Gesundheitsaktien im US-Wahlkampf: Gelassen oder gestresst?
Der US-Wahlkampf geht jetzt endgültig in die heiße Phase. Welche Folgen könnten sich daraus am Ende für Gesundheitsaktien ergeben?
Das Gesundheitswesen der USA wird in Deutschland immer wieder kritisch beäugt. Auch das wird in den kommenden Wochen ein Thema sein. Sehen wir uns die Kandidaten aus Kamala Harris und Donald Trump aus Investorensicht in Bezug auf Gesundheitsaktien an. Die aktuellen Debatten drehen sich um zwei Aspekte: Geld und Abtreibung. Was jedoch in der Gesellschaft emotional diskutiert wird, sehen Börsianer rational.
Sinken die Medikamentenpreise nach dem US-Wahlkampf?
„Harris will es mit Big Pharma aufnehmen und die Gesundheitskosten senken. Die Börse hat das bisher kalt gelassen. Viele erwarten eine Fortsetzung der Biden-Harris-Politik, die mit dem Inflation Reduction Act begonnen hat“, sagt Kai Brüning, Senior Portfolio Manager Healthcare bei Apo Asset. Das wiederum bedeute, dass die Regierung mit den Pharmaherstellern über Preisnachlässe für Arzneimittel verhandeln werde – aber nur für jene Produkte, die das staatliche Krankenversicherungssystem insgesamt am meisten Geld kosten. „Im August 2024 gab das Weiße Haus die ersten zehn Medikamente bekannt, die ab 2026 deutlich günstiger werden, im Schnitt um 22 Prozent. Die nächste Runde folgt im Januar 2025, dann geht es um 15 weitere Präparate. Harris will diesen Kurs in den kommenden Jahren eher noch verschärfen“, so Brüning. Abgesehen von kurzfristiger Volatilität habe die Börse dieses Szenario aber gut verkraftet.
Auch Trump geht es um Kostensenkung von Medikamenten, etwa durch Importe. Hierzu reagierte er bereits gegen Ende seiner früheren Präsidentschaft. Im laufenden Wahlkampf wurde es jedoch eher ruhiger dazu. Doch egal, ob Trump oder Harris am Ende gewinnen: „Beide hätten im Amt relativ wenig Spielraum für große Reformen. Denn sie wären dabei auf die Zustimmung des Kongresses angewiesen, der weiterhin parteipolitisch gespalten sein dürfte. Auch für den Kongress stehen im November Wahlen an“, meint Brüning.
Was passiert mit der Krankenversicherung?
In der Krankenversicherung ist „Obamacare“ heute fester Bestandteil. Selbst Trump will das nicht antasten, nach allem, was bekannt ist. Er will es jedoch „billiger und besser“ machen. „Harris will den Krankenversicherern weniger Geld zur Verfügung stellen, um die staatlichen Versicherungsprogramme zu managen. Das könnte deren Aktienkurse belasten“, sagt Brüning.
Was bedeutet das kurzfristig für Gesundheitsaktien?
Das Thema Medikamentenpreise sei aktuell an der Börse weitgehend verarbeitet, werde aber auch in Zukunft eine große Rolle spielen. Innovationen seien für Hersteller von Medizinprodukten die einzige Möglichkeit zur Differenzierung und Preisverhandlungsstärke. „Das betrifft nicht nur Pharma und Biotechnologie, sondern auch andere Bereiche wie die Medizintechnik“, führt der Apo-Asset-Experte weiter aus und verweist auf die Bedeutungen künftiger US-Notenbank-Entscheidungen. Die Logik geht so: Sinken die Zinsen, würde das die Finanzierung von Innovationen und Übernahmen erleichtern. Das wiederum könnte Gesundheitsaktien und insbesondere die Kurse kleiner und mittelgroßer Unternehmen begünstigen.
Wachstum unabhängig vom Wahlausgang
Wie fällt nun das Fazit aus? „Wir gehen davon aus, dass die Ausgaben für Gesundheit – nicht nur für Behandlungen, sondern auch für Prävention – unabhängig vom Wahlausgang langfristig weiter steigen werden“, meint Brüning. Aus Sicht der Börse komme es vor allem auf die Unternehmen des Gesundheitsmarkts an, und hier seien die Aussichten für die kommenden Jahre hervorragend. Wirklich gute Geschäftsmodelle würden langfristig in jedem Umfeld gedeihen. Für die Geldanlage mit Gesundheit seien daher die Innovationen und Dienstleistungen der Gesundheitsunternehmen vielleicht noch wichtiger als die Frau oder der Mann im Weißen Haus.
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