Anlageklassen im Check - aktuelle Volatilitäten im Vergleich
Die Turbulenzen in der US-Bankenbranche haben sämtliche Anlageklassen „ordentlich durcheinander gerüttelt“ – Zeit für einen Volatilitäten-Vergleich.
Anleger bemessen das Risiko eines Investments meist durch die finanzmathematische Kennzahl Volatilität. Diese gibt es in zwei besonders wichtigen Ausprägungen – der historischen und der erwarteten (impliziten) Volatilität. Während die historische auf Basis einer bestimmten Anzahl historischer Kurse mittels einer komplexen Formel (Standardabweichung) berechnet wird, fließen bei der erwarteten Volatilität vor allem aktuelle Optionspreise, die sich auf einen bestimmten Basiswert beziehen, in die Berechnung ein.
Überlegungen zu Volatilitäten
Wichtig zu wissen: Bei der historischen Variante kann ein starker Ausschlag nach oben oder unten für die Dauer des jeweiligen Betrachtungszeitraums zu einer unangemessenen Verzerrung der Risikokennzahl führen. Bei der erwarteten Volatilität werden durch die aktuellen Optionspreise gewissermaßen die am Markt „bezahlten“ Volatilitäten angezeigt, wodurch die Risikokennzahl besonders aussagekräftig wird.
Grundsätzlich bieten sich bei der Analyse der Volatilität zwei Möglichkeiten zur Interpretation an. Zum einen können Geldanleger die Volatilitäten der verschiedenen Anlageklassen miteinander vergleichen, um herauszufinden, mit welchen Investments gegenwärtig besonders hohe bzw. niedrige Risiken verbunden sind. Zum anderen kann man mit Hilfe von web-basierten Chartseiten wie zum Beispiel tradingview.com kostenlos Volatilitäten individuell konfigurieren und zudem erkennen, ob die aktuelle Kursschwankungsintensität (historisch betrachtet) als hoch oder als relativ niedrig anzusehen ist.
Terminbörsen und ihre Volatilitätsindizes
Diverse Terminbörsen haben den Bedarf an Werkzeugen zur Ermittlung von Investmentrisiken erkannt und bieten seit Jahren Volatilitätsindizes an, die nach genauen Regeln unter Berücksichtigung einer Vielzahl von Optionspreisen fortlaufend aktuelle Marktvolatilitäten ermitteln. Hierzulande interessieren sich Investoren vor allem für die von der Eurex angebotenen Volatilitätsindizes auf den Dax (VDax-New) und den Euro Stoxx 50 (VSTOXX).
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Einen regelrechten „Strauß an Volatilitätsindizes“ bietet vor allem der US-Terminbörsenbetreiber Chicago Board Options Exchange (CBOE). Auf dessen Website werden derzeit nämlich mehr als 60 Exemplare aufgeführt, wobei viele davon als sehr speziell anzusehen sind. Die meisten Anleger dürften sich aber vor allem für die nachfolgend aufgeführten Indizes auf folgende Basiswerte stark interessieren: Gold, Dow-Jones, Nasdaq-100, Russell-2000, S&P-500 oder Rohöl.
In der aktuellen Marktphase weist von diesen sechs Investmentsegmenten der Gold-Volatilitätsindex (GVZ) mit 18 Prozent derzeit den niedrigsten Wert und damit das geringste Risiko auf. Sämtliche Volatilitäten auf Aktienindizes wie den Dow-Jones (20,1 Prozent), Nasdaq-100 (26,7 Prozent), S&P-500 (23,5 Prozent) oder Russell-2000 (29,2 Prozent) fallen trotz ihrer mitunter breiten Diversifikation höher aus. Deutlich übertroffen werden diese Volatilitäten aber vor allem durch den weltweit wichtigsten Rohstoff Öl (OVX), dessen Volatilitätsindex derzeit bei 47,4 Prozent notiert. Übrigens: In den vergangenen Handelstagen sind insbesondere Aktien und Gold erheblich volatiler geworden.
Gold als sichere Anlage
Bei einem Goldinvestment dürften die Nerven der Anleger am wenigsten strapaziert werden. Eines sollten sie dabei aber stets beachten. Die Volatilität bringt nicht nur das potenzielle Verlustrisiko, sondern auch die konkreten Renditechance eines Investments zum Ausdruck. Je höher (niedriger) nämlich dessen Volatilität ausfällt, desto höher (niedriger) fällt zum einen das damit verbundene Verlustrisiko und zum anderen aber auch die potenzielle Gewinnchance aus. Da bei Gold weniger die Renditechance, sondern vielmehr der Schutzaspekt im Vordergrund steht, spricht vor allem in unsicheren Zeiten viel für Gold.