Zollstreit: Diese drei Szenarien sind für die Wirtschaft denkbar
Der Zollstreit liegt aktuell in der Schwebe. Wir zeigen drei Szenarien für die Wirtschaft auf und beleuchten, wie du dich aufstellen kannst.
Nach dem Wettbieten um noch höhere Zölle ist aktuell vorübergehend Ruhe eingekehrt. Die Sonderzölle sind erstmal 90 Tage auf Eis gelegt. „Präsident Trumps Ankündigung einer 90-tägigen Pause bei wechselseitigen Zöllen für alle Länder mit Ausnahme Chinas löste eine der größten Kursrallyes an den Aktienmärkten der letzten Jahre aus“, sagt Felipe Villarroel, Portfoliomanager bei TwentyFour Asset Management. Doch aufgeschoben ist bekanntlich nicht aufgehoben. Deswegen möchten wir uns nun drei Szenarien aus Sicht der Wirtschaft ansehen.
Das Negativszenario für die Wirtschaft
Das wohl schwärzeste Szenario wäre eine US-Rezession, die dann nach Europa und Asien überschwappen könnte. „Andererseits kann schon ein einziger Satz von Donald Trump die Märkte kurzfristig nach oben treiben. Rechnet man mit dem vom Markt erwarteten Verlauf, muss man sich auf eine schwache US-Konjunktur infolge erschöpfter Haushaltsersparnisse einstellen“, sagt Jens Klatt, Analyst beim Online-Broker XTB. Am stärksten betroffen wären laut Klatt in diesem Fall Unternehmen aus dem Bereich des zyklischen Konsums. „Wenn Verbraucher ihre Ausgaben kürzen, werden Unternehmen als erstes ihre Marketing- und Werbebudgets streichen – was sich negativ auf große Tech-Konzerne auswirkt. Dieses fragile Kartenhaus könnte durch geringere Investitionen in Künstliche Intelligenz endgültig ins Wanken geraten“, so Klatt.
Das optimistische Szenario
Gehen wir nun davon aus, das Glas ist nicht halb leer, sondern halb voll und wenden uns dem positiven Szenario zu. Das wäre eine Aufhebung der Zölle und eine Rückkehr zur „Normalität“ vor den Wahlen. Doch dieses Szenario hält Klatt als eher unwahrscheinlich, da Trump seine Politik auch gegen den Willen der Märkte durchsetzen wolle. Zudem hilft ihm der aktuell schwache Dollar nicht nur beim Export, sondern auch beim Platzieren neuer Staatsanleihen – dank niedrigerer Zinsen und somit günstigerer Kupons.
Das realistische Szenario
„Das realistischste Szenario ist eine Stagflation in den USA – also höhere Inflation, steigende Arbeitslosigkeit und schwaches Wirtschaftswachstum. In diesem Umfeld dürften Konsumgüterunternehmen ähnlich leiden wie im Rezessionsszenario. Im Gegensatz dazu könnten dividendenstarke Unternehmen im Bereich Basiskonsum, Energie oder Versorger (Utilities) profitieren“, hält Klatt fest. Trumps bisherige Politik lasse wenig Spielraum für Tech-Wachstum wie im Vorjahr.
Wie können sich Anleger besser vor Krisen schützen?
Ganz egal, ob Zölle, Kriege, Pandemie, Rezession, es gibt viele Gründe, warum Aktien massiv einbrechen können. „Märkte hassen Unsicherheit am meisten“, sagt Johanna Kyrklund, Group Chief Investment Officer bei Schroders. Diese Unsicherheiten gehören genauso zur Börse wie grenzenloser Optimismus. Doch als ETF-Fan bist du eh schon im richtigen Lager, um solche Risiken zu senken und langfristig als Gewinner hervorzugehen. Zumal gerade dann, wenn wieder Planungssicherheit herrscht, das Pendel schnell in die andere Richtung ausschlagen lässt und die Kurse in wenigen Tagen oder Wochen nach oben gepeitscht werden. Wenn du dann allzu eifrig vorgehst, kann dein Engagement nach hinten losgehen. „Wer versucht, Marktphasen aktiv zu timen, läuft Gefahr, die besten Tage zu verpassen – mit erheblichen Auswirkungen auf die Rendite“, sagt Fabian Behnke, Head of Strategic Accounts, Vanguard Deutschland.
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Doch wer das Auf und Ab zu heftig sind, sollte das Portfolio über (Tech-) Aktien hinaus breiter aufstellen. „In Krisenzeiten zeigt sich die Bedeutung robuster Portfolios – insbesondere für Privatanleger, die häufig emotional auf Schwankungen reagieren. Anleihe-ETFs spielen hier eine zentrale Rolle: Sie reduzieren in der Regel die Volatilität und bieten einen gewissen Schutz vor Kursverlusten, da sie anders als Aktien in wirtschaftlich angespannten Phasen oft stabiler performen“, so Behnke.
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„Paradoxerweise korrigiert derzeit auch Gold, das in vergleichbaren Phasen sonst profitiert. Dennoch könnte das Edelmetall durchaus seinen Platz in vielen Portfolios finden“, fügt Klatt an, der auf der Aktienseite derzeit Dividenden-Titel für aussichtsreich hält. Du kannst aber auch gezielt auf Aktien-ETFs setzen, die mit geringerer Schwankung ausgestattet sind. „Low-Volatility-ETFs können helfen, Kursschwankungen auf der Aktienseite zu reduzieren“, so Behnke.
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Nutze die Kurse für Zukäufe
Auf lange Sicht hat sich immer wieder gezeigt: Der weltweite Aktienmarkt tendiert nach oben. „Das öffnet Perspektiven für Investitionen in breit gestreute Aktien-ETFs, auch wenn hier ebenfalls Vorsicht geboten ist“, so Klatt. Es bietet sich jetzt schrittweise nachzukaufen oder ETF-Sparplan-Raten zu erhöhen. Schau dir bei dieser Gelegenheit gleich unseren ETF-Sparplan-Vergleich an.