3. September 2022

Daniel Korth: So lief mein Selbstversuch mit Themen-ETFs

Themen-ETFs sind in aller Munde. Fast wöchentlich erscheint ein neues Nischenprodukt. Die bunte Palette reicht von Blockchain bis zur Tierpflege. Aber lohnen sich diese Produkte für Privatanleger? Welche Fallstricke gilt es zu beachten? Ich habe die Probe aufs Exempel gemacht – und in einem Selbstversuch in eine Reihe von Themen-ETFs investiert. Was ich dabei alles gelernt habe!

2020 war in jeder Hinsicht ein spezielles Jahr. Es markiert auf der einen Seite den Start der Corona-Pandemie und viele Monate des Lockdowns. Darüber hinaus gab es noch den schnellen Absturz an den weltweiten Börsen und die genauso schnelle Erholung. Im Lockdown beschäftigten sich viele Menschen das erste Mal mit Aktien und ETFs, wovon vor allem die günstigen Neobroker wie Trade Republic und Scalable Broker profitierten. Das führte nicht nur bei vielen Tech-Aktien oder den Wallstreetbets zu Exzessen, sondern auch in bestimmten Zukunftsbranchen. An dieser Stelle kommen die sogenannten Themen-ETFs ins Spiel, denn viele Nischen-Branchen bekamen 2020 einen eigenen Index und teilweise auch gleich mehrere ETFs. Aber was sind Themen- ETFs eigentlich? Und lohnen sich diese Produkte wirklich?

Was sind Themen-ETFs?

Sie bilden spezielle Anlagethemen oder Megatrends in engen Indizes ab wie beispielsweise Robotik, Batterien für E-Autos, grüne Energie, Wasserstoff, Blockchain, Gaming oder künstliche Intelligenz (KI) ab. Die Idee dahinter ist simpel: Durch diese speziellen Indizes ergibt sich eine breitere Streuung innerhalb der Trendthemen als bei Einzelaktien. Gleichzeitig bieten sich nach oben deutlich mehr Chancen, da stärker in künftig wachsende Bereiche der Wirtschaft investiert wird. Zumindest auf dem Papier.

Die Folge des 2020 ausgebrochenen Hypes: Die Performance einiger Themen-ETFs wie beispielsweise Global Clean Energy explodierte förmlich. Ganze 120 Prozent Rendite brachte ein Investment in den ETF von iShares allein im Jahr 2020. Aber nicht nur bei diesem Thema nährte der Hype den Hype. Auch ein ETF zum Thema Cloud Computing kam auf fast 92 Prozent Rendite. Zeitweise konnten Anleger mit Investments in Themen-ETFs eigentlich nichts falsch machen.

Das Wachstum während der Corona- Pandemie lässt sich auch gut an den Zahlen ablesen. Wurden 2018 und 2019 zusammen nur 3,2 Milliarden Euro in diese Nischen-Produkte investiert, waren es 2020 schon 8,9 Milliarden. Dieser Erfolg setzte sich auch 2021 fort. Allein in den USA wurden im vergangenen Jahr 445 neue ETFs aufgelegt. Ein Großteil davon waren ETFs zu bestimmten Zukunftsthemen. Die Gründe für diesen Hype waren die niedrigen Zinsen, die hohe Performance in der Vergangenheit und die vielen Neueinsteiger an der Börse. Auch die günstigen Neobroker trugen ihren Teil dazu bei.

Doch kurstechnisch brachen die hochgejubelten Nischenprodukte seitdem stark ein. Die Lieblinge Global Clean Energy, Blockchain oder Healthcare Innovation verzeichneten seit Anfang des Jahres bis Ende Juni zweistellige Kursrückgänge. Da muss die Frage erlaubt sein, ob sich die Themen-ETFs als Beimischung überhaupt für langfristig orientierte Privatanleger lohnen oder ob sie nur ein kurzfristiges Marketingprodukt sind.

Lohnen sich Satelliten im Depot?

Der Fokus auf solche eng fokussierten Zukunftsthemen sind eine Wette auf spezialisierte, oft kleine Unternehmen, bei denen nicht feststeht, ob sie den Durchbruch schaffen. So erzielen viele der in diesen ETFs enthaltenen Firmen nicht mal einen Gewinn. Die starken Kursausschläge dieser kleinen Unternehmen haben in den Themen-Indizes einen großen Einfluss auf die Performance.

