3 Länder-ETFs mit Potenzial, mit denen wirklich keiner rechnet
Drei Länder-ETFs erscheinen derzeit besonders verheißungsvoll. Es handelt sich um Regionen, die unterschiedlicher kaum sein könnten. Hier erfahren Sie, wer die drei Top-Kandidaten sind.
Lediglich auf den weltweiten Aktienmarkt zu setzen, ist Ihnen zu langweilig? Macht nichts, es ist durchaus zulässig, einzelne Regionen leicht überzugewichten. Übertreiben Sie es nur nicht. Was sind also aussichtsreiche Länder-ETFs?
Japan steht vor Comeback
Los geht unsere Weltreise auf der Suche nach den besten Aktienmärkten in Japan. Der langjährige japanische Ministerpräsident Shinzo Abe hat das Handtuch geworfen. Über Jahre prägte Abe mit seiner expansiven Wirtschaftspolitik „Abenomics“ die Geschicke Japans. Am Ende wurde der Druck für Abe allerdings zu groß. Doch können die Märkte nun eine Abkehr von „Abenomics“ erwarten?
Marktbeobachter, wie Deutsche-Bank-Chefstratege Ulrich Stephan, gehen nicht davon aus: „Die Märkte reagierten auf die Rücktrittsankündigung zwar zunächst mit steigenden Renditen sowie Kursverlusten der japanischen Aktienindizes. Jedoch dürften Abes Nachfolger seine Wirtschaftspolitik ebenso unverändert fortsetzen wie die Bank of Japan“, erklärt Stephan.
Überraschung unter den Länder-ETFs: Japan!
Für Investoren könnten nach den jüngsten Kursverlusten am Aktienmarkt Chancen entstehen – schließlich waren Aktien aus Japan schon zuvor im Vergleich zu anderen Märkten attraktiv bewertet. „Gemessen am Kurs-Gewinn-Verhältnis von 17,4 – basierend auf den erwarteten Gewinnen in den kommenden zwölf Monaten – erscheinen die japanischen Leitindizes verglichen mit denen anderer Industrieländer bei entsprechender Risikobereitschaft interessant. Zumal die zyklische, exportorientierte Wirtschaft Japans von einer Konjunkturerholung nach Abflauen der Pandemie profitieren sollte“, fasst Stephan zusammen.
Um in Japan zu investieren, können Anleger einen Blick auf den Xtrackers MSCI Japan UCITS ETF (WKN: DBX1MJ) werfen. Der ETF bündelt 320 japanische Titel und vereint Investitionen in Höhe von 1,4 Milliarden Euro auf sich. 2020 büßte das Instrument knapp sieben Prozent an Wert ein. Mit dabei sind Unternehmen wie Toyota, Sony, Soft Bank, Nintendo oder Keyence Corporation. Die Gesamtkostenquote liegt bei 0,3 Prozent.
Starker australischer Aktienmarkt
Die Reise geht weiter auf die Südhalbkugel. Für den nächsten Kandidaten unter den Länder-ETFs geht es nach Australien. Der australische Aktienmarkt bestätigte jüngst wieder einmal seinen Ruf als Geheimtip. Doch wir erinnern uns: Sowohl die USA als auch Europa und Asien befinden sich im Korrekturmodus. Was hat Aktien aus Australien zuletzt angeschoben?
Deutsche-Bank-Chefstratege Ulrich Stephan verweist auf Äußerungen des australischen Finanzministers. Dieser hatte angekündigt, die Kreditvergabe an Konsumenten und kleinere Unternehmen begünstigen zu wollen. Im Zuge dessen kletterten zuletzt australische Finanzwerte, die im Index mit mehr als 25 Prozent einen nicht unbedeutenden Raum einnehmen, teils deutlich.
