4. April 2023
Besser als Tagesgeld – ein Geldmarkt-ETF auf dem Prüfstand

Besser als Tagesgeld – ein Geldmarkt-ETF auf dem Prüfstand

Bei vielen Sparerinnen und Sparern kommt die Zinswende noch nicht ausreichend an. Wir schauen uns also einen Geldmarkt-ETF näher an.

In den Ländern der Europäischen Union ist die Inflationsrate im Februar 2023 nur leicht auf 9,9 Prozent gesunken. Dies ist zwar ein leichter Rückgang gegenüber dem Rekordwert von 11,5 Prozent im Oktober 2022, das mittelfristige Ziel der EZB von zwei Prozent ist aber noch weit entfernt. Deshalb hat der EZB-Rat Mitte März beschlossen, den Leitzins und damit den Einlagensatz um 0,5 Prozentpunkte anzuheben. Während Banken für ihre Einlagen bei der EZB inzwischen drei Prozent Zinsen erhalten, spüren Tagesgeldsparer bei den meisten Banken noch wenig von der Zinswende.

Worauf ist diese Diskrepanz zurückzuführen? Die Banken haben in den letzten Jahren, getrieben von immer höheren Immobilienpreisen und günstigen Finanzierungskonditionen, immer mehr Volumen mit Immobiliendarlehen vergeben. Diese Kredite werden in Europa in der Regel mit festen Zinsen und Laufzeiten von mindestens zehn Jahren abgeschlossen.

Durch die Zinswende sitzen die Banken nun auf einem hohen Bestand an niedrig verzinsten Aktiva, gleichzeitig steigen die Ausfallrisiken durch das schwierige wirtschaftliche Umfeld. So ist es nicht verwunderlich, dass gerade Banken mit einem starken Kreditgeschäft in der jüngeren Vergangenheit bei Zinserhöhungen für Tages- und Termingelder aktuell zurückhaltend sind.

Ist ein Geldmarkt-ETF eine Alternative?

Dieses Problem erkennen zunehmend auch die Neobroker, die mit vergleichsweise hoch verzinsten Tagesgeldangeboten die etablierte Konkurrenz unter Druck setzen. Sie haben nicht die Probleme mit Altkrediten und können mit lukrativen Angeboten neue Kunden gewinnen. Ein besseres Marketing ist im tagesgeld- und zinsaffinen Deutschland kaum möglich. Über den Geldmarkt dürften die Neobroker ihre Angebote zudem sogar kostendeckend refinanzieren können.

Hier wird es auch für Privatanleger interessant. Denn es gibt Geldmarkt-ETFs wie den Lyxor Smart Overnight Return UCITS ETF (WKN: LYX047), mit dem auch sie sich den Zinssatz sichern, zu dem sich die 50 Banken mit den größten Bilanzsummen im Euroraum untereinander unbesichert Geld über Nacht leihen. Dieser Wert orientiert sich am Einlagesatz der EZB und liegt für den 28.03.2023 bei 2,9 Prozent. Im Gegensatz zu Renten-ETFs unterliegt der ETF außerdem keinem Kursverlustrisiko bei weiter steigenden Zinsen.

Was gilt es zu beachten?

Die laufenden Kosten sind mit 0,05 Prozent gering. Bei den Kosten sollten interessierte Anleger noch auf den Spread zwischen An- und Verkaufskurs achten und nur bei akzeptablen Spreads in den Handelszeiten tatsächlich eine Order aufgeben.

Darüber hinaus wird die Wertentwicklung synthetisch über einen unbesicherten Swap abgebildet. Der ETF hält physisch einen diversifizierten Aktienkorb, der die Wertentwicklung über einen Swap mit einem Kontrahenten, in diesem Fall Société Générale, austauscht. Daraus ergibt sich ein Kontrahentenrisiko für den Fall, dass der Swap-Partner in Zahlungsschwierigkeiten gerät. Dieses ist jedoch gesetzlich auf 10 Prozent des Fondsvermögens begrenzt und wird in der Praxis in der Regel durch zusätzliche Sicherheiten weiter reduziert.

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Durch den Status des ETFs als Sondervermögen besteht jedoch auf einer anderen Ebene eine gute Risikostreuung gegenüber normalen Bankeinlagen. Wenn man sich dieser Punkte bewusst ist, spricht einiges für einen Geldmarkt-ETF, um von den höheren Zinsen als Alternative zum Tagesgeld auf der Bank zu profitieren.