Die Zinswende könnte schon bald kommen. Davon profitieren gerade Small Caps. In diesem Beitrag sehen wir uns die Chancen von Nebenwerten an.
Konjunktur und Börsenkurse gehen seit einiger Zeit getrennte Wege. Während sich das deutsche Wirtschaftswachstum dahinschleppt, sind Aktien auf Rekordkurs. Das gilt allerdings vor allem für die großen Konzerne. Nebenwerte dagegen werden mit hohen Abschlägen gehandelt. „Die Stunde der kleinen und mittleren Unternehmen wird noch kommen“, sagt Carsten Gerlinger, Managing Director und Head of Asset Management bei Moventum AM. „Noch aber ist es nicht so weit.“
Small Caps profitieren mehr von der Zinswende
Die deutsche Wirtschaftsleistung ist im vergangenen Jahr um 0,3 Prozent geschrumpft, für das laufende Jahr reichen die Prognosen von einem Mini-Plus bis zu einem abermaligen Rückgang. Für eine kräftigere Erholung muss man sich wohl bis 2025 gedulden. Ganz anders der Deutsche Aktienindex (Dax): Er hat seit Oktober ordentlich zugelegt. „Die Diskrepanz zwischen Aktienkursentwicklung und wirtschaftlicher Entwicklung in Deutschland ist enorm“, sagt Gerlinger. Die Erklärung: Viele deutsche Unternehmen profitierten von der besseren wirtschaftlichen Entwicklung im Ausland. „Deutschland ist weiter eine starke Exportwirtschaft“, so Gerlinger.
Von der besseren Konjunktur in Amerika und Asien profitieren vor allem die international aufgestellten Konzerne im Dax. Im Durchschnitt erzielen sie nicht einmal ein Fünftel ihres Umsatzes in Deutschland – bei den kleineren MDax-Unternehmen sind es rund 30 Prozent, bei den SDax-Titeln sogar über 40 Prozent. „Viele kleine und mittlere Betriebe sind eher auf die Binnenwirtschaft ausgerichtet”, so Gerlinger, „sie werden stärker von einer Zinswende profitieren.”
Die Frage ist allerdings, ob die Zinswende so kommt wie erwartet? Schließlich läuft die US-Wirtschaft weiter überraschend gut, gleichzeitig sinkt die Inflationsrate nur langsam. Zuletzt lag sie noch bei 3,1 Prozent, im Dezember war sie sogar auf 3,4 Prozent geklettert. Die Protokolle der Sitzung der US-Notenbank von Ende Januar zeigen, dass die meisten Währungshüter die Gefahr sehen, die Zinsen zu früh zu senken. Die Europäische Zentralbank wiederum sorgt sich weiter um das Lohnwachstum, das Inflationsgefahren birgt.
„All das begrenzt die Zinssenkungsfantasien”, so Gerlinger. „Der richtige Einstiegszeitpunkt für Small Caps ist daher noch nicht gekommen.” Er legt diesen Zeitpunkt eher in das zweite Halbjahr 2024. Und wenn man in Nebenwerte investiere, dann besser in den USA als in Europa, wo die Konjunktur vorerst schwächer bleibe. Anlegern böten die Kleinen allerdings große Chancen: „Viele Small-Cap-Werte sind so attraktiv bewertet wie seit vielen Jahren nicht mehr”, erklärt Gerlinger. Mittlerweile würden sie mit einem Abschlag gegenüber Large Caps gehandelt.
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Autor Thomas Brummer
Thomas Brummer war bereits für das Anlegermagazin "Der Aktionär" und das Verbraucherportal biallo.de tätig. Zudem hospitierte er in der Wirtschaftsredaktion der Rheinischen Post in Düsseldorf. Seit 2018 ist er Mitglied der Redaktion und seit 2020 als stellvertretender Chefredakteur für das Anlegerportal extraETF.com und das Extra-Magazin verantwortlich.