26. Dezember 2020

ESG-ETFs mit Smart Beta – so investieren die neuen Kombi-Produkte

Nachhaltige Produkte boomen!  Viele ETF-Anbieter haben bereits etliche ESG-ETFs lanciert. Jetzt kommen die ersten Kombi-Produkte hinzu: ESG plus Smart Beta!

Schon erstaunlich, was für eine Karriere die Farbe Grün binnen kürzester Zeit in der Finanzindustrie hingelegt hat. Noch vor wenigen Jahren gab es eigentlich nur zwei Farben, die in der Branche eine Rolle spielten – und zwar schwarz und rot. Schließlich stehen diese seit jeher symbolisch für Gewinn und Verlust.

Doch spätestens seit Greta Thunberg, die „Fridays for Future“-Bewegung zu einem globalen Massenphänomen ausgerollt hat, gehört nun auch die Farbe Grün ganz selbstverständlich zum Vokabular der Finanzprofis. Seither werden grüne Anleihen gehandelt, grüne Fonds lanciert, und so mancher Beobachter meint ausgemacht zu haben, die Europäische Zentralbank (EZB) betreibe unter der Führung von Christine Lagarde eine grüne Geldpolitik. Ob Letzteres stimmt, sei dahingestellt. Fakt ist: Investments, die mit dem Etikett grün belegt werden, boomen!

Wichtigster Trend der 2020er-Jahre

Die Zahlen beweisen es. Laut der Schweizer Vermögensverwaltung Vontobel waren Ende 2018 bereits 18 Billionen US-Dollar nach grünen Kriterien angelegt, knapp 70 Prozent mehr als 2016. Der Trend ist ungebrochen. Laut Zahlen des Wirtschaftsprüfers Deloitte sollen bereits in fünf Jahren knapp die Hälfte des professionell verwalteten Vermögens in den USA in Produkten mit dem Label „nachhaltig“ angelegt sein.

In absoluten Zahlen handelt es sich um 34,5 Billionen Dollar, das Zehnfache des deutschen Bruttoinlandsprodukts (BIP). Es spricht vieles dafür, dass Nachhaltigkeit zu einem der wichtigsten Megatrends des neuen Jahrzehnts avanciert. Das Wachstum dürfte rasant bleiben. Allein schon deswegen, weil sich einige der wichtigsten Akteure der Finanzindustrie ganz klar zum nachhaltigen Investieren bekennen.

Neuer Investmentstandard

Larry Fink zum Beispiel, seines Zeichens Gründer und Vorstandschef von Blackrock und damit einer der mächtigsten Männer der Finanzindustrie, ließ die Öffentlichkeit Anfang 2020 per Brief wissen, er glaube daran, dass der Finanzmarkt vor der größten Kapitalumschichtung seiner Geschichte stehe. Die Generation der Millennials schwenke immer mehr auf nachhaltige Geldanlagen um.

Denn: Immer mehr Investoren – insbesondere aus der jüngeren Generation – wollen mit ihren Geldanlagen mehr erreichen als nur Rendite. Ihnen ist es wichtig, dass ihr Geld nur in Investitionsobjekte fließt, die einen Mehrwert für die Allgemeinheit leisten. Nicht nur im Bereich Umwelt (Environment), sondern auch im Sozialen (Social) und in der Unternehmensführung (Governance). Diese sogenannten ESG-Kriterien hat Blackrock- Chef Larry Fink daher zum neuen Investmentstandard seines Billionen- Imperiums erklärt.

Das Mittel der Wahl für viele Profi -Investoren sind: ETFs! Das geht aus einer Umfrage der US-Investmentgesellschaft Invesco hervor. Mehr als die Hälfte der institutionellen Investoren (55 Prozent) geht davon aus, dass sie ihre ESG-Investments in den nächsten fünf Jahren mehrheitlich mit Hilfe von passiven Produkten wie ETFs umsetzen werden, so das Ergebnis der  Invesco-Studie. Institutionelle Investoren mit ESG-Anlagen in ihren Portfolios gaben an, dass sie im Schnitt ein Fünftel (21 Prozent) ihrer ESG-Anlagen in passiven Produkten wie ETFs halten. Knapp die Hälfte (45 Prozent) dieser Investoren möchte in den nächsten zwei Jahren den Anteil an ESG-ETFs noch weiter ausbauen.

