Börsenkrise hält an: Diese Fragen stellen sich ETF-Anleger jetzt
Die Stimmung an den Börsen ist weiterhin angespannt – cool bleiben fällt da auch den hartgesottensten Investoren schwer. Wie es für ETF-Anleger jetzt weitergehen kann.
Die fetten Jahre sind vermutlich vorbei, zumindest gehen viele Experten derzeit davon aus. Womöglich stehen uns einige schlechte Börsenjahre bevor, nachdem es bereits seit Jahresbeginn kaum positive Nachrichten zu verzeichnen gibt.
Auch ETF-Anlegerinnen und -Anleger brauchen aktuell starke Nerven. Der MSCI World hat im laufenden Jahr schon 17 Prozent verloren, auch für den S&P 500 geht es seit Wochen kontinuierlich bergab. Der Ausverkauf von Tech-Werten hält schon seit Jahresende 2021 an. Kein Wunder also, dass sich Unsicherheit breit macht. Was sollen Anlegerinnen und Anleger nun mit ihren ETFs machen?
Jetzt Sparpläne stoppen?
Nein! Der Gedanke ist nachvollziehbar – man zahlt Monat für Monat Geld in den Sparplan und sieht nur rote Zahlen. Doch es gibt Berechnungen, dass gerade Sparpläne von einem Crash auf lange Sicht sogar profitieren, insbesondere wenn der Crash zu Anfang der Ansparphase passiert. Denn dann betrifft der Crash nur eine sehr geringe Summe, die auf lange Sicht nicht ins Gewicht fallen wird.
Dazu kommt, dass man während einer schlechten Börsenphase die ETF-Anteile dann auch entsprechend günstiger bzw. mehr Anteile für die entsprechende Sparrate erhält – langfristig also eine höhere Rendite erzielt. Jetzt die Sparpläne zu stoppen, wäre also ein großer Fehler.
ETFs besser verkaufen?
Auch das sollte sehr gut überlegt sein. Wer jetzt panisch verkauft, wird vermutlich deutliche Verluste einfahren. Abhängig ist das davon, wie lange der ETF schon gehalten wird. Wer das Geld derzeit aber nicht dringend benötigt, sollte von Verkäufen absehen und auf eine baldige Erholung der Kurse hoffen.
Die Börsengeschichte zeigt: Im allerschlimmsten Fall mussten Einmalanleger 13 Jahre warten, bis ihr Investment wieder im Plus lag. Für Anlegerinnen und Anleger, die auf Sparpläne setzen, waren es 20 Jahre.
Jetzt in Anleihe-ETFs umschichten?
Besser nicht. Aktuell sind in vielen Anleihe-ETFs noch Anleihen mit alten Zinsen. Da diese keiner mehr haben möchte, sinken die Kurse aktuell stark. Die Anleihen mit den neuen, besseren Zinsen kommen erst langsam auf den Markt. Es ist daher im Moment nicht empfehlenswert, alle oder auch nur einen großen Teil Aktien-ETFs in Anleihe-ETFs umzuschichten.
Experten raten dazu, aktuell einen Teil des Vermögens stattdessen auf dem Tagesgeldkonto zu parken. Denn auch Gold, das traditionell als Inflationsschutz und krisensicher gilt, wird seinem Ruf derzeit nicht gerecht. Anfang der Woche fiel der Preis für eine Feinunze auf 1787 Dollar – der niedrigste Wert seit Ende Januar. Die Gründe hierfür sehen Experten überwiegend im steigenden Dollarkurs, denn Gold wird überwiegend in der US-Währung gehandelt.
Wäre eine aktive Strategie jetzt vielleicht besser?
Die Historie sagt ganz klar: Nein. Laut der Ratingagentur Morningstar schaffen es auf Sicht von zehn bis zwanzig Jahren nur etwa 5 Prozent der aktiv gemanagten Aktienfonds vergleichbare ETFs zu schlagen – sofern sie überhaupt so lange am Markt sind. Auch in Finanzkrisen haben Fondsmanager selten unter Beweis gestellt, dass sie in der Lage sind, ETFs zu schlagen.
Laut einer Studie der Brüsseler Finanzaufsicht Esma performte über die Hälfte der aktiven Fonds in den sechs Wochen des Corona-Börsencrashs schlechter als ETFs. Es gibt also keine Indizien dafür, dass eine aktive Strategie aktuell besser funktionieren würde.
Autor Katja Brauchle
Katja Brauchle ist eine erfahrene Online-Redakteurin mit einem Schwerpunkt auf Finanzthemen. Nach zwei Jahren Festanstellung bei extraETF ist sie nun nebenberuflich als freie Redakteurin tätig. Sie arbeitet derzeit als Content Strategy Managerin bei der Augsburger Allgemeinen.
Der August war an den globalen Börsen geprägt von einem starken Auf und Ab. Das Auf folgte dem Ab prompt. Bei Börsenturbulenzen kommt es auf Geduld an.