9. April 2023

Small Caps und Value: Darum sind kleine, unterbewertete Unternehmen gefragt

Kleinere Unternehmen (Small Caps) sind wendiger, innovativer und anpassungsfähiger. Sie bieten die Chance auf höhere Renditen. Mit einem Small-Cap-Value-ETF lässt sich diese  Renditechance mit dem Value-Faktor kombinieren. 

Steigende Zinsen, Inflation und Rezessionsängste – viele Anlegerinnen und Anleger liebäugeln wieder vermehrt mit Value-Aktien. Die unterbewerteten Unternehmen sind häufig in Branchen tätig, die als sicherer Hafen gelten. Daher lohnt sich ein genauerer Blick  auf die Chancen innerhalb der ETF-Landschaft. Doch es müssen nicht unbedingt die Bluechips sein. Insbesondere kleinere Unternehmen – sogenannte Small Caps – scheinen interessant.

Warum nun gerade Value? Und warum das Ganze mit Small Caps? Auf lange Sicht sind Small Caps im Vergleich zu großen Unternehmen (Large Caps) die größeren Renditebringer  Zudem weisen fundamental günstig bewertete Aktien (Value) langfristig betrachtet eine bessere Performance auf als Wachstums-Aktien (Growth).

Streng wissenschaftlich

Die Beobachtung, dass die beiden Faktoren auf lange Sicht attraktivere Renditen erbringen, geht auf das Nobelpreis prämierte Dreifaktorenmodell von Eugene Fama und Kenneth French zurück. Für die höheren Renditen gibt es einerseits rationale Erklärungen, wie ein allgemein erhöhtes Risiko von Small Caps und Value-Aktien, aber auch verhaltenstheoretische Erklärungen, etwa die Tendenz, die Wachstumschancen von Value-Aktien zu unterschätzen. Die beiden Faktoren scheinen zudem auch miteinander zu korrelieren, denn der Value-Effekt kommt bei Small Caps am stärksten zum Tragen. Warum also nicht beide Faktoren miteinander kombinieren, also in kleine Unternehmen investieren, die zudem eine günstige Bewertung aufweisen?

Dieses Ziel verfolgt die sogenannte Small Cap Value Strategie, die auf Indexbasis umgesetzt werden kann. Zu diesem Zweck gibt es mittlerweile einige Indizes und ETFs, mit denen versucht wird, diese Faktorenkombination umzusetzen. Die meisten Möglichkeiten gibt es allerdings im US-amerikanischen Raum, während die Produktlandschaft in Europa leider noch etwas dünn gesät ist. Dennoch gibt es auch hierzulande einige Möglichkeiten, mit denen die beiden Faktoren Size und Value kombiniert ins Portfolio geholt werden können. Drei ETFs wollen wir in diesem Zusammenhang etwas näher beleuchten.

Günstig bewertete Small Caps in den USA und in Europa

Innerhalb der Industrieländer gibt es aktuell vor allem zwei interessante ETFs, mit denen in günstig bewertete Small Caps investiert werden kann. Mit dem SPDR MSCI USA Small Cap Value Weighted UCITS ETF (WKN: A12HU5) investiert man in US-amerikanische Aktien mit niedriger Marktkapitalisierung, wobei jene Aktien, die eine niedrigere Bewertung aufweisen, höher gewichtet werden. Insgesamt umfasst der zugrunde liegende Index 1.885 Unternehmen.

Es gibt auch ein entsprechendes Pendant für den europäischen Aktienmarkt. Der SPDR MSCI Europe Small Cap Value Weighted UCITS ETF (WKN: A12HU7) gewichtet jene Aktien höher, die in fundamentaler Hinsicht eine günstigere Bewertung aufweisen. Dabei umfasst der ETF insgesamt 927 Aktien aus 15 europäischen Industrieländern. In beiden Fällen handelt es sich um thesaurierende ETFs mit physischer Replikationsmethode (optimiertes Sampling). Die Gesamtkostenquote (TER) beträgt bei beiden ETFs 0,30 Prozent. Sie wurden beide im Jahr 2015 aufgelegt und weisen ein Fondsvolumen von über 300 Millionen Dollar in der USA-Variante und von über 100 Millionen Dollar in der Europa-Variante auf.

Investmentmöglichkeiten in Schwellenländern

Auch in den Schwellenländern gibt es entsprechende Investmentoptionen. Eine interessante Möglichkeit bietet der Invesco FTSE Emerging Markets High Dividend Low Volatility UCITS ETF (WKN: A2AHZU). Dieser ETF erweckt aufgrund seiner Bezeichnung zwar den Eindruck, als würde es sich um einen dividendenstarken ETF mit geringer Schwankungsanfälligkeit handeln.

Das ist auch der Fall und tatsächlich betrug die Dividendenrendite bei diesem ETF per Jahresende 2022 neun Prozent. Besonders interessant ist jedoch, dass knapp 80 Prozent der insgesamt 97 Werte dem Value-Segment zuzuordnen sind. Darüber hinaus setzen sich die Unternehmen zu etwa gleichen Teilen aus Large Caps und Mid Caps und zu einem kleineren Teil aus Small Caps zusammen. Der ETF könnte also durchaus eine interessante Möglichkeit sein, um in den Schwellenländern die beiden Faktoren Size und Value abzubilden.

Es handelt sich hierbei um einen ausschüttenden ETF mit physischer Replikationsmethode (vollständige Replikation). Die TER beträgt 0,49 Prozent, der ETF wurde im Jahr 2016 aufgelegt und weist ein Fondsvolumen von über 150 Millionen Euro auf.