18. Juni 2024
Anleger auf Chart: Mit akitvem Ansatz und geringen Kosten an die Spitze?

Das passiert, wenn du in aktive ETFs investierst – zwei Portfolios unter der Lupe

Den Markt schlagen oder gegen den Markt versagen? Wir schauen uns an, was aktive ETFs leisten können und für wen sie sich eignen.

In Deutschland passiert alles etwas später. Bei aktiven ETFs ist das nicht anders. Während diese Portfolios in den USA seit längerer Zeit das heißeste Ding sind, wächst das Interesse der deutschen Anlegerinnen und Anleger nur langsam. So rechnet die New Yorker Börse (NYSE) für den US-amerikanischen Markt mit einem Volumen von mehr als 750 Milliarden US-Doller per Ende des laufenden Jahres. Derzeit stehen aktive ETFs bei einem verwalteten Vermögen von etwa 530 Milliarden Dollar. Und Deutschland? In der Bundesrepublik beträgt das Volumen 22,3 Milliarden Euro per Ende 2023. Das ist zwar überschaubar, doch die die Nachfrage wächst rasant. Noch Ende 2022 belief sich das verwaltete Vermögen in aktiven ETFs auf etwa 15 Milliarden Euro, wie die deutsche Börse berichtet. Welche Vor- und Nachteile bringen aktive ETFs mit sich? Und braucht´s diese Produkte überhaupt?

Geht es nach den ETF-Puristinnen und-Puristen, dann lautet die Antwort sicherlich „nein“. Denn wieso sollten die als passive Indexfolger gedachten Produkte plötzlich einen aktiven Ansatz verfolgen? Wer in ETFs anlegt, tut dies ja gerade, um ausschließlich die Marktrendite zu bekommen. Nicht mehr und nicht weniger. Das ist absolut verständlich. Doch die aktiven ETFs bieten auch Vorteile, die für einige Anlegerinnen und Anleger interessant sein können. Da wären zum Beispiel die Kosten. Aktive ETFs sind etwas teurer als ihre passiven Pendants. Klar, denn das Management und Research will bezahlt werden. So liegt die TER typischerweise zwischen 0,04 Prozent und 0,85 Prozent pro Jahr. Passive ETFs kommen im Durchschnitt auf etwa 0,2 Prozent Kostenquote pro Jahr. Herkömmliche aktive Fonds kassieren hingegen oft 1,5 Prozent bis zu mehr als zwei Prozent jährlich. Hinzu kommen Ausgabeaufschläge beim Kauf der Produkte. Für Anlegerinnen und Anleger, die bisher von aktiven Fonds überzeugt waren, können die aktiven ETFs durchaus interessant sein. Und die Auswahl ist groß. Die extraETF-Suche listet allein 140 aktive ETFs.

Unser Wissensbereich: Wenn du mehr zu aktiven ETFs und den Auswirkungen der Kosten  auf ihre Rendite wissen möchtest, schau in unserem Wissensbereich vorbei.

Aktive ETFs: Marktrendite akzeptieren oder den Markt schlagen?

Fondsmanagerinnen und -manager haben das Ziel, den breiten Markt bzw. ihre jeweiligen Vergleichsindizes zu schlagen. Es gibt hierzu unheimlich viele Studien, wie erfolgreich sie tatsächlich sind. Und das Ergebnis ist enttäuschend. Aktiv gemanagte weltweite Aktienfonds haben im vergangenen Jahr zu 84 Prozent schlechter abgeschnitten als der S&P World Index. Auf Länderebene ist das Ergebnis noch erschreckender. In Frankreich blieben 90 Prozent der Fondsmanager hinter ihren Benchmarks im Jahr 2023 zurück. In Italien waren es sogar 98 Prozent. In Deutschland schnitten 87 Prozent der aktiven Portfolios schlechter ab als der breite Markt. Bedeutet: Ja, manchen Fondsmanagern gelingt es, den Markt zu schlagen. Nachhaltig über mehrere Jahre ist das allerdings noch einmal schwieriger. „Da kann man genauso gut eine Münze werfen“, sagte Tim Edwards, Leiter Index Investment Strategie bei S&P Dow Jones Indices.

