Europäische Small Caps stehen eher selten im Fokus der Börsenberichterstattung. Dabei gibt es oft gute Gründe, auf die zweite Reihe zu setzen.
Der MDax hat sich langfristig deutlich besser entwickelt als der Dax. Europäische Nebenwerte vereinen häufig eine starke Wettbewerbsposition in Nischen, ein stärkeres Wachstum als Großunternehmen und ein langfristig denkendes Management. Nun werfen wir daher einen Blick auf einen ETF mit entsprechender Anlagestrategie.
Europäische Small Caps
Der SPDR MSCI EuropeSmall Cap UCITS ETF (WKN: A1191W) ist ein börsengehandelter Fonds, der die Wertentwicklung des Small Cap-Segments des europäischen Aktienmarktes abbilden soll. Zum besseren Verständnis werfen wir zunächst einen Blick auf die Zusammensetzung des ETF.
Am 17. Januar 2024 umfasste der ETF 922 Aktien und die durchschnittliche Marktkapitalisierung der Unternehmen im Fonds betrug 2,22 Milliarden Euro. Die drei größten Sektoren im ETF sind Industriewerte mit knapp 25 Prozent, Finanzwerte mit 15 Prozent und Nicht-Basiskonsumgüter mit 11 Prozent. Erwähnenswert ist auch die hohe Gewichtung des Immobiliensektors mit knapp 10 Prozent, den ich aufgrund der hohen Zyklizität und des hohen Verschuldungsgrades durchaus kritisch sehe.
Bei der Länderallokation sind die drei größten Länder Großbritannien (24,6 Prozent), Italien (10,5 Prozent) und Frankreich (9,8 Prozent). Das relativ hohe Engagement in Großbritannien dürfte manchen Investor stören. Zwar ist der Mittelstand in Großbritannien ähnlich stark ausgeprägt wie in Deutschland, aber das Bankensystem ist weniger regional ausgerichtet und Börsengänge sind in der angelsächsischen Kultur weitaus populärer. Nach dem Brexit steht das Land vor einer ungewissen Zukunft. Auf der anderen Seite bieten sich interessante Chancen auf Unternehmensebene.
Rightmove, ein Juwel im ETF
Ein gutes Beispiel hierfür ist Rightmove. Das Geschäftsmodell des Unternehmens ist vergleichbar mit dem der Scout24 SE in Deutschland. Rightmove ist der dominierende Online-Immobilienmarktplatz in Großbritannien, der Käufern, Verkäufern und Mietern von Immobilien Inserate und damit verbundene Dienstleistungen anbietet. Dadurch entstehen starke Netzwerkeffekte, da die Plattform für beide Seiten die erste Anlaufstelle ist. Dadurch muss Rightmove relativ wenig Geld für Marketing ausgeben, da die Besucher organisch auf die Seite kommen.
Aus diesem Grund hat das Unternehmen auch aus fundamentaler Sicht eine starke finanzielle Performance gezeigt. Die starke Marktposition spiegelt sich in den Kapitalrenditen und Margen wider. Die operative Marge lag in den letzten Jahren konstant bei rund 70 Prozent. In dieser Größenordnung bewegen sich weltweit nicht viele Unternehmen. Spontan fallen mir Visa und Verisign ein, die eine ähnliche Profitabilität aufweisen. Gleichzeitig ist der Kapitalbedarf so gering, dass das Unternehmen jedes Jahr ein Vielfaches des eingesetzten Kapitals verdient.
Durch die Fokussierung auf eine Region und die bereits hohe Marktdurchdringung im Kerngeschäft gibt es eine natürliche Wachstumsgrenze. Rightmove investiert daher in die Erweiterung des eigenen Angebots, z.B. in die Immobilienfinanzierung. Darüber hinaus sieht der Markt die Gefahr durch neue Wettbewerber und die Abhängigkeit von der Verfassung des britischen Immobilienmarktes als Risiken. Deshalb ist das Unternehmen mit einem erwarteten KGV von 20 fair bewertet.
Ist der europäische Small-Cap ETF eine spannende Alternative?
Lassen Sie uns nun die Performance des SDPR MSCI Europe Small Cap UCITS ETF mit anderen populären ETFs vergleichen. Bis zum 18. Januar 2024 erzielte der ETF eine einjährige Rendite von 0,4 Prozent, eine annualisierte Rendite von 0,8 Prozent über einen Dreijahreszeitraum und eine annualisierte Rendite von 6,1 Prozent über einen Zeitraum von fünf Jahren. Im Vergleich zum SPDR MSCI World Small Cap UCITS ETF (WKN: A1W56P) und zum iShares MSCI World UCITS ETF (WKN: A0HGV0) hat der ETF damit in allen Zeiträumen schlechter abgeschnitten.
Betrachtet man jedoch die Zeit seit dem Jahr 2000, so zeigt sich, dass sich die Indizes sehr ähnlich entwickelt haben und es auch Phasen gab, in denen der europäische Small Cap-Index besser abgeschnitten hat. Unternehmen wie Rightmove sind aber leider nicht die Regel im Portfolio. Für ein Investment in ein mögliches Comeback von Small Caps würde ich daher eher auf die globale Alternative setzen.
Autor Florian Hainzl
Florian Hainzl arbeitet als freier Mitarbeiter für extraETF. Er konzentriert sich dabei auf Unternehmen und Branchen, die von hoher Qualität geprägt sind. Er hat Betriebswirtschaftslehre studiert und arbeitet als BI-Entwickler. Seit 2018 teilt er sein Fachwissen auch mit den Lesern der deutschen Ausgabe von Motley Fool.