ETFs: thesaurierend vs. ausschüttend

Unterschiede zwischen den ETFs erklärt


Die Geldanlage über das Investieren in ETFs ist in den letzten Jahren immer beliebter geworden. Zur Auswahl stehen viele verschiedene ETFs, die allesamt das Ziel haben Renditen zu erwirtschaften und diese an die Anlegerinnen und Anleger weiterzugeben. Doch wie kommen wir in den Genuss dieser Erträge? Wie können wir bestmöglich vom Zinseszinseffekt profitieren? Und macht es überhaupt einen Unterschied, ob ein ETF ausschüttend oder thesaurierend ist?

Bei der Entscheidung für einen ETF kannst du zwischen 2 Varianten wählen: Thesaurierend und Ausschüttend. In diesem Artikel erfährst du, was es damit auf sich hat, wie sie sich unterscheiden und wo ihre Vorteile liegen.

Das Wichtigste in Kürze:
Was du über thesaurierende und ausschüttende ETFs wissen solltest

  • ETFs: Exchange Traded Funds sind Indexfonds, die an der Börse gehandelt werden. Da sie die Wertentwicklung ihres zugrundeliegenden Index passiv nachbilden und kein teures Fondsmanagement bezahlen müssen, sind sie deutlich günstiger als aktive Fonds.

  • Ausschüttend: Bei ausschüttenden ETFs erhalten Anlegerinnen und Anleger die Kapitalerträge zu einem bestimmten Stichtag auf ihr Konto überwiesen, die sie dann zur freien Verfügung haben.

  • Thesaurierend: Bei thesaurierenden ETFs verbleiben die Kapitalerträge im Fonds und werden automatisch wieder reinvestiert. Dadurch erhöht sich der Wert des ETFs, sodass Anlegende sehr gut vom Zinseszinseffekt profitieren können.

  • Steuer: Thesaurierende und ausschüttende ETFs sind steuerpflichtig. Zu welchem Zeitpunkt Steuern auf ETFs fällig werden, unterscheidet sich je nach Art der Ertragsverwendung.

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Was bedeutet thesaurierend bei einem ETF?

Definition: Was bedeutet thesaurierend bei einem ETF?

Thesaurierende ETFs schütten ihre Erträge nicht aus. Stattdessen verbleiben sie im ETF und werden automatisch reinvestiert. Das hat den Vorteil, dass sich der Wert der ETF-Anteile erhöht und Anlegende, vor allem bei langen Anlagezeiträumen, besonders stark vom Zinseszinseffekt profitieren können. Die Erträge lassen sich erst auszahlen, wenn sie Anteile an ihrem ETF verkaufen.

Grundsätzlich kann der Zinseszinseffekt nicht nur bei ETFs, sondern auch bei aktiv verwalteten Fonds wirken. Die Erträge ergeben sich dabei, wie auch bei ausschüttenden ETFs, aus Dividenden von Aktien oder den Zinsen von Anleihen. Umso länger Anlegerinnen und Anleger einen thesaurierenden ETF laufen lassen, desto schneller kann dessen Wert durch die Wiederanlage steigen.

Im folgenden Beispiel sehen wir, wie signifikant das exponentielle Wachstum des Zinseszinseffektes über lange Zeiträume sein kann. Dabei fällt besonders auf, wie groß der Anteil der Zinsen und Zinseszinsen in Relation zu der Einzahlung werden kann und wie sehr sich das für die Gesamtrendite lohnt.

Die Grafik zeigt den Vorteil des Zinseszinseffekts anhand eines Graphen.

Doch unabhängig davon, ob Anlegerinnen und Anleger einen thesaurierenden oder ausschüttenden ETF wählen, an der Funktionsweise des ETFs, z.B. auf den MSCI World, ändert sich grundsätzlich nichts.

Thesaurierende ETFs eignen sich daher besonders für lange Anlagezeiträume, wie für die private Altersvorsorge. Dabei kann der Zinseszinseffekt besonders stark wirken. Zudem müssen sich Anlegende nicht über eine Wiederanlage der Erträge kümmern. Das spart Zeit und unnötige Transaktionskosten.

Ob ein ETF thesaurierend ist oder nicht, erkennst du für gewöhnlich schon an der Abkürzung „Acc“ in dessen Namen. Diese steht für die englische Bezeichnung „Accumulating“, was „thesaurierend“ bedeutet.

Wenn du dir unsicher bist, welcher ETF sich für deine Geldanlage besonders gut eignet, kannst du dir bei unseren ETF-Empfehlungen passende Anregungen ansehen.

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Wann wird ein thesaurierender ETF versteuert?

Wann wird ein thesaurierender ETF versteuert?

Auch wenn die Erträge bei thesaurierenden ETFs nicht ausgezahlt werden, müssen auf diese dennoch jährlich Steuern gezahlt werden.

