MDax: Kommen deutsche Nebenwerte jetzt wieder zurück in die Erfolgsspur?
Obwohl Nebenwerte grundsätzlich höhere Renditen versprechen, hängt der Dax den MDax schon seit Jahren ab. Doch Experten meinen, dass sich das bald ändern könnte.
Der MDax ist der bessere Dax. Diese Überschrift konnte man vor gut zehn Jahren getrost so formulieren. In der jüngeren Vergangenheit hat sich das Blatt jedoch komplett gewendet. So kletterte der Dax in den vergangenen fünf Jahren um 50 Prozent. Der MDax konkurrierte dagegen mit dem Sparbuch. Hier steht ein Gesamtplus von drei Prozent – in fünf Jahren. „Dies ist erstaunlich“, stellt Joachim Schallmayer, Leiter Kapitalmärkte und Strategie bei der Deka-Bank, fest. Die Dürrephase deutscher Nebenwerte lässt sich im Wesentlichen auf zwei Aspekte zurückführen: Die seit 2022 historisch gestiegenen Zinsniveaus sowie die Verunsicherung durch erhöhte geopolitische Risiken. Vor allem die bald sinkenden Leitzinsen könnten der Treibstoff für die Rückkehr des MDax sein.
Aufholjagd der Nebenwerte?
Alleine die beiden Renditezahlen lassen erahnen, dass hier ein gewisses Aufholpotenzial schlummert. Das sieht auch Kapitalmarktexperte Schallmayer so. Eine Trendwende sieht der Experte, wenn die erste Zinssenkung durch die Europäische Zentralbank (EZB) erfolgt. Diese wiederum erwarten Beobachter in den Sommermonaten. „Nebenwerte könnten in einem Umfeld fallender Zinsen und einem verbesserten wirtschaftlichen Umfeld wieder interessant werden“, bekräftigt auch Sophia Wurm, Vize-Präsidentin SPDR ETFs bei State Street Global Advisors.
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Daneben stimmt das Zahlenwerk bei Nebenwerten. „Der Gewinnentwicklungstrend der MDax-Unternehmen ist intakt“, stellt der Deka-Experte heraus. Zudem seien die Unternehmen mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 15,6 relativ günstig bewertet. „Aktuell liegt das MDax-KGV zwar oberhalb der Dax-Unternehmen, jedoch deutlich unterhalb des historischen Durchschnittswerts von 17,3.“
Interessante Bewertung
Beachtenswert sei vor allem, dass die Bewegung bei den Bewertungen von Dax und MDax 2023 in unterschiedliche Richtungen ging. Während das Dax-KGV in den vergangenen zwölf Monaten von 11,4 auf aktuell 13 angestiegen ist, reduzierte sich die Bewertung im MDax um 0,3 Punkte. „Diese relative Bewegung sollte sich künftig umkehren und zu Gunsten des MDax auflösen“, sagt Schallmayer.
Deshalb sind die Zinsen wichtig
Die gestiegenen Zinsniveaus haben bei Unternehmen seit 2022 einerseits zu Bewertungsabschlägen geführt und andererseits die Kapitalkosten erhöht. „Die MDax-Unternehmen weisen gegenüber Dax-Gesellschaften zwar eine höhere Verschuldung auf, allerdings ist es den Mid-Caps gelungen, ihren Kapitalbedarf im Zaum zu halten und dennoch stärkeres Wachstum zu erwirtschaften“, so Schallmayer. Vor diesem Hintergrund rechnet der Kapitalmarktexperte damit, dass MDax-Unternehmen mit der ersten Zinssenkung durch die Europäische Zentralbank überproportional von diesem Schritt profitieren werden.
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Auch die Befürchtung einer rückläufigen weltweiten Konjunkturentwicklung sieht Schallmayer als unbegründet an, weil das weltwirtschaftliche Umfeld sich stabilisiert habe und die globale Wirtschaft 2024 real um drei Prozent zulegen werde. Hinzu komme, dass die Unternehmen in zurückliegenden Krisen gezeigt hätten, dass sie sich auf veränderte Marktbedingungen schnell und angemessen anpassen können.
„Insgesamt ist die Bilanz des MDax beeindruckend“, sagt Schallmayer und verweist auf die seit Auflegung des Index erwirtschaftete Performance. So lag der durchschnittliche jährliche Gesamtertrag seit Januar 1988 bei 9,6 Prozent. „Die Kursentwicklung der MDax-Unternehmen läuft hinter deren Gewinnentwicklung hinterher“, stellt Schallmayer fest. Die Aufholjagd des MDax kann also beginnen.
Fazit
Auf lange Sicht versprechen kleinere Unternehmen höhere Renditen. In den vergangenen Jahren hinkte der MDax jedoch deutlich hinterher. Das gibt Grund zur Hoffnung einer Umkehr. Rückenwind dürften Nebenwerte erfahren, sobald die Zentralbanken die Zinsen senken. Auch die Bewertungen stimmen zuversichtlich.