8. September 2023
Warum viele Anleger Dividenden-ETFs überbewerten

Warum viele Anleger Dividenden-ETFs überbewerten

Dividenden-ETFs haben eine beachtliche Popularität erlangt. Doch die Bedeutung von Ausschüttungen wird von etlichen Anlegern überschätzt.

Viele Anleger lockt die Aussicht auf regelmäßige Dividendenausschüttungen, vermeintliche Stabilität und attraktive Renditen. Eigenschaften, die insbesondere in Zeiten niedriger Tagesgeldzinsen gefragt waren. Diese Faktoren, kombiniert mit der Einfachheit und dem breiten Diversifikationspotenzial von ETFs, haben zu einer steigenden Nachfrage nach Dividenden-ETFs geführt.

Auch bei den Besuchern von extraETF stehen Dividenden-ETFs hoch im Kurs. Unter den zehn beliebtesten Profilseiten für Aktien-ETFs des Vormonats befanden sich im Juli fünf Dividenden-ETFs. Als konkretes Beispiel nehmen wir den Vanguard FTSE All-World High Dividend Yield UCITS ETF (WKN: A1T8FV) genauer unter die Lupe, der es auf den zweiten Platz der Liste geschafft hat. Der ETF soll Anlegern ermöglichen, weltweit in große und mittelgroße Unternehmen mit überdurchschnittlicher Dividendenrendite zu investieren. Bei der Auswahl der Aktien für den ETF werden ausschließlich die Höhe der Dividendenrendite für die kommenden zwölf Monate und die investierbare Marktkapitalisierung berücksichtigt.

Themen wie Ausschüttungsquote und Verschuldung werden nicht berücksichtigt. Ausschüttungen könnten dabei aber nicht nachhaltig sein, da sie aus der Substanz des Unternehmens erfolgen. Im Gegensatz zu Anleihen sind Dividenden zudem nicht garantiert. Sie können daher gekürzt oder ganz gestrichen werden. Angesichts steigender Fremdkapitalkosten werden sich viele Unternehmen mit geringer finanzieller Flexibilität in den nächsten Jahren zu diesen Maßnahmen entschließen müssen, um den Kapitaldienst bedienen und die Verschuldung abbauen zu können.

Die Nachteile von Dividenden

Es gibt also Grund zu der Annahme, dass viele Anleger die Bedeutung und Sicherheit von Dividenden und die Qualität der Dividendenzahler überschätzen. Es gibt noch weitere Aspekte, die hohe Dividendenrenditen trügerisch erscheinen lassen.

Tipp: Hier erfährst du mehr über das Investieren in Dividenden-ETFs.

Vielen Unternehmen, die hohe Dividenden ausschütten, fehlen diese Mittel, um in Wachstum zu investieren. Langfristig sind es aber gerade diese Investitionen in Sachanlagen sowie in Forschung und Entwicklung, die den Unternehmen Vorteile gegenüber ihren Konkurrenten verschaffen. Der Zinseszinseffekt dieser Kapitalallokation ist das Erfolgsgeheimnis vieler Unternehmen wie Berkshire Hathaway, Apple oder Alphabet, denen es mit guten Investitionsentscheidungen gelungen ist, zu expandieren und ihr Geschäft außerordentlich auszubauen. Diese Geschäftsmodelle erwirtschaften so hohe Renditen auf das eingesetzte Kapital, dass andere Anlageformen zwangsläufig weniger rentabel sind. Langfristig spiegeln sich diese Renditen auch in den Aktienkursen wider.

 Ein weiteres Problem der Dividenden ist die Erwartung vieler Investoren, dass diese jährlich steigen müssen. Die Vorstände stehen daher unter Druck, dieses Dividendenwachstum jedes Jahr zu liefern und handeln dabei nicht immer im besten Interesse des Unternehmens. Für die meisten Unternehmen sind Aktienrückkäufe die bessere Alternative. Durch die Reduzierung der Aktienanzahl steigt der Wert der verbleibenden Aktien. Anders als bei einer Dividende haben Anleger auch nicht das Problem der Besteuerung, die bei einer Reinvestition den Wert schmälert. Mit dem Invesco Global Buyback Achievers UCITS ETF (WKN: A114UD) können Anleger in Unternehmen investieren, die auf Grundlage einer soliden Unternehmensfinanzierung Aktienrückkaufprogramme durchführen.

Die Mischung macht es

Dividenden-ETFs können dennoch ihren Platz in einem diversifizierten Portfolio haben, insbesondere für Anleger, die auf regelmäßige Erträge angewiesen sind. Anleger sollten sich jedoch davor hüten, sich zu sehr auf Dividenden zu verlassen und andere Aspekte der Unternehmensentwicklung zu vernachlässigen.

Die Anlage in Dividenden-ETFs sollte als Teil einer umfassenderen Anlagestrategie betrachtet werden, die auch Wachstum und Kapitalerhalt berücksichtigt. Durch die Diversifizierung ihrer Anlagen und die Berücksichtigung verschiedener Anlagestrategien können Anleger ihr Risiko minimieren und ihre langfristigen Renditechancen maximieren.