Zur Besteuerung kommt es durch:

  • Verkauf der ETF-Anteile mit Gewinn
  • Vorabpauschale

Die Vorabpauschale ist eine vorweggenommene Besteuerung zukünftiger Wertsteigerungen, der ein Basisertrag zugrunde liegt. Da dieser von der Höhe auf die Wertsteigerung der Fondsanteile in einem Kalenderjahr begrenzt ist, fällt bei Wertverlusten keine Vorabpauschale im selben Jahr an. Zudem tendiert die Vorabpauschale aktuell aufgrund der niedrigen Zinsen gegen 0, was sich bei steigenden Zinsen in Zukunft ändern könnte.

Die Steuern bzw. die Vorabpauschale werden bei thesaurierenden ETFs in der Regel von deinem Verrechnungskonto eingezogen, auch wenn du von diesem über einen Sparplan investierst. Deshalb solltest du auf diesem Konto immer einen ausreichenden Betrag parat haben, damit du in diesem Fall nicht ins Minus rutschst oder gar Strafzinsen riskierst.

Die Steuern von ETFs müssen von Anlegerinnen und Anlegern entrichtet werden, wobei sie von der depotführenden Stelle eingezogen werden. Die Vorabpauschale fließt ihnen steuerlich allerdings erst im Januar des folgenden Kalenderjahres zu. In Deutschland gibt es zudem den Sparerpauschbetrag von jährlich 1.000 Euro für Ledige und 2.000 Euro für Verheiratete. 

Bei vielen Depotanbietern kannst du dir einen Freistellungsauftrag einrichten, sodass deine Erträge erst nach Ausschöpfung dieses Freibetrags versteuert werden.

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Was ist ein ausschüttender ETF?

Erklärung: Was ist ein ausschüttender ETF?

Ein ausschüttender ETF schüttet die Erträge, welche die Wertpapiere in deinem ETF erwirtschaften, an dich aus. Wann dies geschieht – ob einmal pro Monat oder pro Quartal, halbjährlich oder jährlich - hängt von dem ETF ab. Bevor aber die Auszahlung auf dein Verrechnungskonto erfolgt, werden die Steuern (Abgeltungssteuer sowie Solidaritätszuschlag und ggf. Kirchensteuer) in der Regel automatisch von der Depotbank abgezogen und an das Finanzamt abgeführt. Mit einem Freistellungsauftrag lässt sich der jährliche Sparerpauschbetrag nutzen, sodass erst die Erträge besteuert werden, die über dem Freistellungsauftrag liegen.

Danach kannst du über die Erträge frei verfügen, dir etwas Schönes davon kaufen oder sie wieder in den ETF reinvestieren. Ausschüttende ETFs eignen sich daher z.B. als passives Einkommen, da sie in regelmäßigen Abständen automatisch einen gewissen Betrag auszahlen, dessen Höhe allerdings, ähnlich wie bei Aktien mit Dividende, jeweils unterschiedlich sein kann. Zudem können bei der Wiederanlage der Erträge weitere Gebühren, wie etwa Transaktionskosten, anfallen. Du erkennst einen ausschüttenden ETF meist an der Abkürzung „Dist“ in seinem Namen, was auf Englisch für „Distributing“, also „ausschüttend“, steht.

Welche Bedeutung die Art der Ertragsverwendung für die Entwicklung des Investitionsvolumens und die Gesamtrendite haben kann, schauen wir uns nun an einem Beispiel an:

Die Grafik zeigt an einem Beispiel, wie sich das Investitionsvolumen bei thesaurierenden und ausschüttenden ETFs entwickelt.

Anders als beim ausschüttenden ETF werden die Erträge beim Thesaurierenden nicht ausgezahlt, sondern verbleiben im ETF. Damit sind sie automatisch wieder reinvestiert und steigern das Investitionsvolumen des Fonds, sodass der Zinseszinseffekt stärker wirken kann.

ETFs eignen sich wunderbar für die private Altersvorsorge

Martin Vogt, extraETFMartin Vogt, Education & Content Manager
Ob Thesaurierend oder Ausschüttend: Beide Arten der Ertragsverwendung haben ihre Vorteile und eignen sich grundsätzlich sehr gut für den langfristigen Vermögensaufbau mit breit gestreuten Welt-Aktien-ETFs. Zudem sind viele ETFs sowohl in der thesaurierenden als auch der ausschüttenden Variante verfügbar, sodass du sie passend zu deiner Anlagestrategie auswählen kannst.
Martin Vogt, Education & Content Manager
Ist das direkte Versteuern der ausgeschütteten Erträge ein Vorteil?

Ist das direkte Versteuern der ausgeschütteten Erträge ein Vorteil?

Ja, das Investieren in einen ausschüttenden ETF kann ein Vorteil sein, wenn du deinen jährlichen Sparerpauschbetrag noch nicht ausgeschöpft hast. Dieser ermöglicht es, dass bei realisierten Erträgen bis zu 1.000 Euro bei Ledigen bzw. 2.000 Euro bei Zusammenveranlagten, keine Steuern anfallen. Und das jedes Jahr. Zudem können dich die regelmäßigen Ausschüttungen motivieren, deiner langfristigen Anlagestrategie treu zu bleiben und nicht aus Panik zu verkaufen, wenn die Börsen auf Talfahrt gehen.

