Deutschland gegen Ungarn: Anlegerchancen mit politischem Risiko
Das EM-Auftaktspiel ist vorüber, nun trifft die deutsche Nationalmannschaft auf Ungarn. Wie steht das Land wirtschaftlich da?
Als 26. in der Fifa-Weltrangliste zählt der zweite Vorrunden-Gegner zwar nicht zu den Top-Favoriten auf den EM-Titel, dennoch ist Ungarn gespickt mit Spielern, die in Top-Ligen spielen, allen voran Dominik Szoboszlai vom FC Liverpool. Die deutsche Mannschaft trifft auf einen durchaus nicht zu unterschätzenden Gegner. Doch wie steht das osteuropäische Land wirtschaftlich da?
Die Wirtschaft in Ungarn
Ungarn zählt zu den großen Gewinnern der Wendejahre nach 1989. Ausländische Direktinvestitionen, insbesondere aus Deutschland, brachten einen Aufschwung. Im Jahr 2004 erfolgte schließlich der Beitritt zur Europäischen Union (EU). In der Folge flossen beträchtliche Mittel von Brüssel nach Budapest. Die EU-Hilfen stellen einen erheblichen Teil des ungarischen Staatshaushalts. Beobachter sehen Ungarn etwas isoliert innerhalb der europäischen Gemeinschaft. Staatspräsident Viktor Orban steht immer wieder in der Kritik, da ihm eine gewisse Nähe zu Russland nachgesagt wird und er in Augen seiner Kritiker die Demokratie gefährde. Nach wie vor sind 20 Milliarden Euro an EU-Mitteln blockiert, da Ungarn aus Sicht der EU die attestierten Mängel bei der Rechtsstaatlichkeit nicht ausreichend beseitigt habe.
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Dennoch gibt es Elemente, die zum Wohlstand der ungarischen Bevölkerung beitrugen. So werden etwa Mütter ab dem vierten Kind von der Einkommensteuer befreit. Im Rahmen des Eigenheimprogramms CSOK fördert der Staat den Erwerb und die Erweiterung von Wohnimmobilien. Außerdem wurden zum 1. November 2021 zwischenzeitlich die Benzinpreise gedeckelt. Daneben lockt das Investitionsumfeld große Industrieansiedlungen an, etwa aus Asien.
Auf Sicht der vergangenen Jahren wuchs die ungarische Volkswirtschaft im Vergleich zu Deutschland recht beachtlich – im Jahr 2021 sogar um gut sieben Prozent. Aktuell leidet die ungarische Wirtschaft jedoch unter den Folgen von Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine. Die Wirtschaftsleistung ging 2023 zurück. Prognosen sehen jedoch in den kommenden Jahren einen Wachstumskorridor von 2 bis 3,5 Prozent vor.
Ungarn ist in Sachen Bruttoinlandsprodukt (BIP) nach Polen und Tschechien auf dem dritten Platz innerhalb der Visegrád-Staaten. Mit einem BIP pro Kopf von 17.440 Euro lag Ungarn 2022 in etwa gleichauf mit Polen. Das sind in Kaufkraftparitäten 76 Prozent des EU-Durchschnitts, was Rang 21 der 27 EU-Mitglieder entspricht. Die Volkswirtschaft ist also immer noch relativ klein.
Die Schlüsselsparten
Wie auch in anderen europäischen Staaten nimmt der Dienstleistungssektor den Hauptanteil ein. Der Anteil der Industrie an der gesamten Bruttowertschöpfung wächst jedoch. Ähnlich wie in Deutschland lebt auch Ungarn stark vom Export. Knapp drei Viertel der industriellen Produktion wird laut Germany Trade & Invest exportiert. Tragende Säule der Wirtschaft ist die Automobilindustrie. Das Land ist stark im Wachstumssektor der Elektromobilität vertreten.
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Breit gestreut in Osteuropa anlegen
Ungarn bietet Anlegern Chancen, aber auch gewisse politische Risiken. Unsere Datenbank spuckt keinen Ungarn-ETF aus. Ohnehin ist es gerade bei kleinere Staaten sinnvoll, in die Großregion zu investieren. Im Amundi MSCI Eastern Europe Ex Russia UCITS ETF (Acc) (WKN: LYX02C) macht Ungarn rund 18 Prozent aus. An Platz eins steht mit großem Abstand Polen mit 71 Prozent.