Auswahl an ESG-ETFs immer größer

Gary Buxton, Leiter der EMEA-Region und Index-Strategien bei Invesco, erklärt dazu: „Für die wachsende Zahl der Investoren, die in Fonds mit ESG-Ansatz anlegen möchten, ist klar, dass ETFs hierfür zunehmend wichtig werden.“ Daher werde auch das Angebot an ESG-ETFs immer größer. „Schließlich erhalten Investoren somit Zugang zu hervorragenden, kostengünstigen und liquiden Anlageinstrumenten, um das ihren individuellen Bedürfnissen und Präferenzen entsprechende ESG-Engagement umzusetzen“, sagt der ETF-Profi.

„Beispielsweise können Anleger Unternehmen aus bestimmten Branchen oder mit einem schlechten ESG-Profi l ausschließen. Alternativ können sie aber auch gezielt in Unternehmen investieren, die bei bestimmten ESG-Themen führend in ihrer Branche sind“, so Buxton. Anleger sollten dabei jedoch im Blick haben, dass es eine Vielzahl verschiedener ESG-Filter gibt, die sich abhängig vom Indexanbieter und auch von der jeweiligen Investmentgesellschaft stark unterscheiden können.

Tipp: Auf unseren Nachhaltigkeits-Seiten Investieren in Nachhaltigkeits-ETFs finden Sie alle Informationen sowie verfügbare Produkte für Ihre grüne Geldanlage mit ETFs.

ESG-ETFs jetzt auch mit Faktoren

Während sich bereits einige ESG-ETFs am Markt etabliert haben und die Anzahl der Produkte immer größer wird, kommt langsam, aber sicher ein zweiter Trend in Gang: die Kombination von ESG-Kriterien mit Smart-Beta-Faktoren. Zuvor wurden ESG-Produkte oftmals selbst bereits als Faktor-ETFs gewertet. Nun werden ESG-ETFs jedoch noch zusätzlich mit weiteren Smart- Beta-Faktoren versehen. Invesco hat bereits im Herbst 2019 einen ESG-ETF aufgelegt, der gleich drei Trendthemen miteinander kombiniert: ESG, Multi-Faktor und quantitatives Management.

Der Invesco Quantitative Strategies ESG Global Equity Multi-Factor UCITS ETF (WKN: A2PHJT) investiert in globale Aktien und umfasst aktuell 211 Unternehmen, die hohe ESG-Standards erfüllen müssen. Dies ist jedoch nur die erste Hürde. Diejenigen Aktien, die das ESG-Screening überstehen, werden in einem zweiten Schritt hinsichtlich ihrer Attraktivität für drei Smart- Beta-Faktoren geprüft: Value, Quality und Momentum.

Tipp: In jedem Fall ist es sinnvoll, langfristig zu denken und einen ETF-Sparplan anzulegen. Achten Sie dabei auch auf weltweite Streuung.

So investiert der Multi-Faktor-ETF

Die Strategie wird vom Invesco Quantitative Strategies („IQS“)-Team aktiv gemanagt. Beim Faktor Value prüft das Team von IQS, ob das Unternehmen im Marktvergleich günstig bewertet erscheint. Beim Faktor Qualität analysiert die IQS-Mannschaft, ob das Unternehmen im Vergleich zum Markt eine überdurchschittlich solide Bilanz aufweist. Und beim Faktor Momentum überprüfen die Experten, ob die Unternehmen über ein überdurchschnittliches Kurs- oder Ertragspotenzial verfügen. Der Fonds bildet also nicht die Entwicklung eines Index nach. Stattdessen hält er ein aktiv verwaltetes Aktienportfolio. Das Ziel besteht darin, langfristig im Vergleich zur Entwicklung der globalen Aktien-märkte bessere risikobereinigte Renditen zu liefern.

