Warum und wie du Rohstoffe handeln kannst
Wenn du auf Rohstoffe setzt, kannst du deine Anlage breiter streuen. Doch keine Angst: Du brauchst keinen Öl-Tank oder Getreidekammer im Keller.
Aktien sind dir sicher längst bekannt, Anleihen wohl auch. Diese beiden Anlageklassen bieten bereits ein hervorragendes Fundament – sofern du breit streust. Wenn du es mit der Streuung auf die Spitze treiben möchtest, kommen zusätzlich Rohstoffe ins Spiel. In der Finanzsprache sorgen Rohstoffe damit für ein erhöhtes Maß an Diversifikation. Wir zeigen dir nun die wesentlichen Gründe für Rohstoff-Investments.
Rohstoffe zur Diversifikation
Als ETF-Fan weißt du über die Vorzüge der breiten Streuung bestens Bescheid. Und wer hier noch eine weitere Komponente hinzufügen möchte, könnte aus Gründen der Diversifikation einen Blick auf Rohstoffe riskieren. Denn Aktien, Anleihen, aber auch Rohstoffe entwickeln sich unterschiedlich. So können Schwächephasen der einen Anlageklasse möglicherweise von der relativen Stärke der anderen aufgefangen oder zumindest abgemildert werden. Diesen Effekt bemisst man in Form der Korrelationsmaßes. Beträgt der Wert 1, so entwickeln sich beide Anlageklassen zu 100 Prozent gleich, liegt der Wert bei -1, so bewegen sich die beiden Asset-Klassen exakt gegenläufig.
Wie korrelieren nun Rohstoffe mit Aktien und Anleihen? Nach Zahlen von „Das Investment“ liegt die Korrelation von europäischen Aktien zu Rohstoffen bei 0,33, in Bezug auf US-Aktien, die in Welt-ETFs prägend sind, liegt der Wert sogar nur bei 0,24. Schwellenländer-Aktien hängen mit 0,40 am stärksten von Rohstoff-Entwicklungen ab. Die Volkswirtschaften einiger Schwellenländer sind eng mit bestimmten Rohstoffen verknüpft.
In Bezug auf Anleihen schaffen Rohstoffe einen noch stärkeren Diversifikationseffekt. So ergibt sich in der Gegenüberstellung von Rohstoffen und Euro-Staatsanleihen ein Wert von -0,21. Das heißt vereinfacht gesagt: Entwickeln sind Euro-Staatsanleihen negativ, klettern die Rohstoffe.
Anders formuliert: Rohstoffe haben eigene Marktzyklen, die sich von denen anderer Anlageklassen unterscheiden. Ein gut diversifiziertes Portfolio mit Rohstoffen kann das Gesamtrisiko reduzieren.
Rohstoffe als Inflationsschutz
In den Jahren 2022 und 2023 war die hohe Inflation ein großes Thema. Der Blick in den langfristigen Rückspiegel zeigt, dass Rohstoffe immer wieder ein guter Schutz vor Inflation waren. Da die Preise für Rohstoffe oft mit der allgemeinen Preisentwicklung steigen, können sie als eine Art Absicherung gegen Teuerung der Verbraucherpreise dienen.
Wirtschaftswachstum treibt Rohstoffsektor an
Die Weltbevölkerung wächst und auch der Wohlstand. Das wiederum lässt die Nachfrage nach etlichen Rohstoffen steigen. Man denke hier an Metalle, Energie und Agrarprodukte. Investitionen in Rohstoffe können daher von wirtschaftlichem Wachstum profitieren. Übrigens kommen Rohstoffe auch in etlichen Megatrends zum Einsatz. Silber etwa in der Solarenergie oder Lithium in der E-Mobilität.
Rohstoffe bergen – wie Aktien – Chancen und Risiken. So können Rohstoffpreise stark auf geopolitische Ereignisse und wirtschaftliche Veränderungen reagieren. Diese Schwankung kann jedoch auch Chancen für spekulative Investitionen bieten. Um das damit einhergehende Risiko zu senken, solltest du auch bei Rohstoffen streuen.
So kannst du breit gestreut in Rohstoffe investieren
Gold und Silber erscheinen noch relativ intuitiv. Du gehst zur Bank oder zu einem seriösen Goldhändler und hältst dann deinen Barren oder deine Münze in der Hand. Bei größeren Mengen solltest du über ein Bankschließfach nachdenken. Doch wie ist es bei Öl, Getreide oder lebend Rind? Das klingt erstmal schwierig, ist es aber nicht. Die wichtigsten Kürzel lauten „ETF“ sowie „ETC“.
Beginnen wir mit der dir sicher vertrauteren Gattung der ETFs. Wenn du in einen breiten Korb an Rohstoffen investieren möchtest, kannst du dir Rohstoff-ETFs näher ansehen.
Tipp: Du weißt nicht, was ein ETC ist? Erfahre alles Wesentliche über ETCs. |
Möchtest du jedoch gezielt auf einen bestimmten Rohstoff setzen, dann kommen ETCs ins Spiel. Die Abkürzung steht für Exchange Traded Commodity. Das Wort „Commodity“ bedeutet Rohstoffe. Anders als ETFs sind ETCs rechtlich gesehen aber kein Sondervermögen, sondern meist unbefristete Schuldverschreibungen. Anleger tragen deshalb prinzipiell ein Emittentenrisiko.
Tipp: Gold-ETCs mit Auslieferungsmöglichkeit sind steuerfrei. Lese dir hierzu unseren Artikel zur Besteuerung von Gold-ETCs durch. |
Es kann zu Rollverlusten kommen
Sehen wir uns das Beispiel eines Investments in Öl an. Da du ja den Öl-Tank nicht im Garten haben möchtest, muss eine andere Lösung her. Somit wurden sogenannte Terminkontrakte ins Leben gerufen. Für die Lagerung von Öl fallen jedoch dennoch Kosten an. Läuft der eine Terminkontrakt aus und es wird in den neuen „gerollt“ kommt es daher oft zu sogenannten Rollverlusten (Contango). Es gibt natürlich auch den umgekehrten Fall, also dass der Preis des Futures mit dem früheren Liefertermin höher ist als der mit dem späteren. In diesem Fall spricht man von Backwardation. Es entsteht ein Rollgewinn.
Fazit: Rohstoff-Investments bieten mehr Streuung, sind aber kein Muss
Rohstoffe können das Gesamtrisiko senken, da sie nicht eins zu eins mit Aktien und Anleihen korrelieren. In Bezug auf Euro-Staatsanleihen ergibt sich sogar eine negative Korrelation, also eine umgekehrte Wertenwicklung. Edelmetalle wie Gold konnten sich immer wieder als guten Inflationsschutz erweisen, allerdings erwirtschaften sie keine regelmäßigen Erträge wie etwa Aktien. Bei etlichen Rohstoffen kommt es nicht zuletzt aufgrund der Lagerkosten zu Rollverlusten. Interessierte sollte sich einen breiten streuenden Rohstoff-ETF aussuchen. Bei Gold bietet sich steuerbefreite ETCs mit Auslieferungsoption an. Rohstoff-Investments können ein Aktien- und Anleihen-Portfolio ergänzen, sind aber kein Muss.