Erfolgreiche Strategie gesucht – Momentum-ETFs unter der Lupe

Die Aktienmärkte zeigen seit Monaten wieder eher nach oben. Mit sogenannten Momentum-ETFs kannst du auf den Trend setzen.

Den meisten internationalen Aktienmärkten kann man dank des seit Dezember zu beobachtenden Aufwärtsdrangs gegenwärtig ein positives Momentum attestieren. Mehrere ETFs, die ihren Besitzern eine konkrete Anlagestrategie ermöglichen möchten, verfolgen dabei die sogenannte Momentum-Strategie.

Macht aktuell der Kauf von Momentum-ETFs Sinn?

Wichtig zu wissen: Die Momentum–Strategie besteht darin, auf Aktien zu setzen, die während eines vordefinierten Zeitraums die größte Kursdynamik aufgewiesen haben. Anleger setzen also darauf, dass die Aktien, die sich seit längerer Zeit erfolgreich entwickeln, auch in Zukunft eine überdurchschnittlich attraktive Renditechance bieten. Titel, welche in den vordefinierten Zeiträumen enttäuscht haben, bleiben indes außen vor. ETFs mit dem Namenszusatz „Momentum“ bieten die Möglichkeit, diese Anlagestrategie kostengünstig umzusetzen.

Auf der Website von extraETF.de werden aktuell sieben verschiedene Momentum-ETFs angezeigt, wobei insgesamt drei Spezialindizes aus der MSCI-World-Indexfamilie und ein von der BNP Paribas entwickelten ESG-Index (Environmental, Social and Governance) zur Auswahl stehen. Konkret handelt es sich um den MSCI World Momentum, den MSCI Europe Momentum, den MSCI USA Momentum sowie den BNP Paribas Momentum Europe ESG (NTR) Index. Nachfolgend wird am Beispiel des MSCI World Momentum untersucht, wie unterschiedlich sich beide Varianten in der Vergangenheit entwickelt haben.

MSCI World versus Momentum-ETF

In der Finanzwelt genießt der MSCI World hohes Ansehen, weil er mehr als 1.500 hochkapitalisierte Aktiengesellschaften aus 23 Industrieländern enthält und sich dadurch als perfektes Kerninvestment für jedes Depot eignet. Der iShares Core MSCI World UCITS ETF (Acc) (WKN: A0RPWH) fällt zum einen durch sein hohes Fondsvolumen von über 44 Milliarden Euro und die relativ niedrigen Gebühren in Höhe von 0,2 Prozent p.a. auf. Der daraus abgeleitete iShares Edge MSCI World Momentum Factor UCITS ETF (WKN: A12ATF) bringt lediglich einen Marktwert von 1,5 Milliarden Euro und verlangt mit 0,3 Prozent p.a. etwas höhere Gebühren.

Mit Blick auf die erzielten Anlageergebnisse der vergangenen fünf Jahre gab es lediglich in den Jahren 2018 und 2020 bei der Strategie-Variante eine signifikante Outperformance in Höhe von fast sechs bzw. elf Prozentpunkten zu beobachten. Für Investoren mit langfristigem Anlagehorizont wäre allerdings ein reines MSCI World-Investment zweifellos die lukrativere Alternative gewesen. Dies lässt sich am besten über die erzielten annualisierten Renditen belegen. Auf Dreijahresbasis errechnet sich zum Beispiel beim MSCI-World-ETF eine jährliche Rendite von 12,6 Prozent, die sich auf Sicht von fünf Jahren auf 10,4 Prozent reduziert. Mit der Momentum-Strategie war deutlich weniger zu verdienen. Hier beliefen sich nämlich die Vergleichswerte auf lediglich 8,7 bzw. 9,8 Prozent p.a.

In einem anderen Punkt hat aber die strategische Variante durchaus überzeugen können: der Risikokennzahl Volatilität. Beim Dreijahreszeitraum stellt sich hier nämlich ein Wert von 16,6 Prozent ein, der sich bei fünf Jahren auf 15,6 Prozent ermäßigt. Die höhere Rendite muss, wie dies die Kapitalmarkttheorie erfordert, allerdings mit einem höheren Verlustrisiko „bezahlt“ werden. Beim „ganz normalen“ MSCI World-ETF kommt dies durch höhere Volatilitäten von 18,0 Prozent (Betrachtungszeitraum 3 Jahre) bzw. 16,3 Prozent (Betrachtungszeitraum 5 Jahre) zum Ausdruck.

Fazit: Im Grunde genommen kann man jeden Strategie-ETF als „Investment mit eingebautem Glaubensbekenntnis“ interpretieren. Wer von der jeweiligen Strategie überzeugt ist und an eine Outperformance gegenüber dem übergeordneten Index glaubt, kann den Kauf wagen, sollte sich aber über die etwas höheren Gebühren im Klaren sein. Diese müssen durch eine bessere Entwicklung erst einmal verdient werden. Die ursprüngliche Idee eines ETF-Investments besteht aber nicht darin, eine Outperformance gegenüber anderen Indizes zu erzielen, sondern ein kostengünstiges Investment in einen konkreten vordefinierten Index zu ermöglichen.