Cannabis-ETFs trotz Legalisierung auf dem Rückzug – wie kann das sein?
Cannabis-Konsum ist in Deutschland liberalisiert. Das sollte für Goldgräberstimmung bei ETF-Anbietern sorgen. Letztere ziehen sich zurück. Warum?
Lange hat man über die Legalisierung von Cannabis diskutiert, nun dürfen wir in Deutschland seit dem ersten April unter dem Einsatz recht strenger Regeln legal kiffen. 50 Gramm dürfen Bürgerinnen und Bürger zum Eigenkonsum besitzen, drei Pflanzen anbauen und bis zu 25 Gramm mit sich führen. Der Konsum ist nur in bestimmten Gebieten erlaubt, sogenannte Sperrzonen etwa um Schulen oder Sportanlagen sollen vor allem Kinder und Jugendliche schützen.
Eine vollständige Legalisierung sähe anders aus – dennoch profitierten Cannabis-Aktien nach dem ersten April zunächst deutlich.
Aufwärtstrend für Cannabis-Aktien
Noch vor wenigen Jahren war es schlicht unmöglich, in deutsche Cannabis-Unternehmen zu investieren, da sie an der deutschen Börse nicht stattfanden. Inzwischen haben Anlegerinnen und Anleger die Wahl aus immerhin drei börsennotierten Firmen, die jedoch alle im Bereich des medizinischen Cannabis angesiedelt sind: Cannovum aus Bielefeld, Synbiotic aus München und Cantourage aus Berlin. Alle drei Aktien konnten kurz vor der Legalisierung deutliche Anstiege verzeichnen. Für Cannovum etwa ging es im Februar von 2,26 auf 6,65 Euro hoch – ein Anstieg von 194,25 Prozent. Synbiotic übertraf das nochmal deutlich und legte um satte 431,46 Prozent zu, von 3,02 auf 16,05 Euro. Und auch die Cantourage-Aktie gewann an Wert hinzu und wuchs um immerhin 17,42 Prozent von 7,06 auf 8,29 Euro.
Zunächst also ein positives Signal für Anlegerinnen und Anleger, die sich von der Legalisierung einen Cannabis-Boost fürs Portfolio erhofften.
Kein dauerhafter Rausch für Cannabis-Anleger
Aktuell ist von diesem Boost jedoch nichts zu sehen. Am 3. Mai stand die Cannovum-Aktie nur noch bei 2,14 Euro, Synbiotic bei 9,40 Euro. Das Papier von Cantourage war den geringsten Schwankungen unterworfen und stand am 3. Mai bei 7,35 Euro.
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Alle drei Unternehmen schließen nicht aus, künftig auch Cannabis für den Freizeitgebrauch zu vertreiben und weitere Hersteller stehen bereits in den Startlöchern zum Börsengang, etwa Cannamedical Pharma oder das Schweizer Unternehmen Medicrops. International sind weit mehr Cannabis-Firmen an der Börse gelistet. Zu den wichtigsten gehören die US-Unternehmen Green Thumb Industries und die kanadische Cronos Group. Doch auch die Aktien dieser großen Player sind starken Schwankungen unterworfen.
Aktuell keine Cannabis-ETFs in Deutschland
Eine Prognose lässt sich daher kaum abgeben. Ab dem Sommer werden die Anbauvereinigungen Cannabis an ihre Mitglieder verkaufen dürfen, das wird den Markt wohl stark verändern. Welche Unternehmen dann profitieren werden, ist schwer zu sagen.
Wer hofft, in Cannabis-ETFs zu investieren, sitzt in Deutschland derzeit auf dem Trockenen. In der Vergangenheit gab es zwei ETFs mit Cannabis-Schwerpunkt, beide wurden geschlossen bzw. in ein anderes Produkt überführt. Ob sich das im Zuge der nur teilweisen Legalisierung ändert, bleibt abzuwarten. Das gilt auch für interessierte Anlegerinnen und Anleger. Aktuell ist der Markt noch so vielen Unsicherheiten und Schwankungen unterworfen, dass sich eine mittel- bis langfristige Prognose nicht treffen lässt.
Deshalb gibt es keinen Cannabis-ETF mehr
Diese Unsicherheiten haben viele Investoren zuletzt beeinflusst. „Die USA waren in der Hochphase der Treiber für Unternehmen aus dem medizinischen Cannabis-Sektor. Die Hoffnung, dass der damals frisch gewählte US-Präsident Joe Biden Cannabis komplett legalisieren würde, ließ die Kurse entsprechender Unternehmen nach oben schnellen“, sagt Andre Voinea Leiter der DACH-Region bei HANetf, dem Anbieter, von dem einer der beiden einst in Deutschland handelbaren Cannabis-ETFs stammte. „Da eine landesweite Legalisierung in den USA nicht umgesetzt wurde und auch damit vorerst nicht zu rechnen ist, haben sich die Investoren wieder zurückgezogen.“ Die Kurse gaben dann massiv nach. Außerdem ergeben sich laut Voinea auch rechtliche Probleme, wenn etwa ein US-Unternehmen mit Sitz in einem liberalen Staat an Kunden aus einem Staat verkauft, in dem Cannabis verboten ist.