Den heiligen Gral gibt es – widerspricht aber der Idee der meisten Anleger
Sie investieren in Einzelaktien? Nach sorgfältiger Analyse wählen Anleger akribisch wenig gute Titel aus und setzen auf eine Überperformance.
Eine zu breite Diversifikation vermeiden viele Anleger bewusst, um eine Regression zur Marktentwicklung zu vermeiden. Das zusätzliche Risiko nehmen Sie mit Blick auf die erwartete Rendite in Kauf.
Sie investieren stattdessen in ETFs? Damit sind Sie nämlich breit gestreut in den Gesamtmarkt investiert. Sie müssen nicht auf wenige Aktien spekulieren. Das spart Zeit, schließlich sind die Märkte ohnehin effizient, so die Annahme. Die Börse ist so gar nicht Ihr Ding? Sie investieren in physisches Gold, Immobilien oder vielleicht mögen Sie es exotisch: Kunst, Uhren, Oldtimer oder Sammelkarten.
Anleger müssen neu denken: Korrelationen und wie sie sie nutzen können
Bewegen sich zwei Instrumente parallel, korrelieren sie positiv zueinander. Bewegen sie sich entgegengesetzt, korrelieren sie negativ zueinander. Dass Korrelationen der heilige Gral in Ihrem Depot sind, ist eine wichtige Erkenntnis.
Dass die Diversifikation der einzige Weg ist, systematisch mehr Rendite bei gleichem Risiko zu erzielen (oder weniger Risiko bei gleicher Rendite zu tragen) dürfte vielen Anlegern bewusst sein. Risiko definiert als die Standardabweichung. Der Diversifikationseffekt erfährt allerdings nach rund 20-25 Titeln im Depot eine allmähliche Sättigung, denn: Im Wesentlichen kommt es nicht darauf an, dass, sondern wie diversifiziert wird. Eine Diversifikation mit Assets, die positiv miteinander korrelieren, bringt Ihnen keinen wirklichen Mehrwert – die Transaktionskosten können Sie sich sparen. Auf der anderen Seite bringt eine negative Korrelation ebenso wenig. Wenn die Gewinner von proportionalen Verlierern eliminiert werden, sind Sie im Nullsummenspiel.
Was Sie suchen sollten, ist eine Null-Korrelation. 20-25 gute Titel/Assets mit einer Korrelation möglichst nahe null. Hier ergeben sich zwei Probleme:
1. Was sind „gute“ Titel und Assets?
2. Gibt es in der Realität eine Null-Korrelation?
Das sind die Fragen, mit denen Sie sich beschäftigen sollten und mit denen sich professionelle Anleger, wie Portfoliomanager oder Hedgefonds-Manager beschäftigen. Es gilt für Privatanleger neu zu denken: Nicht nach wenigen oder gar einer perfekten Anlage mit wenig Risiko und möglichst viel Rendite zu suchen, sondern nach 20 bis 25 Anlagen die unkorreliert miteinander sind. Wer hingegen auf blinde Diversifikation setzt und einen Dax-ETF erwirbt, in der Hoffnung zu diversifizieren, dem sei ans Herz gelegt, einmal die Charts der einzelnen Dax-Titel übereinander zu legen.
ETFs, Gold, Einzelaktien, Anleihen, Crowdfunding etc. schließen sich nicht aus sondern ergänzen sich idealerweise. Dabei sollte das Augenmerk stets darauf liegen eine Allokation zu finden, bei der die Korrelation der Anlagen untereinander kaum vorhanden und die erwartete Rendite langfristig positiv ist.
Über den Autor Kai Heinrich
Kai Heinrich, Vorstand der Plutos Vermögensverwaltung AG