefallen. Der Verweis auf langfristige Investitionen in disruptive Geschäftsmodelle, die immer wieder gerne vorgebracht werden, um schlechte Ergebnisse zu erklären, sind wenig hilfreich für Personen, die den Fonds gekauft haben.
Dirk Müllers Negativ-Hit
Der Hit im negativen Sinne ist Mr. Dax, Dirk Müller. Anleger, die in seinen Dirk Müller Premium Aktien-Fonds (ISIN: DE000A111ZF1) investiert haben, müssen in jedem Zeitraum Verluste hinnehmen. Seit Januar 2022 minus 1,65 Prozent, im Ein-Jahresvergleich minus 2,34 Prozent und im Drei-Jahreszeitraum minus 11,34 Prozent. Diese Verluste sind durch nichts zu erklären, sondern zeugen von einer falschen Anlagepolitik.
Cathie Wood schwächelt
Ein Blick in die USA zeigt ein ähnliches Bild. Cathie Wood, die Ikone der Tech-Investoren ist mit ihrem ARK Innovationfonds (ISIN: US00214Q1040) nach einer kurzen Phase der Überperformance wieder auf dem harten Boden der Tatsachen gelandet. 26 Prozent negative Wertentwicklung seit Jahresanfang, minus 55 Prozent Performance in den letzten zwölf Monaten, aber wenigstens ein Zuwachs von rund 50 Prozent über einen Drei-Jahreszeitraum. Dieser entspricht weitgehend der Performance des MSCI-World-Index, der jedoch deutlich weniger volatil ist.
Anleger sollten Auftritte der entzauberten Börsengurus durchaus besuchen. Sie sind unterhaltsam, kurzweilig, im besten Fall ein wenig lehrreich. Ihre Geldanlage sollten Sie dagegen besser durch ein Gespräch mit einem professionellen Berater oder Vermögensverwalter auf eine gute Basis stellen. Dies ist vielleicht weniger unterhaltsam und anstrengender, aber wahrscheinlich deutlich ertragreicher.
Über den Autor: Uwe Wiesner
Uwe Wiesner ist Vermögensverwalter bei der Hansen & Heinrich AG in Berlin
Autor Redaktion
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Nach dem Launch des 10xDNA-Portfolios im Jahr 2021 bringt Frank Thelen einen neuen Small & Mid Cap-Fonds an den Start – Schlagabtausch mit Börsenexperte Christian W. Röhl auf LinkedIn inklusive.
Frank Thelen hatte zum Start seines Aktienfonds viel versprochen – Wert-Verdreifachung in vier bis acht Jahren. Nach knapp 1,5 Jahren ist der Fonds davon allerdings weit entfernt.