8. April 2023

Comeback der Bond-ETFs

Kupon, Nennwert, High-Yield, Investmentgrade – im Anleihemarkt geht der Überblick schnell einmal verloren. Auch die Zusammenhänge zwischen Zinspolitik und Renditeverhalten erschließen sich nicht immer auf den ersten Blick. Mit Anleihe-ETFs kannst du bequem die Chancen des Bondmarkts in deinem Depot nutzen. Hier erfährst du, was du wissen musst.

Aktien locken mit Kursgewinnen und Dividenden, Anleihen bieten hingegen feste Zinsen und feste Laufzeiten. Aktien schwanken meist stärker. Das erfordert gute Nerven. Anleihen haben den Status eines sicheren Hafens. Das lässt sich aber auch nicht pauschalisieren, denn Hochzinsanleihen zum Beispiel bergen ein immenses Risiko. Merke: Risikoärmer heißt nicht risikolos.

Mit Anleihen-ETFs lassen sich die Risiken verteilen: Hier investierst du nicht in einen einzelnen Schuldtitel, sondern breit gestreut in verschiedene Anleihen. Das können Staaten oder Unternehmen sein. Aus verschiedenen Regionen mit unterschiedlichen Chancen und Risiken. Und genauso, wie es Aktien-Indizes gibt, existieren auch Anleihe-Barometer, die durch ETFs investierbar sind. Das ist kostengünstig, spart Zeit und Aufwand.

Kleiner Exkurs: Anleihen bilden den Index entweder physisch oder synthetisch nach. Physisch bedeutet, der ETF kauft die Index-Bestandteile im gleichen Verhältnis, wie sie im Index vertreten sind. Bei Index-Veränderungen passt sich der ETF automatisch der neuen Zusammensetzung an. Bei der sogenannten synthetischen Replikation wird nicht in die Titel selbst investiert, sondern der Index wird mittels eines Tauschgeschäfts, des Total Return Swap, nachgebildet.

Auf die drei wesentlichen Komponenten einer Anleihe, den Kupon, den Nennwert und die Laufzeit, musst du nicht achten, wenn du in einen Anleihen-ETF investierst. Denn die Papiere wurden bereits automatisiert nach entsprechenden Kriterien ausgewählt und im ETF zusammengefasst.

Diversifikation und etwas geringere Risiken

Vorteil eines Anleihen-ETFs ist neben der breiten Diversifikation und der Zeitersparnis das meist geringere Risiko als etwa bei Aktien: Zwar werden Anleihen und damit auch Anleihen-ETFs an der Börse gehandelt, dennoch gelten Anleihen als risikoärmer. Die Verzinsung ist, sofern der Emittent nicht pleitegeht, sicher. Zudem weisen Anleihen und Anleihe-ETFs eine geringere Schwankungsbreite auf, was die Nerven der Anleger schont. Auf die Risiken gehen wir noch ein.

Während nun die Stückelungen von Anleihen für Privatanleger meist ein Investment von mindestens 1.000 Euro pro Anteil erforderlich machen, kannst du mittels ETFs bereits mit geringeren Beträgen starten.

Die Rendite setzt sich aus möglichen Kursgewinnen und den Zinsen der Anleihe zusammen. Wobei Kursschwankungen die Rendite schmälern können. Deshalb lässt sich die genaue Rendite nicht prognostizieren. Zinsen wie bei direkten Investments in Anleihen bekommst du Anleihen-ETFs nicht. Alle Gewinne werden reinvestiert und fließen in das Fondsvermögen.

Es gibt keinen risikolosen Zins und keine Rendite ohne Risiko

Es gibt an den Börsen weder einen risikolosen Zins * noch risikolose Aktien. „Keine Rendite ohne Risiko“ lautet eine viel zitierte Weisheit. Allerdings wird längst nicht jedes Risiko auch mit einer Rendite entlohnt.

Die Sicherheit einer Anleihe wird von der Bonität des Emittenten, des Schuldners, bestimmt und von unabhängigen Ratingagenturen wie Moody’s, Fitch und Standard & Poor’s regelmäßig überprüft. Regelmäßig deshalb, weil sich das konjunkturelle wie unternehmerische Umfeld ändert und somit die Kreditwürdigkeit beeinflusst.

Bei Anleihen-Investments ist die Bonität das wichtigste Merkmal. Das Prädikat „Investment Grade“ – das beste – bekommt, wer mindestens mit einem Rating BBB (S&P) oder Baa (Moody’s) ausgestattet ist. Das bedeutet ein geringes Ausfallrisiko. Hingegen sind Ramsch-Papiere, auch Hochzinsanleihen, High-Yield- oder Junk-Bonds genannt, risikoreich, bieten dafür aber hohe Zinsen. Schließlich müssen die Emittenten ihre schwache Kreditqualität durch einen hohen Zins ausgleichen, um für Investoren attraktiv zu sein. Schwellenländer-Anleihen sind in der Regel risikoreicher als Anleihen von Industrieländern mit guter Bonität. Bei Anleihen gilt: Je länger die Laufzeit und je geringer die Bonität eines Staates oder Unternehmens, desto mehr Rendite ist zu erwarten.

