Pro & Contra: Sind Rohstoffe im Portfolio eine gute Idee?
Kaum eine Anlageform spaltet Investoren so sehr wie Rohstoffe. Nicht nur, weil ein Investment in Öl, Gold oder Getreide mit teils hohen Risiken verbunden ist, sondern auch hinsichtlich der Nachhaltigkeit dieser Anlageklasse. Sollten Anleger dennoch auf Rohstoffe setzen?
Die einen sagen, Rohstoffe gehören unbedingt in ein breit diversifiziertes Portfolio. Die anderen sagen, in Rohstoffe sollte man auf keinen Fall investieren. Schon gar nicht als Privatanleger. Warum spalten Rohstoffanlagen die Investoren so sehr?
Rohstoffe gehören nicht unbedingt zu den Anlageformen, die man nebenbei kauft und dann einfach mal liegen lässt. Rohstoffinvestments sind komplex und erfordern von Anlegern ein gewisses Basiswissen, um überhaupt sinnvoll anlegen zu können. Bei Begriffen wie Contango oder Futures kann einem Anfänger schnell der Kopf rauchen. Ohne eine gewisse Expertise verstehen Anleger nicht, warum der Rohstoffmarkt nicht ebenso funktioniert wie der generelle Aktienmarkt oder wo die Chancen und Risiken eines Rohstoffinvestments liegen.
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Die Frage nach der Nachhaltigkeit
Dazu kommt die Tatsache, dass Rohstoffinvestments spekulativ sind. Laufende Einnahmen gibt es nicht und aufgrund des Termingeschäft-Prinzips kann es auch zu einem herben Verlust kommen. Und dann ist da noch die große Diskussion um die Nachhaltigkeit.
Wer zu Zeiten von Fridays For Future noch munter in Rohstoffe investiert, wird schnell als ignorant und egoistisch abgestempelt. Denn es lässt sich nicht wegdiskutieren: Rohstoffe sind endlich und lassen sich auch nicht von Menschenhand nachproduzieren. Ebenso ist es kein Geheimnis, dass etwa für die Arbeit auf Kaffeeplantagen Menschen ausgebeutet werden.
Diversifikation und Inflationsschutz
Auf der anderen Seite stehen jedoch zwei gute Pro-Argumenten. Zum einen können sie als Ergänzung im Portfolio das allgemeine Verlustrisiko senken. Dadurch, dass sie sich oft asymmetrisch zum generellen Aktienmarkt verhalten, sind sie für erfahrene Anleger eine nicht zu vernachlässigende Option.
Zum anderen spricht man im Zusammenhang mit Rohstoffinvestments gern vom Inflationsschutz. Denn Rohstoffe werden mit sinkendem Angebot immer wertvoller – und steigen somit auch im Preis. Für Anleger ein guter Grund, Rohstoffe nicht völlig zu verteufeln.
Investieren oder lieber nicht?
Sollten Sie also in Rohstoffe investieren oder besser die Finger davonlassen? Auf den folgenden Seiten stellen Thomas Brummer und Katja Brauchle das Pro und Contra auf den Prüfstand. Während extraETF-Redakteurin Katja Brauchle der Meinung ist, dass man Rohstoffe – nach gründlicher Recherche – durchaus als Portfolioergänzung sehen kann, rät der stellvertretende Chefredakteur des Extra-Magazins, Thomas Brummer, von der Investition mit einer Ausnahme ab.
Katja Brauchle: Rohstoffe gehören ins Depot – aber nur über ETFs
Rohstoffe im Anlagemix können das Verlustrisiko für Anleger minimieren und sorgen zudem für Inflationsschutz. Auch in puncto Nachhaltigkeit müssen sich Investoren keine Sorgen machen – zumindest in den Fällen, die ich Ihnen hier vorstelle.