Das dürfte Ivan Durdevic, Head of ETF Germany bei JP Morgan Asset Management, anders sehen – im Interview mit Markus Jordan auf dem extraETF-YouTube-Kanal berichtet er ausführlich über aktive ETFs. Kurz gesagt: Dem Fondsmanagement des JP Morgan Global Research Enhanced Index Equity (WKN: A2DWM6) ist es seit Auflage vor etwa knapp sechs Jahren gelungen, den marktbreiten MSCI World jedes Jahr netto nach Kosten um einen Prozentpunkt zu schlagen – Chapeau. Wie ist das möglich? Hauptsächlich durch aktives Eingreifen – und einen konzentriertere Titelauswahl. Während der MSCI World etwa 1.500 Titel vereint, sind es beim JP Morgan Portfolio mit 697 nicht einmal die Hälfte. Dabei zeigt sich, das winzig kleine Veränderungen und Anpassungen bereits große Wirkung entfalten können. Das JP Morgan-Management setzte verstärkt auf Technologiewerte und konnte mit vordergründig geringfügigen Anpassungen um 0,1 Prozentpunkte bis etwa 0,4  Prozentpunkte in den Einzelpositionen eine bessere Rendite herausholen. So waren Microsoft, Apple und Nvidia gegenüber dem MSCI World übergewichtet.

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Die Kehrseite der Medaille bei aktiven ETFs

Der Chipexperte und Entwickler von Grafikprozessoren Nvidia taugt sozusagen auch als Negativbespiel. Cathie Woods entschied sich, in ihrem Ark Innovation ETF (WKN: A408AW) die Nvidia-Position im Jahr 2023 zu räumen. Das kostete am Ende richtig Rendite, da die Aktie stieg und stieg – was letztlich zu einer Underperformance des Ark Innovation führte. Auf Jahressicht entwickelte sich das der Ark Innovation flach, während der MSCI World um knapp 22 Prozent zulegen konnte. Hierbei soll allerdings nicht unerwähnt bleiben, dass Anlegerinnen und Anleger über Jahre mit dem Ark Invest Portfolio renditeseitig bestens gefahren sind und ihren Einsatz temporär sogar vervierfachen konnten. Doch mit dem richtigen Ein- und Ausstiegszeitpunkt an der Börse ist es schwierig. Genauso wie es wohlfeil ist, allein auf die Historie zu schauen. Hinterher weiß man immer mehr. 

Fazit: Für wen eignen sich aktive ETFs nun? Auf jeden Fall für die Anlegerinnen und Anleger, die Freude an der Geldanlage und dem Börsengeschehen haben und bereit sind, für ein höheres Maß an Risiko die Möglichkeit zu haben, den Markt zu schlagen. Vorteilhaft für diese Anlegerinnen und Anleger ist die günstige Kostenstruktur. Wer bisher auf konventionell aktiv gemanagte Fonds gesetzt hat, wird sich sicher darüber freuen, dass mit aktiven ETFs die Preise sinken. Zu berücksichtigen ist auf jeden Fall, dass aktive ETFs nur in einen Teilabschnitt eines Marktes investieren. So, wie es oben erwähnt der JP Morgan Enhanced Index Equity tut. Das bedeutet, dass aktive ETFs eher als Depotbeimischung denn als Kerninvestment genutzt werden sollten. Wer hingegen lieber stressfrei sein Geld vermehren möchte, ist bei passiven ETFs an der richtigen Adresse. So gesehen muss nicht gleich eine ideologische Diskussion geführt werden. Sowohl passive als auch aktive ETFs haben ihre Daseinsberechtigung.