Equal Weight: Lieber echte Streuung als Index-Investments
Anleger sollten bei ihren Investments nicht auf die beliebten Index-ETFs setzen. Gleichgewichtung, also Equal Weight, sorgt für echte Streuung.
Über die Jahre bringt ein breit gestreutes Portfolio nachweislich eine höhere Rendite. Erst recht, wenn darin ausgewählte Qualitätsaktien liegen. Viele Anleger wissen, dass Indizes wie der S&P 500 oder der MSCI World mehrere hundert oder gar Tausende von Aktien enthalten. Weniger bekannt ist, dass bei beiden die ersten zehn Titel gut 30 Prozent der Marktkapitalisierung der US-Börse ausmachen. Ein noch höheres Ungleichgewicht gibt es bei der Tech-Börse Nasdaq. Dort stehen die ersten zehn Aktien sogar für die Hälfte des gesamten Börsenwerts aller 100 Nasdaq-Aktien. Diese Gewichtung schlägt sich in den entsprechenden ETFs nieder. Die Konzentration freut Index-Anleger, wenn diese Aktien kräftig steigen. Sie ist ein Nachteil, wenn die Schwergewichte den Markt wie Blei nach unten ziehen.
Equal Weight als Renditetreiber
Das ist nicht der einzige Grund, warum Anleger von marktkapitalisierten Indizes Abstand nehmen sollten. Noch wichtiger ist die höhere Rendite für Portfolios, in denen die enthaltenen Aktien gleich gewichtet werden. Nachweisen lässt sich das bei einem Vergleich zwischen dem üblichen marktkapitalisierten S&P 500 und dem sogenannten S&P 500 Equal Weight (EW), in dem alle Aktien den gleichen Stellenwert haben. Das Research-Haus Morningstar hat herausgefunden: Seit 1999 hat der EW-Index in 14 Jahren seinen Konkurrenten hinter sich gelassen. Die durchschnittliche Mehrrendite betrug immerhin 7,1 Prozentpunkte. In zehn Jahren (bis Juni 2023) lag der S&P 500 mit einer Mehrrendite von 4,5 Prozentpunkten vorn.
1,5 Prozentpunkte mehr Rendite pro Jahr
Weitet man den Blick über das Jahr 2023 hinaus, wird klar, wann es zu dieser Mehrrendite kommt: Es sind vor allem die starken und mehrjährigen Aktienaufschwünge, in denen die mittelgroßen Aktien im Index stärker zulegen als die Schwergewichte auf den vorderen Rängen. Betrachtet man etwa den letzten langen Aufschwung von 2009 bis Ende 2018, so legte der älteste ETF auf den S&P 500 EW pro Jahr fast 1,5 Prozentpunkte mehr zu als der Konkurrenz-ETF. Blickt man auf die Zeit von 2009 bis Ende 2022, so liegt der Unterschied bei der Rendite pro Jahr immer noch bei 1,1 Prozentpunkten.
Durch die Stärke der marktkapitalisierten Indizes im aktuellen Jahr ist dieser Vorsprung auf lediglich 0,3 Prozentpunkte abgeschmolzen (Stand: 16.8.2023). Das bedeutet aber auch: Kommt es nach der aktuellen Korrektur zu einer Fortsetzung der Hausse, dürfte das gleich gewichtete Portfolio seinen Vorsprung auf den normalen S&P 500 ausbauen.
Diese Ergebnisse bestätigen unsere Erfahrung, dass nur ein breit diversifiziertes Portfolio neben niedrigeren Risiken in bestimmten Phasen das Potenzial zu einer spürbaren Outperformance gegenüber dem breiten Markt bietet.
Über den Autor: Stephan Albrech
Stephan Albrech ist Vorstand der Albrech & Cie Vermögensverwaltung AG in Köln
Autor Redaktion
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