Zum Thema Rohstoff-Investment habe ich mir sehr viele Gedanken gemacht – und kann die Contra-Argumente nicht nur verstehen, sondern gut nachvollziehen. Auch ich war mir lange unsicher, ob ich der Anlage in Rohstoff-ETFs wirklich positiv gegenüberstehen kann. Dabei standen vor allem Umweltaspekte im Vordergrund und auch die Tatsache, dass um Rohstoffe Kriege entstehen und sie Menschenleben kosten. Der zweite Golfkrieg etwa forderte vermutlich um die 60.000 Opfer – wegen Öl. Warum ich letzten Endes dennoch die Pro-Position für das Investieren in Rohstoff e vertrete, erfahren Sie nachfolgend.
Mit gutem Gewissen in Rohstoffe investieren
Nachhaltig in Rohstoff e investieren – geht das überhaupt? Schließlich ist es nicht wegzudiskutieren, dass für Rohstoffe die Natur herhalten muss. Egal ob Öl, Kupfer oder Weizen, Rohstoff e lassen sich nicht künstlich herstellen und müssen gewonnen werden. Das geht oft auf Kosten von Menschen und Umwelt. Noch funktioniert unsere Welt aber nicht ohne Rohstoff e, auch das grünste Smartphone oder Jeans kommen nicht ohne Lithium oder Baumwolle aus. Das wird sich zumindest in absehbarer Zeit nicht ändern.
Anstatt nun aber in Öl oder in Stahl zu investieren, kann man seinem Portfolio Unternehmen hinzufügen, die zwar in der Rohstoffindustrie tätig sind, dabei aber auf Nachhaltigkeit achten. Das Angebot an nachhaltigen Rohstoff-Investments ist aktuell noch sehr übersichtlich, doch ein guter Kompromiss sind Themen-ETFs, bei denen Rohstoff e im Vordergrund stehen.
Der Rize Sustainable Future of Food UCITS ETF (WKN: A2P876) etwa ermöglicht Anlegern das Investment in Unternehmen, die auf nachhaltige Lebensmittelproduktion spezialisiert sind. Anleger haben die Möglichkeit, Einblick in die komplette Produktionskette zu erhalten. Und auch iShares ermöglicht das nachhaltige Anlegen in sogenannte Soft Commodities, wie beispielsweise Holz mit dem iShares Global Timber & Forestry ETF (WKN: A0M59G) mit den 25 weltweit größten Unternehmen aus der Holzwirtschaft.
Tipp: Hier erfahren Sie alles, was Sie über das Investieren in Nachhaltigkeits-ETFs wissen müssen. |
Sicherheit in unsicheren Zeiten
Allen Bedenken zum Trotz haben Rohstoff-Anlagen Vorteile. Da sie unabhängig vom Aktienmarkt sind, oftmals sogar eher gegenteilig verlaufen, eignen sie sich gut, um sie dem Portfolio beizumischen und Verlustrisiken zu minimieren. So werden Rohstoffe auch zu einer Anlageklasse für eher risikoscheue Anleger – man muss ja nicht gleich alles auf eine Branche setzen. Viele Rohstoff e eignen sich außerdem als Inflationsschutz, was in unsicheren Zeiten ein wichtiger Punkt ist. Besonders eignen sich Edelmetalle – denn sie sind nicht beliebig vermehrbar und sind derzeit stark gefragt. Das kann durchaus dazu führen, dass Kaufkraftverluste von Geldvermögen ausgeglichen werden.
Rohstoff-ETFs vor Einzelaktien
Wer in Rohstoff e investieren möchte, sollte das über Rohstoff -ETFs tun. Sagen Sie „nein“ zu Einzelaktien. Die Gründe dafür sind logisch: Wer in einen ETF investiert, hat keine Lagerkosten für Öl, Weizen oder sonstige Rohstoff e. Das hält die Kosten niedrig und Sie müssen in Ihrem Keller keinen Raum für die Lagerung von Ölfässern frei machen. Außerdem zählt das Kapital zum Sondervermögen. Das Verlustrisiko ist also ungleich geringer als beim Kauf von Rohstoff -Anleihen. Und auch vom Terminmarkt sind Sie mit Rohstoff-ETFs unabhängig.
Thomas Brummer: Rohstoffe machen (fast) nie Sinn für Privatanleger
Auf den ersten Blick scheint es naheliegend, dem Portfolio Rohstoff e hinzuzufügen. Eine weitere Anlageklasse kann schließlich nie schaden. Nur so ist es leider nicht. Für Privatanleger macht es keinen Sinn, in Rohstoff e zu investieren. Eine Ausnahme gibt es aber dennoch.
