Ripoffs: Diese Finanzfallen solltest du kennen und vermeiden
Das Internet ist voll von Finanzfallen. Wenn du die üblichen kennst, kannst du solche Fallstricke leicht erkennen und dir Ärger ersparen.
Hunderttausende von Euro in Immobilien investieren, die du nie gesehen hast. Das würde dir nie passieren? Das dachten sich viele Geschädigte vor wenigen Jahren sicher auch. Doch selbstdarstellerische „Unternehmer“ können oft derart überzeugend auftreten, dass Ungereimtheiten oder Bedenken in den Hintergrund rücken. Jüngstes Beispiel: Mit einem Netzwerk an Vertrieblern soll der Stuttgarter Social-Media-Star „Immo Tommy“ – der sich selbst „Europas größter Immobilien-Influencer“ nennt – angeblich Schrottobjekte vermittelt haben. Entsprechend drastisch fallen nun die Kommentare der Geschädigten in den sozialen Medien aus. Sie haben sich blenden lassen und sind nun entsprechend enttäuscht. Es bleibt dabei: Wenn etwas zu schön erscheint, sollte man zumindest kritisch nachfragen oder gleich ganz die Finger davon lassen.
Die zweite Lektion ist ebenso einfach: Was plausibel klingt, muss nicht gleich wahr sein. Bei all der Informationsflut, die mehr oder weniger plausibel daherkommt, tappen gerade Einsteiger immer wieder in Finanzfallen. Manche sprechen hierbei auch von „Ripoffs“ – also Abzocke. Da die breit gestreute ETF-Anlage so ziemlich genau das Gegenteil davon ist, möchte wir dich an dieser Stelle davor bewahren, auf Abzocken oder zumindest Irreführungen hereinzufallen. Erspare dir einfach viel Ärger und Geld – beginne gleich mit der sinnvollen Geldanlage. Teure Fehler sind bereits ausreichend gemacht worden, sodass du kein weiteres Opfer davon werden musst. Wir wollen nun auf ein paar „Ripoffs“ eingehen.
Finanzfallen: Investmentpornografie
Die wahrscheinlich häufigste Form ist die oft gar nicht einmal böse gemeinte Investmentpornografie. Hier geht es um übertriebene Versprechungen oder auch eine allzu emotionale Herangehensweise an die Geldanlage. Ein Buchautor verspricht etwa den Reichtum über die Börse, eine Anlegermagazin schreibt über „Killer-Aktien“, eine Tageszeitung listet zehn Aktien auf, mit denen man nur gewinnen könne. Es tummeln sich also etliche Marktschreier, die nach eigener Auffassung die Weisheit mit Löffeln gefressen haben. Auf der anderen Seite gibt es die Untergangspropheten, die die Börse ständig am Vorabend eines großen Crashs sehen. Dann stehen Anleger jedoch jahrelange an der Seitenlinie und verpassen viel Rendite.
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Unbedarfte Einsteiger oder sogar durchaus erfahrene Privatanleger bewegen sich damit sehr schnell in diesem Dunstkreis, der an die laut Gerd Kommer schlechten Gefühle und Eigenschafen im Homo Sapiens appelliert: Gier, FOMO (Fear of Missing Out), Neid, Gutgläubigkeit, Selbstüberschätzung, Faulheit und Angst (in schlechten Börsenphasen). Diese so vermittelten Denkmuster und innerliche Zerrissenheit steht jedoch einer rationalen, langfristigen und breit gestreuten Geldanlage oft im Weg.
Unzureichende oder geschönte Zahlen
Ein weiterer Aspekt der Investmentpornografie ist das bewusste oder unbewusste Weglassen relevanter Zahlen, um der „Story“ keine Blessuren zu geben. ETF-Emittenten können dies allerdings nicht ohne Weiteres so machen, denn diese müssen mit ihrem „Factsheet“ alle wesentlichen Informationen offenlegen. Bei reißerischen Youtube-Beiträgen oder Aktien-Artikeln geht es oft nicht so genau. Der Aspekt der Steuern wird gerne unter den Teppich gekehrt. Manchmal wird auch bewusst mit Versprechungen wie „steuerbegünstigt“ oder „steuerfrei“ die Werbetrommel für wenig attraktive Produkte gerührt. Dazu später mehr. Oder Zahlen zum Umsatz können auch ohne Relation hochgejubelt werden, um dem Anleger so einen „Geheimtipp“ unterjubeln zu können.
Aktiv versus Passiv
Die große Herrschaft an Bankern ruft: „Komm zu uns, wir kennen uns aus und verwalten dein Geld“. Durch die Erfahrung der Fondslenker bekommst du hohe Renditen und umschiffst Krisen zielsicher. Das hat natürlich seinen Preis. Würde dieses Versprechen aufgehen, wäre dieser Service sicher etwas wert. Doch Studien zeigen, dass nicht einmal jenen Experten es langfristig gelingt, einen vergleichbaren Index zu schlagen. Du kannst also getrost auf vollmundige Werbeversprechen klassischer Fonds verzichten und dir stattdessen kostengünstige ETFs herauspicken. Dazu genügt für den Anfang ein Welt-ETF. Selbstverständlich kannst du dir auch selbst ein Welt-Portfolio zusammenstellen. Nutze hierfür die ETF-Suche oder lasse dich von unseren Musterportfolio inspirieren. Das Feintuning machst du schließlich mit Hilfe unseres Risikorechners.
