5. November 2022

Social Trading: Kaufen, was die anderen kaufen?

Die Börsen crashen, Anlegerinnen und Anleger verzweifeln. Da ist guter Rat teuer. Ist es sinnvoll, andere Investoren zu kopieren? Oder läuft man Gefahr, sein Geld unbedacht zu verbrennen? Wir haben das Phänomen Social Trading unter die Lupe genommen.

Börse meets Social Media: Anlegerinnen und Anleger folgen anderen Investoren und kopieren deren Börsengeschäfte. Das ist Social Trading. Böse Zungen nennen es auch Copy Trading. Trader, Privatanleger, aber auch Profis wie Vermögensverwalter handeln ihre eigene Strategie öffentlich. Jeder kann sie nachmachen. Die, die ihr Depot offenlegen, werden Signalgeber genannt.

Jeder Trade ist in Echtzeit sichtbar für die Follower auf der Plattform und nach- vollziehbar. Weltweit. Die Idee: Rendite ohne viel Aufwand und ohne viel Börsenwissen. Klingt einfach.

Social Trading funktioniert so: Wie bei den gängigen sozialen Netzwerken können Follower:innen den Channel eines Social Traders abonnieren und kopieren. Sie haben außerdem Einblick in das gesamte Depot und auch in dessen Wertentwicklung. eToro, Wikifolio und Naga sind die bekanntesten Plattformen für Social Trading.

Wie genau das geht, das handhaben die Anbieter ganz unterschiedlich: Auf der wohl bekanntesten Social-Trading-Plattform Wikifolio kaufen die Anlegerinnen und Anleger ein Zertifikat des Traders bzw. der Traderin ihrer Wahl. Ein Produkt, das sozusagen automatisch und 1:1 zur Wertentwicklung des Musterdepots mitläuft. Das ist dann Bestandteil des Depots, die Follower kaufen es über ihren Broker. Dann läuft es automatisch. Das Zertifikat wird schließlich von Lang & Schwarz emittiert.

Bei Plattformen wie eToro oder Naga können Follower:innen jeden Trade 1:1 handeln. eToro gehört zu den größten Social-Trading-Plattformen weltweit. 25 Millionen Follower:innen hat das Unternehmen aus Israel. Aktien, ETFs, Edelmetalle, Rohstoffe – viel ist handelbar.

Copy Trading kostet – nicht wenig

Nutzerinnen und Nutzer müssen bei den Plattformen einen Mindestbetrag einzahlen, bevor es losgeht. Beim Copy Trading fallen dann Gebühren an. Naga berechnet für das Autocopy, wie das Social Trading hier heißt, eine Gebühr von 0,99 Euro pro Trade. Bei mehr als zehn Euro Gewinn berechnet Naga fünf Prozent davon als variable Gebühr zuzüglich zu den 99 Cent. eToro erhält eine Provision aus dem Spread, also der Spanne zwischen An- und Verkaufskurs, egal, ob die Trader manuell handeln oder kopieren. Wikifolio nimmt eine Gebühr für das Zertifikat von 0,95 Euro pro Jahr. Bei einem neuen Jahreshöchststand im Depot wird eine Performance-Gebühr fällig. Sie beträgt zwischen 5 und 30 Prozent der Rendite. Ordergebühren für das Zertifikat fallen beim Broker des Anlegers an.

Was kann Social Trading?

Aber blind das eigene Geld in etwas investieren, was Fremde vormachen? Mit Social Trading können Börsen-Neulinge viel von erfahrenen Tradern lernen. Und das geht auf den Plattformen einfach, schnell und mit transparenten Gebühren. Und man kann in der Community andere Trades kommentieren, hinterfragen, teilen und auf diese Art Wissen aufbauen.

Wer den Traderinnen und Tradern folgt, hat Anteil an ihren Gewinnen – aber auch an ihren Verlusten. Doch man kann mit überschaubaren Beträgen einsteigen und das Risiko breit streuen. Denn zum einen sind mehrere Positionen in einem Depot, zum anderen kann man mehreren Tradern folgen.

Renommierte Trader haben einen guten Ruf, wenn sie langfristig eine gute Performance haben. Das bringt sie in den Rankings nach vorn. Sie haben entsprechend viele Follower. Das bedeutet auch, dass sie sich über die Beteiligung an den Gebühren ein weiteres finanzielles Standbein aufbauen können. Entweder erhalten sie eine Gebühr pro Trade, was gängig ist, oder sie werden erfolgsorientiert bezahlt.

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Welche Risiken existieren beim Social Trading?

Blind zu kaufen, was die anderen machen, kann die eigene Strategie schnell über den Haufen werfen. Und wer (noch) nicht genug Börsenwissen hat, kauft womöglich Titel oder Produkte, die er bzw. sie gar nicht kennt. Und damit auch ungewollte Risiken. Ob die Social Trader selbst genügend Wissen haben und eine ausreichende Analyse vor jedem Trade machen, können die Follower jedoch nicht überprüfen.

Außerdem kann jeder ein Signalgeber werden. Man braucht keine Ausbildung, kein Zertifikat, man ist nicht gesetzlich reguliert. Das bedeutet, dass man bei Verlusten nicht zur Verantwortung gezogen werden kann. Zudem gibt es bei Zertifikaten ein Emittenten-Risiko. Geht Herausgeber Lang & Schwarz insolvent, ist das Geld der Anlegerinnen und Anleger verloren.

Fazit

Social Trading kann eine Beimischung im Depot sein. Das A und O an der Börse ist jedoch eine eigene Strategie. Alternativ kann jeder in einem digitalen Musterdepot die eigenen Ideen selbst umsetzen, ohne echtes Geld einzusetzen. So lassen sich bestmöglich Wissen aufbauen und Erfahrungen sammeln. Das ist sinnvoller als blindes Kopieren.

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