Kredit-Rating: Deutschland besser als die USA

Zudem gilt die Faustregel: Je niedriger der Zins, umso geringer ist das Risiko einer Anleihe und umso geringer ist die Rendite. Beispiel Bundesanleihen: Standard & Poor’s (S&P), Moody’s und Fitch geben Deutschland Bestnoten: AAA, Aaa, AAA. Neben Deutschland werden von den Industrienationen lediglich die Schweiz, Luxemburg und die Niederlande ebenso gut bewertet. Da kommen selbst die USA als größte Volkswirtschaft der Welt nicht mit: AA+, Aaa, AAA lauten hier die Einschätzungen.

Zum Vergleich: China wird mit A+, A1 und A+ bewertet. Und so ist es kein Wunder, dass zweijährige Bundesanleihen nur rund 2,25 Prozent Rendite bringen. Zehnjährige brachten zeitweise 2,45 Prozent – so viel wie seit knapp elf Jahren nicht. Das höhere Risiko der USA wird bei zehnjährigen US-Treasuries, wie die US-Staatsanleihen genannt werden, mit bis zu 4,35 Prozent bewertet. Die kürzer laufenden zweijährigen werfen sogar noch mehr ab.

Warum steigen die Renditen so schnell und so stark an?

Die Renditen steigen, weil die Notenbanken in den USA, in der Eurozone und Großbritannien die Inflation eindämmen wollen und die Zinsen erhöhen. Die Fed in den USA hat klargemacht, dass sie für eine geringere Inflation bereit ist, ein geringeres Wirtschaftswachstum in Kauf zu nehmen. Steigen nämlich die Zinsen, steigen auch die Refinanzierungskosten, beispielsweise bei Krediten für Unternehmen. So verzeichnet die Realwirtschaft bereits Rückgänge bei Gewinnen und Margen und reagiert mit Stellenstreichungen. So will der Tech-Konzern Meta rund 11.000 Stellen streichen, Twitter 3.700, Coinbase * 1.100 sowie Microsoft, Shopify und Snap je 1.000.

Unternehmen müssen höhere Zinsen für größere Risiken bieten. Aber wenn die Marktzinsen steigen, ist das tendenziell negativ für Anleihen, ihre Kurse fallen. Warum? Weil neue Anleihen mit einem besseren, sprich höheren Kupon auf den Markt kommen. Hinzu kommt: Mit Inflationsraten von 7,7 Prozent in den USA und 10,4 Prozent in Deutschland ist die reale Rendite, die Anleger realisieren, immer noch negativ. Immerhin, in den USA war die Inflationsrate rückläufig. Das könnte bedeuten, dass die Notenbank die Zinsen fortan weniger stark erhöht. Folglich steigen die Renditen auch weniger stark.

Hauptsächlich Unternehmensbonds erfüllen die strengen Kriterien

530 Anleihen-ETFs listet die Datenbank von extraETF.com auf. Wählen wir daraus die globalen Anleihen-ETFs über alle Laufzeiten mit Investment Grade und mindestens 100 Millionen Euro Fondsvolumen, die mindestens drei Jahre am Markt sind, stehen noch 30 Portfolios zur Auswahl. Eine positive Wertentwicklung weisen dann nur noch ETFs mit Unternehmenspapieren auf.

Tipp: Mit dem extraETF Finanzmanager kannst du deine Investments analysieren und dein Vermögen an einem Ort überwachen – einfach, schnell und sicher.

Merke: Anleihen-ETFs sind durchaus komplex, weil sie von vielen Faktoren beeinflusst werden, die nicht einfach zu überblicken sind. Sie weisen tendenziell weniger Risiko als Aktien (etwa Staatsanleihen mit guter und sehr guter Bonität) auf, dennoch werden die Risiken gern unterschätzt.

Und Anleihen bzw. Anleihen-ETFs bringen tendenziell weniger Rendite als Aktien. Denn hier steht die Sicherheit im Vordergrund. Anleihen sind in einem ausgewogenen Portfolio der risikoärmere Anteil.

Im aktuellen Umfeld mit hoher Inflation sind die Real-Renditen aber nach wie vor negativ. Attraktiver als Fest- oder Tagesgeld sind Anleihen bzw. Anleihen-ETFs derzeit dennoch. Das muss man auf dem Schirm haben.