16. September 2023
Gold bleibt der ultimative Wertspeicher

Gold bleibt der ultimative Wertspeicher – auch bei steigenden Zinsen

Angesichts von rund vier Prozent Rendite auf US-T-Bonds sieht Gold alt aus. Doch das ist nur die halbe Wahrheit.  

Bei Investoren, die Anlagegold in Form von physischen Barren und Münzen halten oder kaufen, steht die Sicherheit im Vordergrund. An der Rolle als Wertspeicher gerade in Krisenzeiten hat sich bis heute nichts geändert. Angesichts des Krieges in der Ukraine erstaunt es, dass in Deutschland im zweiten Quartal die Nachfrage nach Anlagegold regelrecht eingebrochen ist. Hier steht in Jahresvergleich ein Minus von fast 80 Prozent zu Buche.

Das World Gold Council macht dafür unter anderem die schwache Konjunktur verantwortlich. Zudem haben die Deutschen in den Quartalen zuvor reichlich Barren und Münzen gekauft. Weltweit ist die Nachfrage dagegen um sieben Prozent gestiegen. Vor allem türkische Anleger haben umfangreiche Käufe getätigt und den Rückgang in Deutschland kompensiert. 

Notenbanken bei Gold auf der Verkäuferseite

Die Notenbanken standen zuletzt auf der Verkäuferseite. Ihre Nachfrage gab im zweiten Quartal um 35 Prozent nach. Auch hier spielt die Türkei eine zentrale Rolle. Die dortige Zentralbank hat große Mengen des Edelmetalls gegen Dollar getauscht und damit Lira gekauft, um die türkische Währung zu stützen. Einen Rückgang gab es bei der Nachfrage der Industrie. Sie ging im zweiten Quartal um rund zehn Prozent zurück. Allerdings gehen nur etwa sieben Prozent der weltweit geförderten Menge des Edelmetalls in die Produktion. 

Die Nachfrage aus der Schmuckindustrie stieg von April bis Juni leicht um drei Prozent. Während sie in Indien leicht zurückging, zog sie in China kräftig an. Dabei ist zu berücksichtigen, dass Gold in diesen Ländern weniger als originärer Schmuck, sondern vielmehr als Wertanlage gilt. Die Kosten der Produktion eines goldenen Armreifes entsprechen in etwa denen einer Prägung eines Barrens. 

Gold ETFs mit moderaten Abflüssen

Bei mit Gold unterlegten ETFs gab es dagegen zuletzt moderate Abflüsse. Im Gegensatz zu den Deutschen, die das Edelmetall überwiegend als Wertspeicher und Versicherungsschutz verstehen, betrachten vor allem Amerikaner das Edelmetall primär als ganz normale Assetklasse wie Anleihen oder Aktien. Vor diesem Hintergrund sind sie sehr viel schneller bereit, sich von ihren Beständen zu trennen, wenn sie bei anderen Investments höhere Renditen erwarten. 

Und die Zinsen? Sie werden durch den konjunkturellen Abschwung nicht auf dem jetzigen Niveau bleiben, sondern vielleicht im nächsten Jahr schon wieder deutlicher sinken. Das spricht für Sachwerte wie Gold. Damit könnte das Edelmetall an seine historische Performance anknüpfen. Im Jahr 2004 lag der Goldpreis bei knapp über 300 Euro, heute sind es fast 1800 Euro. Das bedeutet einen Zugewinn von 600 Prozent in 19 Jahren oder mehr als neun Prozent per annum. Insofern ist und bleibt Gold ein strategischer Allokationsbaustein. 

Sahnehäubchen für Anlegende

Für Anleger in Deutschland gibt es noch ein Sahnehäubchen obendrauf. Nach einem Jahr Haltefrist sind die Wertzuwächse beim physischen Gold für Anleger steuerfrei. Das gilt analog für Xetra-Gold. Bei dieser zu 100 Prozent mit Gold unterlegten Anleihe entspricht der Kurs dem Preis von einem Gramm Gold in Euro.

Tipp: Du willst mehr über die Besteuerung von Gold-ETCs erfahren? Im Wissensbereich haben wir dir die wichtigsten Punkte zusammengefasst.

Über den Autor: Thomas Buckard

Thomas Buckard ist Vorstand der Michael Pintarelli Finanzdienstleistungen AG in Wuppertal.