Minimum Volatility: Deshalb solltest du jetzt auf diese ETF-Strategie setzen
Wer Technologieaktien wie Tesla oder Facebook besitzt oder Kryptoinvestments in Bitcoin oder Ethereum getätigt hat, dürfte derzeit keinen sonderlich ruhigen Schlaf haben. Grund: Deren aktuelle Volatilitäten bewegen sich in luftigen Höhen. Gut, wer jetzt eine „Minimum Volatility“-Strategie fährt.
Laut den Erkenntnissen der Kapitalmarktlehre wird eine hohe Kursschwankungsintensität – besser bekannt als Volatilität – folgendermaßen interpretiert. Je höher sie ausfällt, desto höhere Renditechancen bzw. Verlustrisiken gehen mit dem damit verbundenen Investment einher. Im Umkehrschluss verfügen somit weniger volatile Aktien oder Indizes über ein begrenztes Rendite- bzw. Verlustpotenzial.
Starke Performance trotz niedriger Vola
Das heißt aber nicht zwangsläufig, dass solche Investments als uninteressant anzusehen sind, schließlich lieferte zum Beispiel der Kauf von Gold – trotz seiner unterdurchschnittlichen Volatilität – in den vergangenen Jahren ausgesprochen interessante Anlageergebnisse. Auf Sicht von drei bzw. fünf Jahren stellten sich beispielsweise bei Xetra-Gold (WKN: A0S9GB ) annualisierte Renditen in Höhe von 8,5 bzw. 8,9 Prozent ein. Zum Vergleich: Beim DAX fielen die jährlichen Renditen während der identischen Zeiträume mit plus 0,6 Prozent (drei Jahre) bzw. minus 0,1 Prozent p.a. (fünf Jahre) erheblich schlechter aus.
Wichtig zu wissen: Mittlerweile gibt es einige ETFs, deren Strategie darin besteht, innerhalb eines Index in die Werte mit der niedrigsten Volatilität zu investieren. Ende November kann zum Beispiel der iShares Edge MSCI World Minimum Volatility UCITS ETF (Acc) (WKN: A1J781) auf eine Historie von immerhin zehn Jahre zurückblicken. Innerhalb dieses Zeitraums erzielte der 1.511 Werte umfassende MSCI World eine annualisierte Rendite in Höhe von 9,5 Prozent, während sich der aus 286 Aktien bestehende MSCI World Minimum Volatility pro Jahr immerhin um 8,5 Prozent verteuert hat. Damit hat er eine um zwei Prozentpunkte höhere Jahresperformance als der DAX erzielt.
Vorteile dieser Minimum Volatility-Strategie
Den oben erwähnten Performancevorteil des „herkömmlichen“ MSCI World gegenüber der „Minimum-Volatility-Variante“ muss mit der Akzeptanz stärkerer Auf- und Abwärtsbewegungen „bezahlt“ werden. Letztere weist eine um ungefähr fünf Prozentpunkte niedrigere Volatilität auf und der maximale Drawdown fällt mit 18 Prozent sogar um sieben Prozentpunkte geringer aus. Wer auf die niedrigvolatile Version setzt, dürfte das eigene Nervenkostüm somit spürbar schonen, was sich angesichts der unzähligen Krisenherde durchaus als angenehm erweisen kann.
Verglichen mit einem DAX-Investment bietet der oben vorgestellten Minimum-Volatility-ETF einen weiteren wichtigen Vorteil. Weil dieser derzeit Titel aus insgesamt 23 Industriestaaten enthält, verfügt das Papier somit über ein stark diversifiziertes Länderrisiko. Allerdings stammen rund zwei Drittel der Unternehmen aus den USA gefolgt von Ländern wie Japan (10,4 Prozent), Schweiz (7,8 Prozent) und Kanada (4,6 Prozent). Unter ethisch-moralischen Aspekten kann der ETF ebenfalls punkten, da Gesellschaften aus autokratisch regierten Staaten stark unterrepräsentiert sind. Für viele Privatanleger wird dieser Aspekt angesichts der wachsenden Drohungen aus Russland und China immer wichtiger.
Übrigens: Wer nicht nur auf der Suche nach einem niedrigvolatilen Indexinvestment ist, sondern bei Aktien zudem großen Wert auf die Einhaltung von ESG-Kriterien legt, bietet sich das nachfolgend aufgeführte Schwesterprodukt möglicherweise an. Der iShares Edge MSCI World Minimum Volatility ESG UCITS ETF (WKN: A2PY8C) bezieht sich nämlich auf den MSCI World Minimum Volatility ESG und besteht aus insgesamt 241 Aktienpositionen.
Weil dieser allerdings erst im April 2020 am Markt lanciert wurde, fällt die Analyse wichtiger Kennzahlen auf Basis von historischen Daten deutlich weniger ergiebig aus.
Autor Jörg Bernhard
Jörg Bernhard ist freier Wirtschaftsjournalist und hat sich auf die Themenbereiche Rohstoffe, Edelmetalle, Börse, Hebelprodukte und Anlagezertifikate spezialisiert. Vor seiner Selbstständigkeit war er von 1994 bis 2002 bei einem Münchner Verlag aus dem Bereich Wirtschaftspresse als Redakteur, stellvertretender Redaktionsleiter und Redaktionsleiter angestellt.
Anhaltende Sorgen über Inflation, steigende Zinsen und geopolitische Spannungen – ein defensiver Ansatz wie Minimum Volatility könnte von Vorteil sein.