Andererseits bietet ein thesaurierender ETF den Vorteil, dass dein Geld langfristig stärker vom Zinseszinseffekt profitieren kann, da die jährliche Besteuerung mit der Vorabpauschale zunächst geringer ausfällt. Zudem verbleiben die Erträge im ETF und werden automatisch reinvestiert, wodurch dir weniger Aufwand und Kosten für die Wiederanlage in diesen Fonds entstehen. Wenn dann der Großteil an Steuern erst nach vielen Jahren beim Verkauf von ETF-Anteilen gezahlt werden muss, kann allerdings nur der Sparerpauschbetrag des betreffenden Jahres genutzt werden.

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Beispiel: Thesaurierende und ausschüttende ETFs im direkten Vergleich

Um die Rendite eines ausschüttenden mit einem thesaurierenden ETF besser vergleichen zu können, schauen wir uns ein vereinfachtes Beispiel an. 

Dabei nehmen wir an, dass beide ETFs denselben Index, wie z.B. den MSCI World, abbilden und jeweils 200 Euro pro Monat über 25 Jahre in sie investiert werden. Somit fließen insgesamt 60.000 Euro an Einzahlungen in jeden der beiden ETFs.

Wenn wir nun davon ausgehen, dass sowohl der ausschüttende als auch der thesaurierende ETF eine durchschnittliche Rendite von 7 Prozent pro Jahr erzielen und wir die Steuern und Gebühren unberücksichtigt lassen, ergibt sich folgende Tabelle:

Erträge nachSumme EinzahlungenSumme Erträge (ausschüttend)Summe Erträge (thesaurierend)
1 Jahr2.400,00 €91,00 €91,00 €
5 Jahren12.000,00 €2.135,00 €2.325,09 €
10 Jahren24.000,00 €9.240,00 €10.416,77 €
15 Jahren36.000,00 €20.160,00 €26.596,39 €
20 Jahren48.000,00 €33.740,00 €54.119,77 €
25 Jahren60.000,00 €52.675,00 €97.553,35 €
Gesamtvermögen (Sparrate+Erträge) 112.675,00 €157.553,35 €
Quelle: ExtraETF Research, 09/2022

Der Vergleich in diesem Beispiel zeigt, dass der ausschüttende ETF nach 25 Jahren 52.675 Euro an Erträgen erzielt hat, während es beim thesaurierenden ETF mit 97.553,35 Euro deutlich mehr waren. Und das, obwohl in beide ETFs jeweils dieselbe Summe an Einzahlungen geflossen ist. Somit konnten Anlegerinnen und Anleger mit dem thesaurierenden ETF über den gesamten Anlagezeitraum deutlich stärker vom Zinseszinseffekt profitieren und eine signifikant höhere Gesamtrendite erzielen.

Dennoch lässt sich daraus nicht generell schließen, dass thesaurierende ETFs für alle Anlegenden stets die bessere Wahl sind. Vielmehr richtet sich die Entscheidung für eine bestimmte Art der Ertragsverwendung nach den eigenen, individuellen Zielen, die bei der Geldanlage verfolgt werden. Zusätzlich können weitere Kriterien bei der Auswahl von ETFs eine Rolle spielen.

Wo kannst du günstig ETFs kaufen?

ETFs und Aktien können an jeder Börse gekauft werden, an der sie gelistet sind. Gängige Handelsplätze sind die Deutsche Börse (Xetra), die Börse Frankfurt, die Börse Stuttgart oder die Börse München. Der Kauf erfolgt über eine Bank oder einen Online-Broker. Über diese kann auch ein ETF-Sparplan eingerichtet werden. Das sind unsere aktuellen Broker Empfehlungen.

Fazit:
Welcher ETF ist besser: thesaurierend oder ausschüttend?

Ob ein thesaurierender oder ausschüttender ETF besser ist, hängt von den individuellen Zielen deiner Geldanlage ab. Thesaurierende ETFs helfen dir beim langfristigen Vermögensaufbau, da du durch die automatische Wiederanlage der Kapitalerträge besonders gut vom Zinseszinseffekt profitieren kannst.

Wünschst du dir aber ein passives Einkommen oder hast deinen jährlichen Sparerpauschbetrag noch nicht ausgeschöpft, kann ein ausschüttender ETF die richtige Wahl sein.

Bei der Auswahl von ETFs steht es dir natürlich frei, auch ETFs mit beiden Arten der Ertragsverwendung in dein Portfolio aufzunehmen. Viele ETFs gibt es zudem in beiden Varianten.

Die Art der Ertragsverwendung kann besonders durch den Zeitpunkt der Besteuerung, Einfluss auf deine Rendite haben. Zudem kann ein passives Einkommen bei einem ausschüttenden ETF sehr motivierend sein, aber bei manueller Wiederanlage der versteuerten Dividenden weitere Gebühren verursachen und Einfluss auf die Wirkung des Zinseszinseffektes haben.

Damit du bei den vielen Ausschüttungen nicht durcheinander kommst, hilft dir der Finanzmanager, mit seinem Ausschüttungsüberblick und dem Ausschüttungskalender, die Übersicht zu behalten.

Häufige Fragen zu thesaurierenden und ausschüttenden ETFs

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