5. März 2024
Ivan Durdevic (J.P. Morgan): "Globale aktive ETFs liegen auf 20 Jahre klar vorne"

Ivan Durdevic (J.P. Morgan): "Globale aktive ETFs liegen auf 20 Jahre klar vorne"

Aktive ETFs versprechen die Vorteile von ETFs mit dem klassischen Fondsmanagement zu kombinieren. Wir haben bei Ivan Durdevic, Leiter ETF Distribution Deutschland, Österreich und Schweiz bei J.P. Morgan Asset Management, nachgefragt.

Immer wieder kommen Studien heraus, wonach aktive Fonds vergleichbare passive ETFs meist nicht schlagen können. Woran liegt das aus Ihrer Sicht hauptsächlich?

Man muss differenzieren und genau verstehen, was genau in diesen Studien verglichen wurde und was genau das Anlageziel der jeweiligen aktiven Strategie ist – nicht jede aktive Strategie verfolgt das Ziel die Benchmark zu schlagen. Es gibt zahlreiche Studien über den Mehrwert des aktiven Managements, aber leider machen in vielen Fällen die Kosten der Fonds einen Strich durch die Rechnung. So erläuterte Scope-Analystin Barbara Claus in einem Interview, dass vor Berücksichtigung der Kosten viele aktive Manager ihrem Anspruch gerecht werden, eine höhere Rendite als der Gesamtmarkt zu erzielen. 

Aktive ETFs versprechen die Vorteile von aktivem Management und der ETF-Hülle zu kombinieren. Können Sie das bitte kurz erklären?

Grundsätzlich haben aktive ETFs, sofern sie in Irland domiziliert sind, die gleichen strukturellen Vorteile wie passive in Irland domiziliert ETFs, nämlich tägliche Transparenz, flexible Handelbarkeit, Liquidität bis hin zu Vorteilen bei der Quellensteuer für US-Dividenden. Dazu ermöglichen es die aktiven ETFs aber noch, je nach Anlageziel eine langfristige Outperformance gegenüber dem Basisindex zu erzielen und gleichzeitig das Risiko im Laufe der Marktzyklen zu managen. 

Handelt es sich dabei um mehr als nur eine Zweitverwertung bestehender klassischer Fonds?

Nicht unbedingt. Für unsere Research-Enhanced-Index (REI)-Strategie nutzen wir tatsächlich einen bewährten aktiven Investmentprozess, der bereits seit mehr als 30 Jahren erprobt ist und seitdem konsistente Zusatzerträge liefert. Bei der Auflegung dieser REI-Strategie im ETF-Mantel haben wir aber in den Portfolios zudem auch ein robustes ESG-Framework berücksichtigt. Ergänzend haben wir Varianten aufgelegt, die nach den Kriterien des Pariser Klimaschutzabkommens sowie soziale und ökologische Kriterien mitberücksichtigen.

Ivan Durdevic, Leiter ETF Distribution Deutschland, Österreich und Schweiz bei J.P. Morgan Asset Management
Ivan Durdevic, Leiter ETF Distribution Deutschland, Österreich und Schweiz bei J.P. Morgan Asset Management

Eine echte Erweiterung unseres Angebots ist wiederum die Nutzung der REI-Strategie für Investments im Anleihenbereich. So gibt es unsere aktiven ETFs beispielsweise für US-Dollar und Euro-Unternehmensanleihen mit Investment-Grade-Rating. Denn im Anleihenbereich bieten aktive Strategien einige Vorteile. Passive Anleihen ETFs investieren standardmäßig stärker in die am höchsten verschuldeten Emittenten und nicht unbedingt die solventesten und erfolgreichsten. Das wiederum ermöglichen aktive Anleihen-ETFs.

Eine weitere Möglichkeit bieten etwa unser Green, Social and Sustainable Bond- oder auch Climate Change Solution Strategie, die zeitgleich als Investmentfonds und ETF aufgelegt wurden – hier können die Investoren entscheiden, welches Vehikel sich für ihre Anlagezwecke am besten eignet.

Was sind aus Ihrer Sicht die drei wesentlichen Argumente für aktive ETFs?

