Risiko und Rendite: Was du als ETF-Anleger wissen musst
No risk, no fun – kein Risiko, kein Spaß. Diese Losung gilt auch für die Aktienanlage. Mit ETFs kannst du aber das Zusammenspiel optimieren.
Wenn du dich mit Aktien beschäftigst, kommst du an einem Thema nicht vorbei: Risiko. Aber was genau steckt eigentlich dahinter? Wie hängt Risiko mit deiner möglichen Rendite zusammen – und wie kannst du besser damit umgehen? Lass uns das Schritt für Schritt durchgehen.
Was ist Risiko überhaupt?
Was Risiko an der Börse bedeutet, weißt du spätestens seit wenigen Monaten. Als sich Unsicherheiten rund um die Auswirkungen des globalen Zollkonflikts ausbreiteten. Im Kern bedeutet Risiko die Unsicherheit – bis hin zu Angst – über die zukünftige Wertentwicklung deiner Geldanlage. Anders gesagt: Risiko heißt, dass die Dinge auch mal anders laufen können, als du es erwartest. An der Börse wird Risiko meistens als Schwankung gemessen – also wie stark die Kurse nach oben oder unten ausschlagen. Diese Schwankung nennt man auch Volatilität.
Um es nicht beim bloßen Gefühl zu belassen, gibt es einen Gradmesser. „Ob die Angst am Finanzmarkt hoch ist, kann man mit Hilfe des von der Chicago Board Options Exchange (CBOE) entwickelten Volatilitätsindex (VIX) beobachten. Der VIX-Index spiegelt die implizite Volatilität von Optionen auf den S&P 500 Index und damit die Angst der Investoren wider. Der VIX-Index wird seit Anfang 1990 berechnet“, sagt Jan Viebig, Chief Investment Officer bei ODDO BHF. „Im Durchschnitt lag der VIX-Index bei 19,5 bei einer Standardabweichung von 7,8. Im April 2025 stieg die Volatilität auf über 50. Ein solcher Anstieg ist statistisch gesehen eine Ausnahmeerscheinung“, berichtet Viebig.
Risiko und Rendite – ein unzertrennliches Paar
Du solltest Risiko keinesfalls nur negativ sein, denn es gibt keine hohe Rendite ohne Risiko. Wenn du Renditechancen suchst, musst du bereit sein, gewisse Risiken einzugehen. Aber keine Sorge: Mit einem langen Anlagehorizont und breit streuenden ETFs hält sich der zwischenzeitliche Schmerz in Grenzen und du wirst auf lange Sicht mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit mit einer attraktiven Rendite belohnt.
Warum ist der MSCI World genauso riskant wie der MSCI World ACWI?
Vielleicht denkst du: Mehr Länder = weniger Risiko. Logisch, oder? Aber wenn du dir den MSCI World und den MSCI World ACWI anschaust, wirst du feststellen: Der Risikounterschied ist überraschend gering. Warum? Beide Indizes sind extrem von den gleichen großen Märkten geprägt – vor allem von den USA. Selbst wenn beim ACWI Schwellenländer dazukommen, machen diese nur einen kleinen Teil aus. Ihr Einfluss auf das Gesamtrisiko ist also relativ überschaubar.
Kurz gesagt: Es bringt nicht automatisch eine bessere Risikostreuung, wenn du einfach mehr Länder dazunimmst – entscheidend ist, wie stark einzelne Regionen und Unternehmen gewichtet sind.
Wird das Länderrisiko überschätzt?
Ja, oft schon. Viele Anleger haben große Sorgen vor bestimmten Ländern oder Regionen – etwa wegen politischer Instabilität oder Wirtschaftskrisen. Aber oft ist das Risiko schon eingepreist. Und häufig schwanken sogenannte „sichere“ Länder (wie Deutschland oder Japan) auch kräftig – nur auf eine andere Art. Wichtig ist: Globale Diversifikation reduziert Risiken viel besser als die Flucht in vermeintlich „sichere“ Länder. Einzelne Länderkrisen sind selten der Grund für langfristige Kursverluste – entscheidender sind globale Faktoren wie Zinsen, Inflation oder Wirtschaftswachstum.
Wie kannst du Risiko managen?
- Diversifikation: Streue dein Geld breit – über Regionen, Branchen und Unternehmen. Einzelrisiken kannst du so stark verringern. Ein breit aufgestellter ETF auf den MSCI World oder den FTSE All World ist ein guter Anfang.
- Anlagehorizont: Je länger dein Anlagehorizont, desto besser kannst du Schwankungen aussitzen. Wer 15 oder 20 Jahre investiert, hat historisch gesehen eine sehr hohe Chance, Verluste wieder auszugleichen.
- Persönliche Risikobereitschaft: Frage dich ehrlich: Wie viel Verlust kannst du emotional und finanziell verkraften? Dein Depot sollte zu deinem Risikoprofil passen.
- Rebalancing: Mit der Zeit verschieben sich die Gewichte in deinem Depot. Regelmäßiges Rebalancing hilft, das ursprüngliche Risikoprofil beizubehalten. Hierzu verwendest du einfach den Rebalancing-Rechner.
Wie manage ich Faktoren- und Stilrisiken?
Faktoren wie Value, Growth, Small Caps oder Quality beeinflussen die Schwankungen deines Portfolios. Diese sogenannten Stilrisiken bringen eigene Chancen – aber eben auch eigene Risiken.
So kannst du damit umgehen:
- Bewusst wählen: Wenn du z.B. gezielt auf Small Caps oder Value-Aktien setzt, sei dir bewusst, dass diese Phasen haben können, in denen sie schlecht laufen.
- Mischung nutzen: Kombiniere verschiedene Faktoren, statt nur auf einen zu setzen. Multi-Faktor-ETFs machen das automatisch für dich.
- Kernportfolio stabil halten: Nutze breite ETFs wie den MSCI World oder ACWI als Basis und setze Faktoren nur als Beimischung ein.
Fazit: Risiko muss sein
Risiko gehört beim Investieren einfach dazu – und ist sogar dein Verbündeter auf dem Weg zu Rendite. Wer Risiko versteht und klug managt, kann es für sich arbeiten lassen. Du musst es nur akzeptieren, strategisch streuen und geduldig bleiben. Nutze zur Orientierung unsere Musterportfolios, die ETF-Suche sowie den Risikokapazitätsrechner, um ein Portfolio aufbauen zu können, dass deiner Risikoneigung entspricht.