Komm (nicht) in die Messenger-Gruppe
Heutzutage lauert die Gefahr längst nicht mehr nur im Fernsehen oder in der Tageszeitung. Sie schlummert in der Hosentasche über das Smartphone. Handynummern können schnell in die falschen Hände geraten und plötzlich ist man über Whatsapp oder Telegram in der „Krypto-Gruppe“. Geh am besten sofort raus aus dieser Gruppe. Denn hier lauert der Scam. Hier sollen deine Daten ausgespäht werden oder man will dich in betrügerische Krypto-Geschäfte verwickeln. Noch übler erging es sogar vielen ahnungslosen Nutzern von Dating-Apps. Hier soll mit der rosaroten Brille des Nutzers selbigem das Geld aus der Tasche gezogen werden. Das ist besonders mies, da hier nicht nur mit dem Geld, sondern auch den Gefühlen des Geschädigten gespielt wird. Ob über Messanger oder Dating-App: Haben Sie das Gefühl, es geht in die Abzock-Richtung, dann lassen Sie es lieber bleiben.
Historische Scams: Ostimmobilie und Neuer Markt
Vermutlich hat man den Begriff „Scams“ früher nicht so verwendet, aber sie sind keine neuzeitliche Erfindung. Gerade ältere Leser können sich bestimmt noch an den „Goldrausch“ und die „Steuersparmodelle“ rund um Ostimmobilien erinnern. Sogar an oberster Stelle von Form des damaligen Bundeskanzlers Helmut Kohl (CDU) sprach man schließlich von „blühenden Landschaften“. Was soll da noch schiefgehen, dachte sich entsprechend der eine oder andere – vornehmlich West-Bürger – und probierte sich an der Kapitalanlage „Ostimmobilie“. Dazu kam noch die Verlockung, sich darüber Steuern sparen zu können. Kaum Risiko und der Fiskus liefert das Steuergeschenk noch frei Haus dazu. Diese allzu schön klingende Rechnung ging für die meisten Anleger nicht auf. Noch heute dümpeln in vielen Regionen Ostdeutschlands die Preise, die Jugend zieht nach Berlin oder Leipzig oder gleich in den Westen – der Leerstand ist hoch. Außerdem stellten sich viele Häuser als marode heraus. Was lernen wir? Wem hohe, sichere Renditen bei gleichzeitiger Steuerersparnis versprochen werden, sollte sich das Ganze dreimal überlegen.
Kaum zehn Jahre nach der Wiedervereinigung gerieten viele Deutsche erneut in Versuchung. Und ich muss zugeben: Der Autor dieses Textes konnte dieser selbst nicht widerstehen. Ich verbuche es in meiner internen Buchführung einfach als Lehrgeld. Es geht um den Hype um den Neuen Markt. Ein klassischer Scam war das vielleicht nicht, aber man hat gesehen, wozu es führt, wenn Gier die Vernunft übersteigt. Nach der Party war die Katerstimmung groß. Diese Erfahrung bekräftigt mich in meiner ETF-Leidenschaft. Eine Einzelaktie kommt mir nicht mehr ins Haus bzw. ins Depot.
Alles Schein bei Flowtex und Wirecard
Auch einzelne Unternehmer verstanden es, die Marktteilnehmer für eine gewisse Zeit zu narren. Filmreif zelebrierte dies etwa Manfred Schmider. Der „Scheich von Karlsruhe“ lebte in Saus und Braus, verkehrte in der High-Society. Er lockte Investoren an mit dem Verkauf von Maschinen, die es gar nicht gab. Am Ende stellte die Staatsanwaltschaft einen Schaden von 4,9 Milliarden Mark fest.
Ein anderer Unternehmer hat es in die Sendung Aktenzeichen XY „geschafft“. Sein Name: Jan Marsalek. Der Österreicher wird wegen gewerbsmäßigem Bandenbetrug dringend gesucht. Seinem Unternehmen schien die Zukunft zu gehören. Eng vernetzt mit der Politik kannte die Aktie von Wirecard jahrelang nur den Weg nach oben. Das Ende vom Lied: Alles Schein und das Geld der Aktionäre ist futsch.
Fazit: Bleib rational bei der Geldanlage
Wir haben nun einige Finanzfallen vorgestellt. Natürlich ließe sich diese Liste noch fortsetzen und auch in den nächsten Jahren wird es immer wieder neue Versuche geben. Ob mit positiven oder negativen Absichten: In jedem Fall können sie dich von einem rationalen Vermögensaufbau abbringen oder schaden dir im schlimmsten Fall sogar noch aktiv. Wir hoffen, du konntest mit diesem Beitrag ein Gespür dafür bekommen und fällst nicht auf irgendwelche Finanzfallen herein. Schau dich einfach auf unserer Website um und informiere dich, denn ETFs sind eine Top-Wahl. Achte dabei immer auf breite Streuung.