Lateinamerika mit neuen Chancen im Handel und globalen Finanzmarkt
Bei Schwellenländern denkst du wahrscheinlich gleich an China und Indien. Doch du solltest auch Lateinamerika auf dem Schirm haben.
„Der Handel innerhalb Lateinamerikas nimmt immer mehr an Fahrt auf, aber auch – und das ist ebenso wichtig – mit der Europäischen Union“, erklärt Tobias Friedrich, Senior Manager Markets & Clients bei Santander Asset Management Deutschland. In seinem aktuellen Marktkommentar gibt er einen Überblick zum aktuellen Status quo von Lateinamerika in den Bereichen Handelsabkommen, Rohstoffe, ESG und Investmentchancen.
Lateinamerika ist dem Handel aufgeschlossen
Lateinamerika war schon immer eine Wirtschaftsregion, die sehr offen für Handel und Handelsabkommen war. So besteht beispielsweise seit mehr als 30 Jahren die wohl bekannteste Wirtschaftsgemeinschaft Mercosur. Mit Indien und Ägypten wurden auch außerhalb Lateinamerikas Abkommen auf den Weg gebracht, doch das Wichtigste ist derzeit das Abkommen mit der Europäischen Union. „Durch den Russland-Ukraine-Konflikt gewinnt Mercosur insbesondere für Deutschland sowohl für die nachhaltige Gewinnung von Rohstoffen und Energie als auch im Hinblick auf die Absatzmärkte immer mehr an Bedeutung“, so Friedrich. Das neu erwachte deutsche Interesse an der Region könnte bald konkrete Ergebnisse bringen. „Die stockende Ratifizierung des 2019 ausgehandelten EU-Mercosur-Freihandelsvertrags könnte unserer Meinung nach in der zweiten Hälfte des Jahres 2023 unter der spanischen EU-Ratspräsidentschaft an Fahrt gewinnen.“
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Wirtschaftlich verfügt Lateinamerika mit Erdöl, Erdgas und Getreide über wichtige Rohstoffmärkte und zählt zu den wichtigsten Bergbauregionen der Welt. „In einer Region, in der die Rohstoffindustrie und die Bewirtschaftung natürlicher Ressourcen stark vertreten sind, können ESG-Investitionen einen wesentlichen Einfluss darauf haben, wie die Region produziert und wie die Gesellschaft von ihr profitiert. Anders als in Europa oder den USA haben die Regierungen oder Aufsichtsbehörden den Unternehmen bisher keine ESG-Anforderungen, -Ziele und -Offenlegungen auferlegt. Dennoch spielt ESG eine wichtige Rolle in der Region.“ Zum einen werden die Themen von Entwicklungsbanken gefördert, zum anderen kommen ausländische Interessensgruppen hinzu, die auf die ansässigen Unternehmen Druck ausüben und die Messung und Offenlegung der wesentlichen Risiken sowie eine Politik zur Bewältigung dieser Risiken verlangen.
„Das Jahr 2022 war in Bezug auf die Zinssatzentwicklung das volatilste seit Jahrzehnten. Die anziehende Inflation stellte eine Herausforderung für die Margen der Unternehmen dar – auch in Lateinamerika“, sagt Friedrich. Dennoch steht die Region gut da, viele Rohstoffe werden in US-Dollar gehandelt, so dass die ansässigen Exporteure von einem starken US-Dollar sogar profitierten. So haben lateinamerikanische Unternehmensanleihen in diesem Umfeld gut abschneiden können. 2023 gab es bereits beträchtliche Zuflüsse in Schwellenländer, insbesondere nach Lateinamerika. Das macht auch Sinn, denn sobald die Volatilität der risikofreien Zinssätze nachlässt, zeigt sich der Wert der aktuellen Renditen und Spreads.“ Bei diesen Rendite- und Zinsniveaus müssen die Kosten der Unternehmen für ihren Zinsaufwand im Blick behalten werden. Lateinamerikanische Unternehmen müssen sich aber nicht verstecken: Der Verschuldungsgrad ist sehr niedrig, die Bilanzen sind solide und seit etwa sieben Jahren wird der Schuldenstand abgebaut. „Wir sind davon überzeugt, dass diese Unternehmen das derzeitige schwierige Umfeld nicht nur überstehen, sondern auch mittel- bis langfristig interessante Performancechancen bieten.“
Autor Thomas Brummer
Thomas Brummer war bereits für das Anlegermagazin "Der Aktionär" und das Verbraucherportal biallo.de tätig. Zudem hospitierte er in der Wirtschaftsredaktion der Rheinischen Post in Düsseldorf. Seit 2018 ist er Mitglied der Redaktion und seit 2020 als stellvertretender Chefredakteur für das Anlegerportal extraETF.com und das Extra-Magazin verantwortlich.
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