Sollte ich den Anteil an US-Aktien jetzt deutlich reduzieren?
Die wirtschaftlichen und politischen Entwicklungen in den USA werfen derzeit viele Fragen für Anlegerinnen und Anleger auf. Raus aus US-Aktien?
Angesichts eines schrumpfenden Bruttoinlandsprodukts, erhöhter geopolitischer Spannungen und handelspolitischer Unsicherheiten stellt sich zunehmend die Frage: Ist es an der Zeit, den Anteil von US-Aktien im Depot deutlich zu reduzieren?
US-Aktien: Konjunkturelle Schwäche statt Ausnahmeerscheinung?
Die US-Wirtschaft ist im ersten Quartal 2025 laut aktuellen Zahlen um 0,3 Prozent geschrumpft – ein negatives Signal, das auf eine mögliche Rezession hindeutet. Der Rückgang staatlicher Ausgaben, insbesondere ein Minus von 0,25 Prozent, war dabei ein entscheidender Faktor. Der Umbau von staatlich getriebenem zu privat getragenem Wachstum ist erklärtes Ziel der Trump-Regierung – doch der Übergang verläuft nicht reibungslos. Joseph Amato, President und Chief Investment Officer – Equities bei Neuberger Berman, mahnt: „Die Konjunkturwende und die Verschiebungen vom öffentlichen zum privaten Sektor dürften kaum ohne Auf und Ab verlaufen.“
Das wirft die Frage auf, ob die USA ihre globale wirtschaftliche Führungsrolle verlieren könnten. Die außergewöhnliche Performance der US-Aktien seit der Pandemie basierte zu einem erheblichen Teil auf massiven Staatsausgaben – ein Modell, das nun an seine Grenzen stößt. „Ein Grund für den amerikanischen Wachstumsvorsprung seit der Pandemie waren sicherlich die zuletzt nicht mehr nachhaltigen Staatsausgaben“, so Amato weiter.
Zölle, Volatilität und politische Unwägbarkeiten
Auch handelspolitisch bleiben die USA ein Unsicherheitsfaktor. Ivan Durdevic, Leiter ETF-Distribution Deutschland, Österreich und Schweiz bei J.P. Morgan Asset Management, beschreibt die aktuelle Lage an den Märkten so: „In den Monaten seit Beginn der zweiten Amtszeit von Präsident Trump kam es zu einem deutlichen Anstieg der Volatilität an den Aktien-, Anleihen- und Devisenmärkten.“ Trotz vereinzelter Zolllockerungen bleibt die Unsicherheit hoch – sowohl in den Beziehungen zu China als auch zu Europa.
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Besonders kritisch ist die Investitionszurückhaltung kleiner und mittlerer US-Unternehmen. „Die Investitionsabsichten kleiner US-Unternehmen liegen derzeit auf dem niedrigsten Stand seit 2013“, warnt Durdevic. Eine Erholung scheint nicht unmittelbar in Sicht – zu groß ist der durch die hohe Unsicherheit verursachte Schaden.
Jetzt US-Aktien reduzieren?
Die geopolitischen Risiken, ein drohender Abschwung und eine ungewisse Handelspolitik sind auf dem ersten Blick gewichtige Argumente dafür, den Anteil von US-Aktien im Depot zu überdenken. Doch bleib entspannt. Denn ein in breit diversifizierter Welt-ETF ist laut Durdevic immer ein gutes Kerninvestment – auch wenn einigen der hohe US-Anteil ein wenig Sorge bereitet habe. „Aber wenn man in die Vergangenheit blickt, hatten die USA bei der Länderzusammensetzung im MSCI Welt bereits häufiger einen sehr großen Anteil, während etwa in den 80er Jahren Japans Anteil sehr groß war und sogar die USA übertroffen hat“, so der Fachmann. Das heiße nicht, dass das starke Übergewicht einiger weniger Tech-Titel nicht kritisch zu sehen sei, aber die Korrekturen der vergangenen Monate haben bereits dazu beigetragen, die unnatürlich hohe Konzentration in einigen wenigen Technologie Titeln zu reduzieren. Du siehst also in Welt-ETFs ist eine gewisse Dynamik und eine Verschiebung der Kräfteverhältnisse normal, du musst nichts weiter tun.
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Möglicherweise könnte es so auch zu einer Aufwertung Europas kommen. „US-Zölle werden wahrscheinlich auch die Deregulierungsagenda in vielen Ländern beschleunigen. Als Reaktion auf die US-Autozölle ändert beispielsweise Großbritannien seine Vorschriften für Elektrofahrzeuge, um die Geschwindigkeit zu verringern, mit der die Hersteller ihre Verkäufe von konventionellen Fahrzeugen auf Elektrofahrzeuge umstellen müssen. Diese Art der regulatorischen Lockerung wird auch im übrigen Europa eine Rolle bei der Unterstützung der Industrie spielen“, meint Durdevic.
Zudem sei es laut Durdevic wichtig, Ruhe zu bewahren: „Anlegerinnen und Anleger sollten sich daher nicht von Schlagzeilen verunsichern lassen, sondern sicherstellen, dass ihre Portfolios gegenüber einer Reihe möglicher Entwicklungen ausreichend widerstandsfähig sind.“ Nutze dazu gleich den Risikokapazitätsrechner und unsere Musterportfolios zu Orientierung.
Fazit: Wähle ein passendes Welt-Portfolio und sitze alles aus
Die USA bleiben trotz kurzfristiger Schwäche langfristig ein bedeutender Wirtschaftsraum. Schwankungen in der Bedeutung von Ländern und Branchen sind völlig normal. Wähle ein passendes Welt-Portfolio und habe dann einen langen Atem, politische Börsen haben meist ohnehin „kurze Beine“.