Travis Spence (J.P. Morgan Asset Management): Deshalb gehören Anleihen ins Depot

Travis Spence (J.P. Morgan Asset Management): Deshalb gehören Anleihen ins Depot

Die lang ersehnte Zinswende ist längst da und setzt sich fort. Das lässt Anleihen wieder attraktiv erscheinen. Wir haben bei Travis Spence, Managing Director und Head of EMEA ETF Distribution bei J.P. Morgan Asset Management, nachgefragt.

Weshalb gehören ganz grundsätzlich Anleihen ins Depot und vielleicht auch gerade in der aktuellen Marktlage?

Anleihen – auch Bonds oder festverzinsliche Wertpapiere genannt – bieten verlässliche Erträge und gelten als defensive Anlageklasse, da sie in der Regel weniger schwanken als Aktien. Viele Anlegerinnen und Anleger nutzen Anleihen deshalb als Diversifizierungsquelle in ihrem Portfolio, um die Volatilität und das Gesamtrisiko des Portfolios zu verringern.

Travis Spence, Managing Director und Head of EMEA ETF Distribution bei J.P. Morgan Asset Management
Travis Spence, Managing Director und Head of EMEA ETF Distribution bei J.P. Morgan Asset Management

Mit dem Ende des Niedrigzinsumfeld kam es in den letzten Monaten zu einer dramatischen Neubewertung der Anleihen. Die Bewertungen erscheinen nun zum ersten Mal seit Jahren sehr attraktiv, und festverzinsliche Wertpapiere können wieder ihre traditionelle Rolle in Portfolios als Ertragsquelle und Diversifikator spielen. Die realen Renditen von Staats- und Unternehmensanleihen liegen aktuell auf dem höchsten Stand seit mehreren Jahrzehnten und sind damit für viele Anlegergruppen attraktiv. Da sich die Inflation abzukühlen beginnt, stehen die Zentralbanken kurz vor dem Ende des Zinserhöhungszyklus, was bedeutet, dass sich auch die Anleiherenditen ihrem Höchststand nähern. Und da die Rezessionsrisiken und die Marktvolatilität an den Aktienmärkten immer noch hoch sind, ist es sinnvoll, das Investmentporfolio defensiver aufzustellen und mit einer Anleihen die Risikoabsicherung und damit die Stabilität des Portfolios zu unterstützen. Anleihen erleben also gerade ein erfolgreiches Revival – man hört es derzeit überall: “Bonds are back” – und es ist in der aktuellen Marktlage wirklich ein guter Zeitpunkt, in Anleihen zu investieren.

In welchem Maße sollten ETF-Anleger auf Anleihen setzen?

Anleihen-ETFs sind eine großartige Möglichkeit, von den Vorteilen der Anleiheninvestments und dem aktuellen Renditeniveau zu profitieren, ohne einzelne Titel selektieren zu müssen. Heute gibt es für viele Marktsegmente der Anleihenwelt ETFs, die ein breit gestreutes Portfolio abdecken und die gleiche Liquidität, Transparenz und attraktive Kostenstruktur wie Aktien-ETFs bieten.

Tipp: Hier findest du eine Auflistung von Anleihen-ETFs.

Eine typische Aufteilung innerhalb eines Portfolios ist, 60 Prozent in Aktien und 40 Prozent in Anleihen zu investieren. Diese Allokation variiert natürlich je nach Risikofokus und Anlagehorizont und gerade jüngere Anlegende tendieren möglicherweise zu einem höheren Aktienanteil. Angesichts der aktuell attraktiven Renditechancen auf dem Anleihemarkt ist für alle Anlegerinnen und Anleger jedoch ein guter Zeitpunkt, ihre 60/40-Allokationen zu überdenken und eventuell Anleihen in ihre Portfolios aufzunehmen.

Was sollten interessierte Privatanleger bezüglich der Laufzeitthematik beachten?

Die nächste Rezession ist eine der am meisten erwarteten in der Historie. Wann sie jedoch kommen wird, ist noch nicht ganz klar – sie könnte auch erst Ende 2023 oder Anfang 2024 beginnen. Anleihen mit langer Laufzeit sind traditionell eine gute Möglichkeiten, Portfolios im Falle einer Rezession abzusichern. Während der Zeitpunkt der erwarteten Rezession also ungewiss bleibt, bietet es sich aufgrund der historisch attraktiven Renditen am langen Ende der Zinsstrukturkurve an, wieder Anleihen mit langer Laufzeit in das Portfolio aufzunehmen. Denn gerade in der aktuellen Phase des Konjunkturzyklus ermöglicht die Ergänzung von Bonds mit längerer Laufzeit und höherer Qualität einen wertvollen Portfolioschutz.

Auch im Anleihensegment gibt es mehr und mehr nachhaltige Produkte. Was zeichnet Ihren Green Social and Sustainable Bond ETF aus?