In ein diversifiziertes Portfolio gehören möglichst viele Anlageklassen. Das senkt das Gesamtrisiko. Denn die verschiedenen Anlageklassen verhalten sich nicht 1:1 gleich. Geht es also bei Anlage A massiv nach unten, kann unter Umständen Anlage B dieses wieder ausgleichen. Doch was soll alles ins Portfolio? Aktien, klar – Anleihen, wieso nicht? Doch sollten auch Rohstoff e dabei sein? In der Theorie könnte man diese Frage mit „ja“ beantworten. Denn europäische Aktien und Rohstoff e haben laut Zahlen von multiasset.com nur eine sehr geringe Korrelation von 0,33. Bei US-Aktien sind es sogar nur 0,24. Bei Euro-Anleihen und -Rohstoff en ergibt sich sogar ein Wert von -0,21.
Was bedeuten diese Zahlen? Ein Wert von eins würde einen absoluten Gleichlauf der beiden Anlageklassen bedeuten. Ein komplett umgekehrter Verlauf w.re bei einem Wert von -1 zu attestieren. Je geringer er also der Korrelationswert ist, desto niedriger ist der Zusammenhang der jeweiligen Entwicklung.
Wären da nicht die Rollverluste
Das spricht doch alles für die Hinzunahme von Rohstoff en, denken Sie nun vielleicht. Gehören also Rohstoff e ins Portfolio? Ich sage: Nein, aber es gibt eine Ausnahme. Sehen wir uns also nun an, welcher Aspekt Rohstoff -Investments für Privatanleger sehr unattraktiv macht. Anders als bei Aktien oder Anleihen fallen für Rohstoffe häufig sehr hohe Kosten an. Wer beispielsweise in Öl oder Weizen investiert, kann schließlich nicht nach dem Kauf seinen Keller damit voll machen.
Deshalb muss eine gangbare Lösung her. Diese lautet Terminkontrakt. Produzent und Interessent einigen sich darauf, den Rohstoff zu einem späteren Zeitpunkt abzunehmen. Dafür fallen Kosten für die Lagerung oder für Versicherungen an. Auf diese Weise kostet der Kontrakt beispielsweise jeden weiteren Monat mehr. Das ist die normale Situation bei Rohstoffen, man spricht hierbei von Contango. Die Betreiber entsprechender Rohstoff-ETCs müssen also regelmäßig von einem Kontrakt in den nächsten wechseln, man spricht auch von „rollen“. Ist dies mit einem Aufschlag verbunden – das ist der Normalfall –, ist von Rollverlusten die Rede. Was bringt also das Plus an Diversifikation, wenn Rollverluste der Normallfall sind?
Gold ist etwas anderes
Etwas anderes ist es bei Edelmetallen wie Gold. Aufgrund des hohen Wertes sind die Lagerkosten von normalen Mengen zu vernachlässigen. Hier gibt es auch günstige ETCs, bei denen physisches Gold hinterlegt wird und man durch diese Eigenschaft auch die vollen Steuervorteile eines Goldbarrens mitnehmen kann.
Hier spricht natürlich nichts dagegen, eine gewisse Menge des Gesamtvermögens für alle Fälle in Gold zu verwahren. Nachhaltigkeit ist oft nicht gegeben Ob Gold, Öl oder andere Rohstoff e, in der heutigen Zeit achten viele Bürger auch auf das Thema Nachhaltigkeit. Gold und Öl schneiden hier natürlich nicht besonders gut ab.
Fazit: Besser keine Rohstoffe
Durch die üblichen Rollverluste sind die Gewinnchancen bei Rohstoff en reduziert. Da dieser Nachteil für Gold nicht gilt, ist das Edelmetall eine Ausnahme. Besonders interessant ist Euwax Gold II (WKN: EWG2LD). Die Anteile sind zu 100 Prozent mit physischem Gold unterlegt. Das zieht letztlich auch einen Steuervorteil für Anleger nach sich.
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