30. Januar 2024
Kommentar: Darf man in ein Land wie China wirklich investieren?

Kommentar: Darf man in ein Land wie China wirklich investieren?

China ist auf dem Weg zur Supermacht. Kaum ein Bereich, in dem das Land nicht mehr und mehr an Einfluss gewinnt – sei es Politik, Wirtschaft oder der Kampf um den Mars. Das China im Westen als höchst problematisch gilt, hat gute Gründe. Können Anlegerinnen und Anleger diese zugunsten der Rendite einfach ignorieren?

Wie der und die Einzelne die Geldanlage gestaltet, ist etwas sehr Persönliches. Während dem einen wichtig ist, möglichst nachhaltig und menschenfreundlich zu investieren, legt die andere den Schwerpunkt auf eine möglichst hohe Rendite. Zu hinterfragen hat das aus meiner Sicht niemand außer dem Anleger oder der Anlegerin selbst. Dass man das tun sollte, steht für mich jedoch ebenfalls außer Frage.

China wird Supermacht – oder doch nicht?

Wer sich entscheidet, in chinesische Aktien oder ETFs zu investieren, baut vermutlich darauf, dass China die Weltwirtschaft derzeit stark dominiert. Kaum ein Produkt, auf dem nicht „made in China“ steht, Billig-Onlineshops scheinen wie Pilze aus dem Boden zu schießen. Kein Land exportiert mehr als China. Der chinesischen Wirtschaft muss es ja unwahrscheinlich gut gehen! Da ein bisschen was für den eigenen Ruhestand oder auch nur eine größere Anschaffung abzugreifen, kann doch nicht so falsch sein, oder?

Dass es gar nicht so rund läuft, haben wir spätestens während der Coronakrise gesehen. Die Null-Covid-Politik hat sowohl China als auch der Weltwirtschaft geschadet. Und derzeit sieht es nicht so aus, als ob sich China alsbald erholen würde. Die autokratische Regierung trifft fragwürdige Entscheidungen, die Wirtschaft wächst eher schleppend. Und China leidet wie viele andere Länder nicht unter einer hohen Inflation – das Gegenteil ist der Fall. 2023 sind die Verbraucherpreise gesunken, Experten befürchten eine Deflation.

Tipp: Falls du Bauchschmerzen mit China hast, kannst du auf Schwellenländer-ETFs unter Ausschluss Chinas setzen.

Und wer vom Reich der Mitte profitieren möchte, nimmt dabei in Kauf, dass es vielen Menschen im Land nicht gut geht. Zwar rühmt sich das Land damit, 800 Millionen Menschen aus der Armut geholt zu haben. Dass es weiterhin viele arme Chinesinnen und Chinesen gibt und sich das Problem seit der Pandemie wieder deutlich verschärft, möchte die Regierung gern verschweigen. Zensur ist ein weiteres großes Problem des Landes.

Chinesische Diktatur

Wie bereits erwähnt hat China ein autokratisches Politsystem. Es gibt also keine Wahlen, keine Gewaltenteilung und kaum Rechte für die Bewohner des Landes. Von Meinungs- oder Pressefreiheit können Chinesen nur träumen. Wer sich dem widersetzt, bekommt massive Probleme. Viele der überwiegend muslimischen Uiguren werden in Lagern festgehalten, in denen sie gefoltert und auch getötet werden. Laut der Regierung handelt es sich dabei um „Terrorismusbekämpfung“. Dinge, die wir in Deutschland so oder so ähnlich schon mal gehört haben.

Kann man diese Zustände für ein bisschen Rendite ausblenden? Für mich persönlich schwierig. Wen das aber nicht überzeugt – ein Blick auf die Entwicklung diverser China-ETFs könnte schnell dafür sorgen, dass die Begeisterung nachlässt. Seit Corona zeigt sich hier ein Meer aus roten Zahlen. Und die Zeichen stehen derzeit nicht auf Trendwende. Möglicherweise ist es also sinnvoll, sich anderweitig umzusehen – auch wenn es außer Frage steht, dass es dieses eine Land, in dem alles super läuft, leider nicht gibt.