„Wir glauben, dass diese Strategie insbesondere für Investoren interessant sein könnte, die keinen engen Beschränkungen durch traditionelle Benchmarks unterliegen und bei ihren Anlageentscheidungen sowohl ESG-Kriterien berücksichtigen als auch von den potenziellen Vorteilen eines stärkeren Faktorengagements profitieren möchten“, erklärt Manuela von Ditfurth, IQS Senior Portfolio Manager bei Invesco. Zur Steuerung des Branchen-, Länder-, Währungs- und Einzeltitelrisikos verwendet das IQS-Team von Invesco ein eigens entwickeltes Risikomodell. „Das Ziel besteht darin, nur diejenigen Risiken im Portfolio zu haben, die eine attraktive Vergütung versprechen“, sagt von Ditfurth.

ESG-Trio mit wenig Schwankung

Auch iShares hat sein Angebot an börsengehandelten Indexfonds (ETFs) um drei Produkte erweitert, die Umwelt und Sozialkriterien sowie Aspekte guter Unternehmensführung (ESG) mit der wachsenden Nachfrage nach Faktor-Strategien kombinieren. Die drei Produkte sind so ausgerichtet, dass sie verbesserte ESG-Profi le bieten und die Kohlenstoff -Emissionen im Portfolio reduzieren. Es handelt sich dabei um Aktien-ETFs, die das Ziel verfolgen, Kursschwankungen im Portfolio zu glätten. Der Smart-Beta-Faktor, der hier im Vordergrund steht, nennt sich Minimum Volatility. Das ETF-Trio eignet sich für Anleger, die marktähnliche Renditen bei geringerem Risiko erwirtschaften möchten. Jeder der drei Fonds lässt sich am MSCI Minimum Volatility ESG Reduced Carbon Target Index messen.

Bei dem ersten ETF handelt es sich um den iShares EDGE MSCI World Minimum Volatility ESG UCITS ETF (WKN: A2PY8C): Dieser Fonds bietet breit gestreuten Zugang zu Aktien einer Vielzahl von Unternehmen aus Industrieländern mit internationalem Geschäft und vergleichsweise niedriger Volatilität. Der maximale Drawdown seit der Auflage am 17. April dieses Jahres betrug 4,8 Prozent. Zum Vergleich: Der maximale Drawdown des MSCI World betrug im gleichen Zeitraum 6,8 Prozent. Die Gesamtkostenquote (TER) des ETF beläuft sich auf 0,30 Prozent.

Nummer zwei ist der iShares Edge MSCI Europe Minimum Volatility ESG UCITS ETF (WKN: A2PYV3): Der Fonds investiert in Aktien europäischer Unternehmen mit relativ geringer Volatilität. Die Gesamtkostenquote beträgt 0,25 Prozent.

Die Nummer drei des Trios bildet der iShares EDGE MSCI USA Minimum Volatility ESG UCITS ETF (WKN: A2PY8D): Dieser Fonds bietet Zugang zu US-Aktien mit niedriger Volatilität im Vergleich zum breiten US-Aktienmarkt. Die Gesamtkostenquote beläuft sich insgesamt auf 0,20 Prozent.

Ausgewählte ESG-ETFs, die Smart-Beta-Faktoren einbeziehen

Fazit

ESG-ETFs inklusive Faktorprämien dürften in den kommenden Jahren an Bedeutung gewinnen. Für ETF-Anleger, die sowohl auf Nachhaltigkeit als auch auf Smart Beta Wert legen, dürften die Produkte äußerst interessant sein. Für rein passiv orientierte Anleger eignen sich diese ETFs aufgrund des aktiven Ansatzes eher nicht.

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