Mit unserem JPMorgan ETFs (Ireland) ICAV – Green Social Sustainable Bond UCITS ETF (WKN: A3DXM8) erhalten Anlegerinnen und Anleger Zugang zum dynamisch wachsenden Markt für grüne, soziale und nachhaltige Anleihen. Dieses Marktsegment ist inzwischen auf drei Billionen US-Dollar angewachsen. Auf dieser Basis kann die Green Social and Sustainable Strategie als aktiv gemanagter ETF 100 Prozent in nachhaltige Bonds hoher Qualität investieren, wobei er eine höhere Rendite und kürzere Duration im Vergleich zum globalen Gesamtindex bietet. 

Angesichts des Ausmaßes der globalen (Klima-) Herausforderungen, gibt es eine klare Dynamik für grüne und soziale Finanzierungen und das Marktsegment dieser nachhaltigen Anleihen hat in den letzten Jahren ein enormes Wachstum verzeichnet. Inzwischen ist das GSS-Universum breit diversifiziert, insbesondere nach Emittententyp, was ein Anlageportfolio mit Kernmerkmalen festverzinslicher Wertpapiere ermöglicht. Dabei ist nicht nur der aktuelle Rückenwind für Anleihen ein gutes Argument für einen Einstieg, sondern auch der Fokus auf die explizite Unterstützung von Projekten mit Sozial- und Umweltfokus. Um jedoch echtes Vertrauen in die Validität der Projekte zu gewinnen, ist ein aktives Management sinnvoll.

Weitere Details zum Investmentprozess des Green Social Sustainable Bond UCITS ETF: 

Als einer der ersten aktiv verwalteten ETFs nutzt er den neuen Global Aggregate Green Social Sustainability Bond 1-10 Year Index von Bloomberg. Alle Anleihen des Portfolios müssen konkret zur Finanzierung nachhaltiger Aktivitäten eingesetzt werden. Dies erfolgt in Übereinstimmung mit den von der International Capital Markets Association (ICMA) festgelegten Grundsätzen sowie im Rahmen der EU SFDR-Kriterien. So erfolgt die Verwendung der Erlöse für Projekte und Aktivitäten, die zu einer nachhaltigeren und besser integrierten Wirtschaft beitragen.

Die von Stephanie Dontas, Ed Fitzpatrick und Usman Naeem verwaltete und in Partnerschaft mit dem Sustainable-Investing-Team von J.P. Morgan Asset Management entwickelte GSS-Anleihenstrategie basiert auf der Expertise und den Research-Ergebnissen von über 70 Analysten, die in der Global Fixed Income, Currencies and Commodities (GFICC) Gruppe des Unternehmens rund um den Globus arbeiten. Die Analysten nutzen ein eigens entwickeltes Modell, um die Ausrichtung jeder einzelnen Anleiheemission an den ICMA-Standards zu überprüfen. Dabei setzen sie strenge fundamentale, quantitative und technische Maßstäbe bei ihren Analysen an. Ein wichtiger Aspekt in dem Prozess ist etwa das Durationsrisiko. Üblicherweise haben grüne Anleihen eine längere Duration. Um den Fokus auf eine baldige Umsetzung der Projekte zu betonen, setzt die GSS-Strategie von J.P. Morgan Asset Management bewusst auf eine niedrigere strukturelle Duration und zielt auf Anleihen mit einer Laufzeit von ein bis zehn Jahren ab.

Derzeit rücken Zinsangebote wieder mehr in den Fokus. Ist hier Ihr Ultra Short Fixed Income ETF möglicherweise eine Alternative?

Unsere Ultra-Short-Fixed-Income-ETFs zielen darauf ab, höhere Renditen als klassische Geldmarktfonds zu erzielen und dabei ein hohes Maß an Liquidität zu bieten. Sie investieren breit diversifiziert in hochwertige Anleihen mit kurzer Laufzeit, die von unserem Expertenteam aus Kreditanalysten und Liquiditätsmanagern ausgewählt werden. Dank des aktiven Managements sind die Erträge attraktiv, während das Zins *- und Kreditrisiko reduziert werden. Die Laufzeit der Papiere im ETF kann auf bis zu ein Jahr verlängert werden, was einen zusätzlichen Vorteil bietet, wenn die Marktrenditen ihren Höhepunkt erreichen.

Der JPM EUR Ultra Short Income UCITS ETF (WKN: A2JG3C) zielt z.B. darauf ab, die Renditen von Geldmarktfonds über den Zyklus hinweg um 40 bis 60 Basispunkte zu übertreffen und dabei das geringstemögliche Risiko einzugehen. Der ETF ist bei der Nutzung von Unternehmensanleihen konservativer als andere ETFs der Peergroup, verfügt jedoch über ein dynamisches Risikomanagement und kann auf die globale Research-Plattform zugreifen. Mit dieser Strategie lässt sich mögliche Volatilität besser bewältigen, während Cash *-Plus-Renditen auch in herausfordernden Märkten möglich sind.