Zusammengefasst: Anleger, die auf fokussierte Themen-ETFs setzen, gehen Risiken ein, denen sie oft noch keine Beachtung schenken. Eine Wette auf die Zukunft muss nicht aufgehen. Bestes Beispiel sind die Aktien der Corona-Gewinner Zoom, Netflix, Teamviewer oder Peloton, die schnell wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt wurden.

Ein zu enger Index, große Abhängigkeit von defizitären Unternehmen oder zu viele schwankende Nebenwerte im ETF können die vermeintliche Outperformance ganz schnell zunichtemachen. Willst du mit deinem breit gestreuten Welt-Portfolio einen kleinen Satelliten beimischen, weil du von dem Zukunfts-Thema überzeugt bist? Dann gilt es einige Punkte zu beachten, damit du keine bösen Überraschungen erlebst. Ich weiß, wovon ich schreibe, denn ich habe mit einer fünfstelligen Summe in die Themen-ETFs investiert und schmerzvolle Erfahrungen sammeln dürfen. Aber der Reihe nach.

Selbstversuch mit echtem Geld

Anfang 2021 startete ich einen Selbstversuch. Dafür habe ich in meinem Nebenwerte-Depot aufgeräumt, alle Aktien verkauft und nutze das Geld ausschließlich für Themen-ETFs. Die Idee dahinter: In meinem Einzelaktien-Depot verfüge ich zwar über eine große Branchen-Diversifikation, aber ganze Sektoren decke ich mit den Einzelaktien nicht ab. Dazu zählen vor allem die Versorger, Spieleentwickler, Blockchain oder auch Healthcare Innovation. In diesen Branchen ist mir das Risiko bei Einzelaktien schlicht und einfach zu groß. Deshalb habe ich mich für etwas breiter gestreute Themen-ETFs entschieden.

Um nicht blind von einem Risiko ins andere zu laufen, habe ich einige Richtlinien im Vorfeld definiert. Außer bei sehr engen Märkten mit wenigen Unternehmen wie beispielsweise Gaming oder Semiconductors sollte die Größe der Top 10 im ETF unter 50 Prozent liegen. Auf der Website von extraETF kannst du dir die Anzahl der Unternehmen, die Größe der Top 10, die Länder-Allokation und auch die enthaltenen Branchen anschauen. Das war für meine Zusammenstellung eine der wichtigsten Quellen. Aber auch ein Blick in die Factsheets der Anbieter oder die Zusammensetzung der engen Indizes spielte eine wichtige Rolle.

Ein ganz wichtiger Punkt war für mich auch die Höhe der Investitionen. Aus meiner Sicht ist es nicht sinnvoll, nur mit wenigen hundert Euro ein Themen- ETF-Portfolio aufzubauen. Deshalb war die Maßgabe, immer mindestens einen vierstelligen Betrag pro ETF zu investieren. Ansonsten ist das am Ende viel zu kleinteilig – und trägt auch nichts zum Erfolg des Gesamtportfolios bei. Alternativ funktioniert natürlich der Aufbau von Satelliten mit einem Sparplan.

Auch die jährlichen Kosten wollte ich im Blick behalten. Themen-ETFs sind in der Regel deutlich teurer als breitgestreute ETFs auf den MSCI World oder den ACWI. So kosten beispielsweise der Global Blockchain-ETF oder der Global Clean Energy sportliche 0,65 Prozent pro Jahr. Insgesamt liegt die Gesamtkostenquote (TER) in meinem Themen-Portfolio mit zehn ETFs bei 0,48 Prozent. Im Vergleich zu aktiven Fonds ist das relativ günstig. Eine ganz wichtige Rolle sollte auch die Fondsgröße spielen. Bei der Fülle an Themen-ETFs werden über kurz oder lang wieder welche eingestellt. Nicht jedes Thema lässt sich den Anlegern auch verkaufen. Deswegen habe ich darauf geachtet, nur in ETFs mit einer Fondsgröße oberhalb von 300 Millionen zu investieren.

