Nach dem Höhenflug von Bitcoin: Ist die Luft jetzt raus?
Der Bitcoin erreichte ein Allzeithoch. Geht der größten Kryptowährung schon bald die Luft aus? Rücken andere Coins in den Vordergrund?
Im Nachhinein ist es immer leicht, Aussagen zu treffen. So ist es in der Rückschau nicht so eine große Überraschung, dass der Bitcoin 2024 stark stieg. Bereits vor ziemlich genau einem Jahr ging es los. Im Januar 2024 kam es zur Einführung von Bitcoin-ETFs, wodurch einige der weltweit größten Vermögensverwalter, darunter Blackrock und Fidelity, Anlageinstrumente eingeführt haben. Und die Community hält der größten Kryptowährung selbst bei periodischen Preiskorrekturen bisher die Treue.
Wie steht der Bitcoin da?
„Die Markterwartungen für 2025 sind hoch, was vor allem auf die Rückkehr Donald Trumps ins Weiße Haus und die Aussicht auf zusätzliche Unterstützung des Krypto-Marktes durch eine einsetzende Deregulierungswelle unter einer neuen Regierung zurückzuführen sein dürfte“, sagt Jens Klatt, Analyst beim Online-Broker XTB. Doch blicken wir erst einmal zurück. Im Jahr 2024 verzeichneten nach Zahlen von XTB Research Bitcoin-ETFs Nettozuflüsse von etwa 30 Milliarden US-Dollar, was fast 5,5 Prozent des gesamten zirkulierenden Bitcoin-Angebots entspricht.
Diese Zuflüsse machten damit fast 80 Prozent der Zuflüsse in Gold-ETFs aus, deren Marktkapitalisierung etwa zehnmal größer ist als die von Bitcoin, und 15 Prozent der Zuflüsse in die drei führenden ETFs des S&P 500-Index, deren kombinierte Marktkapitalisierung 30-mal so hoch ist wie die von Bitcoin. „Der iShares Bitcoin ETF von Blackrock hat sich trotz des anhaltenden Bullenmarktes bei US-Aktien besser entwickelt als einige der wichtigsten ETFs der Wall Street, wie z. B. der SPDR S&P 500 von State Street“, so Klatt.
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Die wichtigsten Gründe für den Bitcoin-Anstieg
Von 2022 bis heute ist der Bitcoin von 15.000 auf 100.000 US-Dollar gestiegen. Die Experten von XTB sehen folgende Aspekte als die wesentlichen Treiber dieser Entwicklung an:
Intensive Akkumulation durch ETFs: In den USA ansässige ETFs haben Bitcoin aggressiv akkumuliert.
Politische Entwicklungen: Das Potenzial für eine kryptowährungsfreundliche US-Regierung unter Donald Trump, gepaart mit geplanten Änderungen in der SEC-Führung.
Der Bitcoin Act: Aussichten auf eine strategische Bitcoin-Reserve der USA und positive Kommentare zur Tokenisierung von Vermögenswerten, insbesondere von Blackrock.
Das Bitcoin-Halving: durch die Reduzierung der Neuemission von Bitcoin und ein begrenztes Angebot an Coins aufgrund von Einschränkungen bei den Minern kommt es zu Kursanstiegen.
Langfristige Markttrends: Immer mehr Marktteilnehmer konzentrieren sich auf den langfristigen Aufbau ihrer eigenen Bitcoin-Reserve.
Rekordverdächtiges Interesse an Derivaten: Großes Interesse an den Derivatemärkten, insbesondere an der CME.
Marktzyklizität: Wachsende Überzeugung unter Investoren, dass der Bullenmarkt von Bitcoin einem zyklischen Muster folgt.
Rücken andere Kryptowährungen in den Fokus
Im April 2024 kam es zu einem weiteren Halving, wodurch die tägliche Ausgabe von Bitcoin erneut reduziert wurde und auf etwa 400 Bitcoins pro Tag fiel. „Dies hat in Kombination mit der starken Nachfrage nach ETFs und abnehmenden Bitcoin-Verkäufen bei Anlegern zu einem Angebotsschock geführt“, meint Klatt. Historisch gesehen sei jeder vorherige Bitcoin-Bullenmarkt von langfristigen Investoren initiiert worden, die etwa 65 Prozent des gesamten Bitcoin-Angebots kontrollierten.
„On-Chain-Daten deuten darauf hin, dass die Nachfrage neuer (kurzfristiger) Investoren allmählich nachlässt, und im Frühjahr und Herbst 2024 verkauften langfristige Investoren etwa 1,45 Millionen Bitcoins. Dieser Trend deutet auf einen zunehmenden Druck hin, Gewinne zu realisieren, was in Übereinstimmung mit den vergangenen Zyklen von Bitcoin in der Regel den extremsten Phasen eines Bullenmarktes vorausgeht“, berichtet Klatt. On-Chain-Daten beziehen sich auf Transaktionen, die verifiziert und in einer Blockchain aufgezeichnet wurden. Basierend auf historischen Zyklen und aktuellen On-Chain-Daten werde für 2025 ein stärkeres Wachstum bei kleineren Kryptowährungen erwartet, während Bitcoin selbst im Vergleich zu anderen Altcoins ein bescheideneres Wachstum verzeichnen könnte.
Wie geht es weiter?
„In diesem Szenario könnte der Bullenmarkt bis Ende des dritten oder Anfang des vierten Quartals 2025 anhalten. Das Interesse an kleineren Kryptowährungen wird wahrscheinlich zunehmen, was auf mögliche regulatorische Änderungen in den USA zurückzuführen ist“, meint Klatt.
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Der Markt hoffe, dass 2025 weitere positive Entwicklungen mit sich bringen wird, wie neue ETFs, die Solana und andere Altcoins akkumulieren, sowie eine verstärkte ETF-Aktivität in Ethereum. „Wenn die USA eine strategische Bitcoin-Reservepolitik einführen, könnten sie sich verpflichten, über einen Zeitraum von fünf Jahren eine Million Bitcoins (etwa fünf Prozent des Gesamtangebots) zu kaufen, mit der Auflage, dass diese Bitcoins mindestens 25 Jahre lang nicht verkauft werden dürfen“, stellt Klatt fest.
Autor Thomas Brummer
Thomas Brummer war bereits für das Anlegermagazin "Der Aktionär" und das Verbraucherportal biallo.de tätig. Zudem hospitierte er in der Wirtschaftsredaktion der Rheinischen Post in Düsseldorf. Seit 2018 ist er Mitglied der Redaktion und seit 2020 als stellvertretender Chefredakteur für das Anlegerportal extraETF.com und das Extra-Magazin verantwortlich.