Schwellenländer haben im ersten Halbjahr ihre Widerstandsfähigkeit gezeigt. Für Anleger sehen Experten bei bestimmten EM-Anleihen Chancen.
Aufgrund der günstigen demografischen Entwicklung, der technologischen Innovation, des Reichtums an natürlichen Ressourcen und der sich entwickelnden Finanzmärkte bescheinigen Experten vielen Schwellenländern (EMs) wieder erhebliche Wachstumschancen. Diese Sichtweise ist zwar nicht neu, doch hat die Corona-Krise viele EM-Volkswirtschaften zurückgeworfen, vor allem in Asien.
Als Folge des schwächeren Welthandels in Folge der Covid-Pandemie und der Ausbreitung der Delta-Variante in großen Teilen der Emerging Markets haben auch EM-Anleihen an Boden verloren. Dennoch wird das Licht am Ende des Tunnels auch mit Fortschreiten der Impfkampagnen immer heller. „Viele Schwellenländer sind inzwischen hinsichtlich ihrer längerfristigen Wachstumsaussichten und ihres Verschuldungsgrads im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt mit den Industrieländern vergleichbar“, sagt Jim Leaviss, Head of Fixed Interest beim Vermögensverwalters M&G. „Deshalb ist dies immer noch ein attraktiver Anleihemarkt, der hohe Renditen möglich macht.“
Emergings Markets zeigen sich widerstandsfähig
Für Michael Wehrle, Leiter Investment Solutions bei Blue Orchard, einer Tochter des Vermögensverwalters Schroders, liegen in einem Punkt die Emerging Markets sogar an der Spitze: Wer auf grüne Anleihen setzt, hat bei Schwellen- und Entwicklungsländern derzeit bessere Aussichten als bei Industrieländern, meint Werhle. Trotz der Pandemie und der steigenden Inflation zeigten sich die Schwellen- und Entwicklungsländer in den vergangenen Monaten widerstandsfähig. Auch steigende Inflationsraten trugen zu dieser positiven Entwicklung bei.
Fondsexperte Wehrle nennt Indien als Beispiel. Das Land sei zwar von der zweiten Welle der Pandemie hart getroffen worden, dürfte sich aber „aufgrund der erwarteten weniger starken Einschränkungen der Wirtschaft in der zweiten Jahreshälfte und dank gezielter Maßnahmen der Regierung weiter erholen.“ In einigen Ländern warnt der Fachmann aber vor Risiken. Als Reaktion auf die steigende Inflation hätten einige Zentralbanken ihre Zinssätze angehoben. Das könnte die wirtschaftliche Erholung bremsen.
EM-Anleihen: Möglicher Stabilitätsfaktor im Depot
Während die Investmentboutique Blue Orchard selektiv vorgeht, können ETF-Anleger breit und diversifiziert in EM-Anleihen investieren. Der iShares J.P. Morgan ESG $ EM Bond UCITS ETF (WKN: A2JQ2J) ermöglicht beispielsweise ein Engagement in Investment-Grade- und Non-Investment-Grade-Anleihen aus Schwellenländern, die durch quasi-staatliche Emittenten in US-Dollar begeben werden und welche die ESG-Ziele (Umwelt, Gesellschaft und Governance) umsetzen. Emittenten mit höherem ESG-Rating werden dabei höher gewichtet als jene mit niedrigerem, umstrittene Branchen (Kraftwerkskohle, oder Waffen), gänzlich ausgeschlossen. Der ETF weist eine vergleichsweise niedrige Volatilität auf, könnte also als ein Stabilitätsfaktor im Depot diesen. In diesem Jahr gewann der Fonds 2,4 Prozent an Wert, die Gebühren betragen 0,45 Prozent im Jahr.
Autor Bernd Lammert
Bernd Lammert schreibt als freier Mitarbeiter auf extraETF.com Beiträge zu aktuell interessanten ETFs. Er beschäftigt sich journalistisch seit 2005 mit Themen rund um Wirtschaft, Börse, Steuern & Recht. Nach Stationen bei einer Unternehmensberatung, beim Radio und Börsen-TV betätigt er sich seit gut 10 Jahren als Freier Autor u. a. bei dem Unternehmermagazin Impulse und verschiedenen Börsenportalen.