Darüber hinaus wollte ich so gut wie keine Überschneidungen mit meinen Einzelaktien. Das geht natürlich nur, wenn ich weiß, welche Unternehmen in den unterschiedlichen ETFs enthalten sind. Hier kommt der extraETF Finanzmanager ins Spiel.

Dort habe ich alle meine Themen-ETFs in ein eigenes Portfolio eingefügt. Nach dem Einfügen werden neben der Länder- und Branchen-Allokation auch die größten Positionen des Gesamtportfolios angezeigt. Die fünf Top- Werte sind Nvidia (2,06 %), AMD (2,05 %), Intel (1,30 %), ASML (1,14 %) und TSMC (1,10 %). Von diesen Unternehmen habe ich kein einziges in meinem Einzelaktien-Portfolio.

Bei den Ländern sieht es so aus: Neben dem großen USA-Anteil von knapp 52 Prozent ist Japan mit zwölf Prozent, China mit sechs Prozent, Taiwan mit fast vier Prozent und Südkorea mit drei Prozent enthalten. Auch die Branchen-Allokation meines Themen-ETF-Portfolios unterscheidet sich deutlich von meinem Einzelaktien-Depot.

Auch für den passiven ETF-Anleger mit einem marktbreiten Portfolio lohnt sich ein Blick auf die Überschneidungen. Zumindest wenn du planst, Themen-ETFs als Satelliten ins Depot zu nehmen. Es gibt Werte wie beispielsweise Tesla, die sowohl in den großen Indizes höher gewichtet sind als auch in bestimmten Zukunftsthemen. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass ich mein Kern-Depot, das 50 Einzelaktien enthält, nun mit dem Themen-Portfolio um weitere Länder, Branchen und Unternehmen ergänze.

Tipp: Mit dem extraETF Finanzmanager kannst du deine Investments analysieren und dein Vermögen an einem Ort überwachen – einfach, schnell und sicher.

Fazit: Das habe ich gelernt

Zum Abschluss solltest du dir die Frage stellen, ob es sinnvoll ist, dein Portfolio um einige wenige Satelliten zu ergänzen. Langfristig werden sich erfolgreiche Unternehmen aus den stark wachsenden Bereichen auch in den marktbreiten Indizes wiederfinden. Kurz- und mittelfristig können sich mit Themen-ETFs aber auch einige Chancen ergeben.

Nach anderthalb Jahren habe ich schon einige Erfahrungen mitnehmen können. Zum Beispiel bringt es nicht viel, sich zu viele ähnliche Themen-ETFs ins Portfolio zu legen. Vor allem beim Kursverlauf ähneln sich diese stark. Das bringt zwar in positiven Zeiten eine gute Rendite, aber wenn es wie 2022 rau an den Börsen zugeht, sind die meisten Themen- ETFs dann im tiefroten Bereich. Weniger wäre auch in meinem Themen-ETF- Depot mehr gewesen.

Eine weitere wichtige Lehre: Die ausgewählten Satelliten sollten sich stark voneinander unterscheiden. Ich habe mit Themen-ETFs auf Healthcare Innovation, Blockchain, Automation & Robotics und Circular Economy (Kreislaufwirtschaft) gute und sinnvolle Produkte im Depot, die sich gegenseitig keine Konkurrenz machen. All diese Themen-ETFs haben außerdem weniger als 50 Prozent der Unternehmen in den Top 10, überschneiden sich nicht und haben eine Fondsgröße deutlich oberhalb der 300 Millionen Euro.

Wichtig: Vor dem Kauf solltest du definieren, wie lange du die Satelliten halten willst. Ständiges Hin und Her macht in Verbindung mit eventuellen Kursverlusten auf Dauer die Taschen leer. Du hast dann genau das Gegenteil erreicht von dem, was du bezwecken willst.

Mein erfolgreichster Themen-ETF ist der Semiconductors-ETF mit einer Rendite von knapp elf Prozent. Mit einer Rendite von minus vier Prozent seit Anfang 2021 ist mein Investment in Themen-ETFs ins- gesamt jedoch noch nicht aufgegangen. Die Rendite eines ganz normalen MSCI World ETFs lag bei 21 Prozent. Aber ich habe den Selbstversuch auf einen mittelfristigen Zeitraum eingeplant und bleibe trotz der Negativrendite weiter am Ball.