Beschlossen: Dax hat 40 Titel ab September 2021 – dafür keine ESG-Kriterien
Der Dax wird aufgestockt, der MDax hingegen verkleinert. Doch es gibt noch mehr Änderungen für die Dax-Familie. ESG spielt auch weiterhin keine Rolle in den Indizes.
Es ist jetzt beschlossene Sache. Der Dax wächst um zehn Titel und wird ab September 2021 insgesamt 40 Aktien enthalten. Das gab die Deutsche Börse als Indexbetreiber am Dienstagmorgen bekannt. Im Zuge dessen wird der MDax künftig nur noch 50 Werte enthalten statt 60. An der Anzahl der Aktien im SDax ändert sich nichts.
„Die umfassenden Änderungen im Indexregelwerk wurden beschlossen, um die Qualität der Dax-Indizes zu erhöhen und diese an internationale Standards anzugleichen“, schreibt die Deutsche Börse in einer Pressemitteilung. Das Unternehmen hatte zuvor eine groß angelegte Umfrage zu seinen Änderungsvorschlägen durchgeführt.
Dabei wurden Vertreter der Finanzindustrie, Unternehmen, Privatleute und Verbände befragt. Es habe insgesamt 600 Rückmeldungen gegeben. „So waren wir in der Lage, eine fundierte Dax-Reform auf den Weg zu bringen“, sagt Stephan Flägel, Global Head of Benchmarks & Indices bei Qontigo. Dies ist die Tochter der Deutschen Börse, die für die Indexlösungen des Konzerns zuständig ist.
Das ändert sich für Dax, MDax und SDax
Ab September 2021 wird der Leitindex Dax um zehn Werte auf insgesamt 40 Werte erweitert. Damit wird er die größten börsennotierten Unternehmen in Deutschland noch umfassender abbilden. Im Gegenzug verkleinert sich der MDax auf 50 statt bisher 60 Werte.
Ab Dezember 2020 müssen alle künftigen Kandidaten für den Leitindex vor Aufnahme ein positives Betriebsergebnis (EBITDA) in den zwei letzten Finanzberichten aufweisen.
Ab März 2021 wird es Bestandteil der Indexmethodologie, dass zukünftig alle Unternehmen in den Auswahlindizes testierte Geschäftsberichte und vierteljährlich Quartalsmitteilungen veröffentlichen müssen. Nach einer 30-tägigen Warnfrist führt ein Verstoß gegen diese Anforderungen unmittelbar zum Indexausschluss.
Infolge dessen entfällt für alle Unternehmen in den Dax-Auswahlindizes die Pflicht zur Notierung im Prime Standard der Frankfurter Wertpapierbörse. Die Notierung im Regulierten Markt ist künftig ausreichend. Diese neue Regel wird eingeführt, um dem Indexanbieter zu ermöglichen, im Falle einer Regelverletzung unabhängig und schneller reagieren zu können.
Zusätzlich müssen ab März 2021 alle Neuzugänge zur Index-Familie den Empfehlungen des Deutschen Corporate Governance Kodexhinsichtlich eines Prüfungsausschusses im Aufsichtsrat entsprechen. Für bestehende Mitglieder gilt eine Übergangsfrist, um Kontinuität in der Dax-Familie zu bewahren; sie müssen die Vorgabe ab September 2022 erfüllen.
Ab 2021 gibt es bei den Indizes zweimal im Jahr eine planmäßige Hauptüberprüfung (März und September). Zurzeit gibt es eine derartige Überprüfung nur im September.
Um die Regeln zu vereinfachen, ohne jedoch auf Investierbarkeit zu verzichten, werden ab der Überprüfung im September 2021 Indexmitglieder nur noch nach Marktkapitalisierung bestimmt. Der Börsenumsatz wird bei der Rangliste nicht mehr berücksichtigt; stattdessen müssen Indexmitglieder eine Mindestliquidität aufweisen.
Darum spielt ESG vorerst keine Rolle
Dafür werden ESG-Kriterien vorerst keine Rolle für die Dax-Familie und insbesondere den deutschen Leitindex spielen. „Nach eingängiger Betrachtung hat Qontigo entschieden das Kriterium umstrittene Waffen nicht im Regelwerk umzusetzen“, heißt es. Die Ablehnungsquote sei für das Kriterium in allen drei Stakeholder Gruppen mit bis zu 40 Prozent sehr hoch. Einige Befragte störten sich an der vorgelegten Definition von kontroversen Waffen. Andere wiederum fanden, es seien insgesamt noch zu wenig ESG-Kriterien berücksichtigt worden.
Viele der Befragten fordern eine klare Trennung von Marktindizes und ESG Indizes. Qontigo kündigte an, es werde weitere Diskussionen mit den Stakeholdern darum geben.
Autor Timo Baudzus
Timo Baudzus ist seit August 2020 Chefredakteur von extraETF.com und dem Extra-Magazin. Zuvor arbeitete er für das Börsenmagazin Focus-Money, Die Welt sowie die Funke-Mediengruppe. Als Redakteur und Moderator baute er den YouTube-Kanal Mission Money mit auf.