Sogar der Vorreiter in puncto expansive Geldpolitik, die Bank of Japan, denkt so langsam über Änderungen nach. Über Nacht machte die japanische Zentralbank jüngst eine heimliche Schlagzeile. Spekulationen kamen auf, dass es eine Anpassung der Geldpolitik geben würde. Diese ist seit Jahren unverändert. Im Juni verkaufte die japanische Notenbank netto Anleihen, und das in einem Ausmaß von 42 Milliarden Dollar. Auch die US-Notenbank ist inzwischen zu einem großen Verkäufer von Anleihen geworden, verringert ihre Bestände in der Bilanz. Es ist ein Trend erkennbar: Nicht zuletzt reduzierte auch die Europäische Notenbank bereits ihr Wertpapierkaufprogramm und könnte es mit Ablauf dieses Jahres komplett auslaufen lassen. Weg von Quantitative Dasing hinzu Quantitative Tightening!
Knappere Liquidität – erhöhte Vola
Der schleichende Entzug von Liquidität wird nicht spurlos an den Märkten vorüberziehen. „Liquidität könnte in den kommenden Monaten schnell knapper werden, da die US-Notenbank ihre Bilanz schrumpft und die EZB ihr Anleihenkaufprogramm beendet“, befürchtet Anton Eser, Vorstand im Investitionsgeschäft bei Legal & General Investment Management (LGIM). Eser ist der Ansicht, dass Investoren mit einer erhöhten Volatilität an den Kapitalmärkten rechnen sollten. „Das Ende der expansiven Geldpolitik wird insbesondere auf dem internationalen Dollar-Finanzierungsmarkt deutlich zu spüren sein, wo die günstigen Bedingungen genutzt wurden, um in höherrentierliche Assetklassen zu investieren“, sagt Eser. Vor diesem Hintergrund spielt laut dem LGIM-Strategen auch die Inflation eine wichtige Rolle. Diese könnte in den kommenden Monaten wieder anziehen, weil der Arbeitsmarkt unter Druck gerät, die Ölpreise steigen oder politische Entscheidungen zugunsten weiterer fiskalischer Lockerungen fallen könnten. „Ein unvorhergesehener Anstieg der Inflation hätte das Potenzial, die geldpolitische Straffung der Industrienationen zu beschleunigen und die Zentralbanken in ihren Maßnahmen einzuschränken, selbst wenn die Volatilität an den Märkten zunimmt“, so Eser.
Mit kluger Strategie gegensteuern
Wie sollte der Anleger auf die möglichen Kursschwankungen reagieren? Eser empfiehlt Branchen wie Künstliche Intelligenz, Robotik und das Gesundheitswesen überzugewichten. Dagegen könnte die bevorstehende Verknappung der Liquidität negative Auswirkungen auf Sektoren haben, die von einem disruptiven Wandel betroffen sind, wie der stationäre Einzelhandel oder die Telekommunikation. Im ETF-Bereich haben Anleger neben der Sektorauswahl die Möglichkeit, auf einen Fonds zu setzen, der sich auf Wertpapiere fokussiert, die in der Vergangenheit niedrige absolute Renditeschwankungen aufwiesen, beispielsweise der breit aufgestellte iShares Edge MSCI World Minimum Volatility UCITS ETF (WKN: A1J781). Der Fonds bildet den MSCI World Minimum Volatility Index eins zu ein ab. Die Wertpapiere werden mit Hilfe einer Mindestvolatilitätsstrategie ausgewählt. In diesem Jahr gewann der ETF knapp fünf Prozent an Wert hinzu, die Gesamtkosten betragen 0,30 Prozent.
Weitere interessante Investmentmöglichkeiten finden Sie in unserem ETF-Anlageleitfaden. Dieser erleichtert Ihnen den Einstieg in die Welt der Exchange Traded Funds (ETFs). Wir stellen Ihnen darin die Anlagemöglichkeiten einzelner Länder, Regionen, Sektoren oder Investmentthemen vor.
Autor Thomas Brummer
Thomas Brummer war bereits für das Anlegermagazin "Der Aktionär" und das Verbraucherportal biallo.de tätig. Zudem hospitierte er in der Wirtschaftsredaktion der Rheinischen Post in Düsseldorf. Seit 2018 ist er Mitglied der Redaktion und seit 2020 als stellvertretender Chefredakteur für das Anlegerportal extraETF.com und das Extra-Magazin verantwortlich.
Wer Technologieaktien wie Tesla oder Facebook besitzt oder Kryptoinvestments in Bitcoin oder Ethereum getätigt hat, dürfte derzeit keinen sonderlich ruhigen Schlaf haben. Grund: Deren aktuelle Volatilitäten bewegen sich in luftigen Höhen. Gut, wer jetzt eine "Minimum Volatility"-Strategie fährt.