Banken und Rohstoffe schieben Index an
Hinzu kommt der allgemeine Rohstoffboom. Australien profitiert als Bergbaunation traditionell von steigenden Rohstoffpreisen und produziert vor allem Eisenerz. „Sollte sich die konjunkturelle Erholung nach der Pandemie, insbesondere in Asien, fortsetzen, sehe ich weiteres Potenzial – sowohl für den australischen Aktienmarkt als auch für den Australischen Dollar“, findet Stephan zusammenfassend. Allein Kupfer erlebt seit einigen Monaten einen Nachfrage-Boom. Auch andere Industriemetalle sind teils deutlich angestiegen. Ein wichtiger Rohstoffproduzent im ASX 200 ist beispielsweise BHP Group.
50 Prozent Rendite seit der Krise
Um auf die Entwicklung australischer Aktien zu setzen, können sich Anleger den Xtrackers S&P ASX 200 UCITS ETF (WKN: DBX1A2) näher ansehen. Der ETF bündelt 200 Positionen und büßte 2020 rund 13,5 Prozent ein. Auf Sicht von sechs Monaten ging es allerdings knapp 40 Prozent nach oben. Mit dabei sind die Banken Commonwealth Bank of Australia, Westpac Banking und die National Australia Bank sowie CSL Limited aus dem Gesundheitswesen. Eine wichtige Rolle spielen auch Unternehmen aus dem Bereich Grundstoffe. Die Gesamtkostenquote des ETF beträgt 0,5 Prozent.
Übrigens: Der Aktienmarkt in „Downunder“ ist ein wahrer Dauerbrenner. Australische Aktien schnitten in den vergangenen 120 Jahren weltweit am besten ab. |
Schweden – der Zykliker unter den Länder-ETFs
Von Australien aus betrachtet geht es schließlich nahezu auf die andere Seite der Welt. Die Reise geht in den hohen Norden nach Schweden. Als zuletzt Tech-Titel korrigierten und zugleich einige Corona-Verlierer an der Börse durchstarten, sprachen erste Beobachter schon von der „Sektor-Rotation“.
Zwar deutet dieses einmalige Ereignis noch keine Zeitenwende an, doch können sich Anleger durchaus mit dem Gedanken auseinandersetzen, künftig verstärkt auf Zykliker zu setzen. Viele deutsche Anleger haben diese Zykliker bereits in Form eines Dax-ETFs in Depot. Als noch zyklischer erweist sich allerdings der schwedische Index OMX-30.
„Die Sektoren Industrie, Finanzen und Zyklischer Konsum stehen zusammen für zwei Drittel des Index. Der größte Einzelwert ist der Kompressor- und Industrietechnik-Produzent Atlas Copco mit einem Index-Anteil von knapp acht Prozent. Die OMX-30-Unternehmen sind ausgesprochen stark vom Geschäft im Ausland abhängig, insbesondere in Europa; nur zwölf Prozent ihrer Umsätze erwirtschaften sie in Schweden – nach Dänemark und Norwegen ist dies ein europäischer Spitzenwert“, fasst Ulrich Stephan, Kapitalmarktstratege der Deutschen Bank, zusammen.
Geringe Kosten beim Schweden-ETF
Dennoch verweist Stephan auch auf Risiken: Einerseits sei der OMX-30 ambitionierter bewertet als der Dax und andererseits kämen für Investoren zusätzlich Währungsrisiken hinzu. Anleger, die dennoch in schwedische Aktien investieren möchten, können dies mittels ETFs einfach und vor allem kostengünstig tun. Der iShares OMX Stockholm Capped UCITS ETF (WKN: A2ARPW) überzeugt mit einer Gesamtkostenquote von nur 0,1 Prozent und fasst 99 Positionen zusammen. Dadurch ist er etwas weniger zyklisch aufgestellt, als der OMX-30. Der Industrieanteil liegt dennoch bei 35 Prozent.
Großer Zuspruch seitens der Investoren
2020 legte der Index 6,3 Prozent zu und bietet neben Ericsson, einem Unternehmen mich reichlich 5G-Fantasie auch Volvo, Atlas Copco, Assa Abloy und zahlreiche schwedische Banken, wie etwa Svenska Handelsbanken oder Swedbank. Dass der Schweden-ETF durchaus attraktiv sein kann, sehen auch Investoren so: Aktuell sind 361 Millionen Euro im thesaurierenden und physisch-replizierenden ETF investiert.