Tipps für die Suche nach weniger riskanten Aktien-ETFs
Angesichts der aktuellen Schlagzeilen aus Ländern wie China und Russland kann ein mulmiges Gefühl aufkommen. So findest du weniger riskante Aktien-ETFs.
Dass die Lage in Russland als unberechenbarer denn je anzusehen ist, dürfte mit dem mutmaßlichen Tod des Söldner-Chefs Prigoschin und den ständigen Atomkrieg-Drohungen des Vize-Chefs des russischen Sicherheitsrates (Dmitrij Medwedew) auf der Hand liegen. Mit Blick auf die geopolitischen Risiken sollten Investoren aber auch China genau im Auge behalten. Das schlechte Verhältnis des Emporkömmlings China gegenüber seinen Nachbarn (insbesondere Taiwan) könnte sich angesichts der massiven Wirtschaftsprobleme hinsichtlich Jugendarbeitslosigkeit und der Schwäche im Konsum- und Immobiliensektor weiter verschlimmern, schließlich versuchen viele Machthaber ihr Volk durch außenpolitische Abenteuer von innenpolitischen Problemen und Widrigkeiten „abzulenken“.
Kennzahlen für das Risikomaß von Aktien-ETFs
Wer angesichts drohender Herabstufungen der Kreditwürdigkeit ehemals finanzstarker Länder vom „sicheren Hafen Staatsanleihen“ nichts hält und eher an börsennotierte Unternehmen glaubt, sollte bei der Auswahl kaufenswerter Aktien-ETFs unbedingt auf deren Risikokennzahlen achten. Als registrierter Nutzer von extraetf.com bieten sich dabei verschiedene Filterfunktionen an.
Zwei Risikokennzahlen im Blick
Um das Risiko eines Aktien-ETFs schnell und einfach einzuschätzen bieten sich die beiden Kennzahlen Volatilität und max. Drawdown an, die auf Sicht von zwölf bzw. 36 Monate abrufbar sind. Während die Volatilität die Kursschwankungsintensität des ETFs für den jeweiligen Zeitraum anzeigt, liefert der maximale Drawdown den höchsten prozentualen Rückschlag während dieses Zeitraums. Dabei gilt: Je geringer diese beiden Werte ausfallen, desto niedriger kann man das Risiko des jeweiligen Wertpapiers einordnen, wenngleich historische Entwicklungen natürlich keine Garantie für eine ähnliche Entwicklung in der Zukunft bieten.
Ein ausgesprochen interessantes Suchergebnis erhält man zum Beispiel, wenn man die längerfristige Volatilität auf maximal 15 Prozent und den maximalen Drawdown (36 Monate) auf höchstens zehn Prozent begrenzt. Die insgesamt 75 angezeigten ETFs beziehen sich nämlich entweder auf japanische oder britische Aktienindizes, wobei den fünf Exemplaren mit der höchsten Marktkapitalisierung der FTSE-100 oder der MSCI Japan zugrunde liegen. Besonders interessant: Deren jährliche Gebühren (TER) bewegen sich mit 0,07 und 0,15 Prozent auf relativ niedrigem Niveau und können somit durchaus überzeugen.
Unter den Papieren mit dem höchsten Marktwert weist zum Beispiel der iShares Core FTSE 100 UCITS ETF (WKN: 552752) bei einer Kapitalisierung von über zwölf Milliarden Euro eine Vola von lediglich 14,2 Prozent und einen Drawdown von etwas mehr als acht Prozent aus. Begünstigt wurde dieses relativ niedrige Risiko unter anderem durch die hohen Ausschüttungen, die sich in den vergangenen vier Jahren zwischen 2,6 und 5,2 Prozent des Anteilswerts bewegt haben. Mit Blick auf die annualisierte Rendite fiel auf, dass diese auf Dreijahressicht (12,5 Prozent p.a.) deutlich besser als auf Sicht von zehn Jahre (5,1 Prozent p.a.) ausgefallen war.
Bei der gewichtigsten Variante auf japanische Aktienindizes, dem iShares Core MSCI Japan IMI UCITS ETF (WKN: A0RPWL), fiel die annualisierte Rendite mit 4,9 Prozent (3 Jahre) und 6,9 Prozent (10 Jahre) indes relativ mager aus. Da sich dieser ETF mit einer Dreijahresvolatilität von lediglich 12,7 Prozent und einem maximalen Drawdown von 7,9 Prozent als weniger riskant erwiesen hat, sollte man sich über die geringere Rendite nicht zu sehr wundern. Denn eine Gesetzmäßigkeit scheint an den Kapitalmärkten weiterhin relativ gut zu funktionieren: Je höher das Risiko, desto höher die Renditechance.
Autor Jörg Bernhard
Jörg Bernhard ist freier Wirtschaftsjournalist und hat sich auf die Themenbereiche Rohstoffe, Edelmetalle, Börse, Hebelprodukte und Anlagezertifikate spezialisiert. Vor seiner Selbstständigkeit war er von 1994 bis 2002 bei einem Münchner Verlag aus dem Bereich Wirtschaftspresse als Redakteur, stellvertretender Redaktionsleiter und Redaktionsleiter angestellt.