Erstens profitieren die aktiven ETFs von den Erkenntnissen unseres fundamentalen Researchs und können somit höhere Renditen als der Index erzielen. Zweites können aktive ETFs rund um das Thema Nachhaltigkeit punkten. So ermöglichen einerseits die Erkenntnisse des Researchs jenseits von puren Ausschlüssen die Identifikation wesentlicher ESG-Faktoren, die zu Über- oder Untergewichtungen bestimmter Branchen oder Unternehmen im Portfolio führen. Außerdem kann durch aktives Engagement mit den Unternehmen (über unsere Research-Analyten, aber vor allem über unser Investment Stewardship Team) auf Verbesserungen und best Practices in ihrem nachhaltigen Verhalten hingewirkt werden. Drittens lässt sich durch aktives Management das Risiko im Portfolio auf die aktuelle Marktphase hin managen.

Können aktive ETFs damit das Beste aus „zwei Welten“ liefern? Und, wenn ja: Inwiefern?

Absolut, all die eben beschriebenen Argumente für aktive Strategien werden kombiniert mit den Vorteilen des ETFs: Liquidität, Handelbarkeit, teilweise quellensteuerliche Aspekte oder auch attraktive Gebühren. 

Sie bieten selbst etliche aktive ETFs an. Wie sieht hier die Erfolgsbilanz gegenüber vergleichbaren rein passiven Produkten aus?

Uns wurde gerade von einem renommierten Anlagemagazin ein Preis als „bestes ETF-Haus“ verliehen – und das im Vergleich zu den großen, etablierten passiven Anbietern. Das macht uns sehr stolz! Als herausragende Beispiele wurde unsere Research Enhanced Index-Reihe vorgestellt: Der 5,8 Milliarden Euro große JPM US REI Equity (ESG) UCITS ETF (JREU) (WKN: A2DWM7) war etwa seit der Auflegung im Herbst 2018 bei nahezu gleicher Volatilität erfolgreicher als passive S&P 500 ETFs. Der mehr als eine Milliarde große JPM Europe REI Equity (ESG) UCITS ETF (JREE) (WKN: A2DWM4) übertraf seit der Auflegung im Dezember 2018, bei nahezu gleicher Volatilität, den MSCI Europe Index. Und der mehr als vier Milliarden Euro umfassende JPM Global REI Equity (ESG) UCITS ETF (JREG) (WKN: A2DWM6) war seit seiner Auflegung im Herbst 2018 bei nahezu gleicher Volatilität erfolgreicher als passive MSCI World oder FTSE Developed World ETFs.

Für die globale REI-Strategie haben wir dank der historischen Daten die Möglichkeit, die Entwicklung der letzten 20 Jahre aufzeigen zu können. Seit mehr als 20 Jahren (Auflegung der Strategie im September 2023) wurde die Benchmark lediglich in zwei Jahren nicht übertroffen und der Zusatzertrag liegt annualisiert bei 88 Basispunkten. 

In welchen Bereichen schneiden aktive ETFs besonders gut ab und wo haben sie es eher schwer, passive Produkte zu überbieten?

Wir können aktive ETFs nicht pauschalisieren – so gilt es auch im Segment der aktiven ETFs auf erfahrene Portfoliomanager zu setzen und Asset Manager mit einer nachgewiesenen Erfolgsbilanz auszuwählen. Viele Anleger setzen beispielsweise bei US- oder auch globalen Aktien auf passive Lösungen, da sie glauben, dass aktive Manager hier keinen Mehrwert bieten können. Wir konnten mit unseren REI-ETFs das Gegenteil zeigen und die jeweilige Benchmark seit Auflage nach Kosten bei vergleichbarer Volatilität übertreffen. 

Das Marktsegment der aktiven Anleihen-ETFs befinden sich noch im Aufbau – hier sehen wir gute Chancen für aktive ETFs. Aber die Komplexität von festverzinslichen Anlagen kann den Aufbau und das Management diversifizierter Anleihenportfolios selbst für erfahrende Portfoliomanager zu einer Herausforderung machen, weshalb die Wahl des richtigen Portfoliomanagers mit einer entsprechenden Anlageplattform so wichtig ist.  

Sollten Privatanleger komplett auf aktive ETFs setzen oder sehen Sie solche Produkte eher als Beimischung im Rahmen eines sonst passiven Portfolios?

Unsere Aktien-REI, Corporate-REI oder auch unser aktive Global Aggregate ETFs eignen sich beispielsweise als Bausteine für die Kernallokation. Grundsätzlich sollten bei der Erstellung eines ganzheitlichen Portfolios immer Lösungen in Betracht gezogen werden, die zu der jeweiligen Risikobereitschaft passen und gleichzeitig die Möglichkeit bieten, durch konjunkturellen Gegenwind zu navigieren und nicht zuletzt im Vergleich zum breiteren Markt eine Zusatzrendite zu bieten.

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